Abbas Maroufi eröffnete in Berlin eine Buchhandlung für persische Literatur. Foto: dpa/Arne Immanuel Bänsch

Abbas Maroufis Romane sind Meisterwerke der persischen Literatur. 1996 gelang dem Autor eine ungewöhnliche Ausreise aus dem Iran. Nun ist er in Berlin gestorben.

Der iranische Exil-Schriftsteller Abbas Maroufi ist tot. Der Autor starb am Donnerstag im Alter von 65 Jahren nach langer und schwerer Krankheit, wie seine Familie mitteilte. Maroufi galt als einer der bekanntesten Schriftsteller zeitgenössischer iranischer Literatur. Zurückgezogen lebte der Autor zuletzt in Berlin, wo er einen Buchladen gründete. Mit seinem ersten ins Deutsche übersetzten Buch „Die Symphonie der Toten“ (1996), einer finster-faszinierenden Brudermordgeschichte, wurde er auch hier bekannt. Romane wie „Die dunkle Seite“ und „Im Jahr des Aufruhrs“ folgten, mit letzterem setzte Abbas allen unglücklich Liebenden in Iran und anderswo ein Denkmal.

Maroufis Romane gelten als Meisterwerke persischer Literatur. Auch in Deutschland wurde er hoch geschätzt, Autoren wie Günther Grass halfen ihm 1996 bei der Ausreise aus seiner Heimat. Der Fall Abbas Maroufi sorgte 1996 für Aufsehen: Der Schriftsteller, der zu den führenden Romanautoren seiner Generation in Iran zählte und als scharfer Kritiker der iranischen Regierung galt, wurde damals zu einem halben Jahr Gefängnis, zwanzig Peitschenhieben und einem zweijährigen Publikationsverbot verurteilt, weil seine Zeitschrift „Gardun“ den Mullahs ein Dorn im Auge war. Die Zeitschrift wurde verboten. Nach internationalem Protest konnte Maroufi damals nach Deutschland ausreisen, die Strafe wurde nicht vollstreckt.

Schwieriger Start im Exil

Hier wurde er Mitglied der deutschen Schriftstellervereinigung PEN und lebte zunächst einige Zeit mit einem Stipendium im Heinrich-Böll-Haus in Düren in Nordrhein-Westfalen. Die ersten Jahre im Exil waren schwierig für den jungen Schriftsteller, der nachts in einem Hotel jobbte und daher vorübergehend seine Arbeit an den Romanen einstellte.

Aus seiner früheren im Iran verbotenen Zeitschrift, die er im Exil aus finanziellen Gründen einstellen musste, wurde eine Online-Akademie für iranische Schreibtalente. „Ich glaube an den Intellekt der jungen Generation. Aber diese Generation lebt in einer Gesellschaft, die wie von einer Flut fortgerissen wird. Und das einzige was ich machen kann, ist einige von ihnen zu retten“, sagte Maroufi wenige Jahre vor seinem Tod. Die iranische Literatur sei wie ein Körper, der sich in zwei Teile geteilt habe, meinte der Autor: Ein Teil lebt im Lande, einer außerhalb.

Als Lese-Gast in Stuttgart

Bei einer Lesung von Exilautoren im Stuttgarter Theater Rampe war Maroufi zwei Jahre nach seiner Flucht als Autor zu erleben, in dessen vorgestelltem Roman sich das „Antigone“-Thema in bedrückenden nächtliche Verfolgungen und Demütigungen niederschlug und sich neben Angst und Verzweiflung ebenfalls die allgegenwärtige Präsenz des Militärs niederschlug. „Surreal und erschütternd mutet seine Erzählung an, die sich auch als eine große Klage auf all jene begreifen läßt, die nicht begraben werden dürfen“, notierte die Rezensentin damals. Maroufis jüngstes Werk „Alle Toten heißen Jahia“ erschien 2018 in Deutschland auf Persisch.