Verteilt mit hohem Spielverständnis die Bälle: Der US-Amerikaner Jordan Hulls von den MHP Riesen Ludwigsburg. Foto: Baumann

Trainer John Patrick wollte ihn schon seit vier Jahren zu den MHP Riesen Ludwigsburg holen – jetzt hat er Jordan Hulls endlich bekommen. Was macht den Neuzugang für den Basketball-Bundesligisten so wertvoll?

Ludwigsburg - Der Dialog mit Jordan Hulls beginnt mit einer Liebeserklärung an das Land, in dem er seit vier Jahren lebt und arbeitet: „Meine Familie und ich lieben Deutschland. Die Basketball-Liga ist super, das Leben neben dem Court ist großartig“, sagt der Neuzugang von den MHP Riesen Ludwigsburg. Jeweils zwei Jahre spielte er in Bremerhaven und Würzburg. „Wir haben in der Zeit viel über Land und Leute gelernt, Freundschaften fürs Leben geschlossen“, schwärmt Hulls.

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Er kennt die Menschen, er kennt die Mentalität, er kennt die Liga. Das waren wichtige Kriterien, warum ihn John Patrick nach Ludwigsburg lotste. Oft verpflichtet der Riesen-Coach Spieler aus den USA, die er in College-Teams oder Mannschaften der NBA-G-League aufspürt. Doch Hulls hat es ihm schon lange angetan. „Jordan ist sehr erfahren und kennt das europäische System. Ich wollte ihn seit vier Jahren verpflichten, jetzt war er frei und es hat endlich geklappt“, freut sich der Coach. Vor seiner Zeit in Deutschland spielte der 30-Jährige in Polen, dem Kosovo und in Belgien. Es gibt größere Basketballnationen, doch Hulls will diese Stationen in seiner Vita nicht missen: „Die Aufenthalte in diesen Ländern waren wichtige Meilensteine in meiner Karriere. Ich bin als Mensch gewachsen und ein besserer Spieler geworden – nur dadurch bekam ich die Chance, in Deutschland zu spielen.“

Twitter-Nachricht aus Berlin

Das macht er jetzt schon im fünften Jahr. Weshalb Hulls keinerlei Eingewöhnungszeit benötigt. Das hat er in den ersten beiden Saisonspielen eindrucksvoll bewiesen. Gegen die BG Göttingen (100:73) zeigte er seine Stärken als Spielgestalter und im Abschluss (20 Punkte), in Bonn (86:82) konzentrierte er sich auf Spielsteuerung, wertvolle Assists und im letzten Viertel auf effiziente Abwehrarbeit. Was sogar einen Spieler von Alba Berlin zu einer Twitter-Nachricht veranlasste: „Hulls war noch nie für die Verteidigung bekannt, aber für Ludwigsburg macht er im letzten Viertel große Spiele in der Defensive“, schrieb Peyton Siva. Hulls selbst will gar nicht groß auf seine eigene Leistung eingehen. „Egal, wie viele Punkte ich selbst beisteuere, es geht um den Erfolg der Mannschaft. Und zwei Spiele, zwei Siege – das ist doch eine großartige Bilanz“, findet der zurückhaltende Teamplayer.

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Seine Qualitäten sind offensichtlich: Er ist zwar nicht der lautstarke Anführer, aber mit seinem hohen Spielverständnis der clevere Organisator des Spiels, gemeinsam mit Jaleen Smith der verlängerte Arm des Trainers auf dem Feld. John Patrick drückt sich so aus: „Jordan bringt einen hohen Basketball-IQ mit.“

Vorbilder Maravich und Nash

Seine Vorbilder sind die Legenden „Pistol Pete“ Maravich und Steve Nash. „Zu ihnen habe ich immer aufgesehen. Ich habe ihre Bücher gelesen, ihre Spiele und Videos geschaut und versucht zu schauen, ob ich mir kleine Dinge für mein Spiel von ihnen abschauen kann“, sagt Hulls. In seiner Heimat Indiana schwärmt er für die Clubs Hoosiers und die Pacers, aber auch für die Phoenix Suns. Und im Fußball mag er den Argentinier Lionel Messi.

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Am liebsten aber ist er außerhalb des Sports mit seiner Familie zusammen. „Egal, ob wir eine Fahrradtour machen, im Park spielen, zusammen Filme ansehen oder neue Orte entdecken: Ich bin froh, dass ich hier in Europa bin und meine Familie und ich während meiner Karriere viel von der Welt sehen können“, sagt Hulls. Derzeit sind seine Ehefrau, die beiden Söhne (drei und eineinhalb Jahre alt) sowie Margarete Louis noch in den USA. Das Baby kam vor zwei Wochen zur Welt und Hulls konnte bei der Geburt nur via Facetime im Kreißsaal dabei sein. „Das war schwer für mich“, sagt Hulls vor dem Auswärtsspiel am kommenden Sonntag (18 Uhr) beim FC Bayern München. Das wird auf eine andere Art schwer: „Bayern hat eines der besten Teams in Europa, aber wir werden ihnen einen harten Kampf liefern.“ Hulls, dem Organisator mit dem hohen Basketball-IQ, wird dabei eine Schlüsselrolle zukommen.