In Stuttgart könnte sehr viele Flächen mit Solaranlagen belegt werden. Die Stadtwerke könnten aber auch in Windenergie investieren. Foto: dpa/Sina Schuldt

Der Gemeinderat will am kommenden Mittwoch das neue Ziel der Klimaneutralität für 2035 festschreiben. Dazu soll auch ein Investitionsbeschluss fallen. Dabei soll viel Geld in Bereiche fließen, für die Stuttgart bisher als Diaspora bekannt ist.

Nächste Woche steht im Gemeinderat eine wichtige Entscheidung an, um den Klimaschutz in der Stadt voranzutreiben: Das Gremium soll am Mittwoch, 27. Juli, den Beschluss fassen, das Ziel der Klimaneutralität in der Stadt vom Jahr 2050 auf 2035 vorzuziehen. Die Mehrheit steht, auch ist klar, dass die von CDU-Fraktionschef Alexander Kotz als historisch kategorisierte Verschärfung mit einer 100-Millionen-Euro-Entscheidung zelebriert werden soll.

Geld kommt auch Überschuss 2021

Die Stadt hat im vorigen Jahr einen Haushaltsüberschuss in Höhe von 259 Millionen Euro erwirtschaftet. Das Linksbündnis beantragte am Dienstag, dieses Geld „für klimagerechte Maßnahmen“ zurückzulegen, um „die Ernsthaftigkeit einer sozial verträglichen Klimapolitik zu unterstreichen“. Finanziell geht OB Frank Nopper (CDU) nicht so weit, bei der Verwendung der von ihm vorgeschlagenen 100 Millionen Euro wird er aber konkreter. Diese Summe sollen die Stadtwerke erhalten, um Investitionen in Photovoltaik-Anlagen und weiteren Anlagen zur Erzeugung von Strom und Wärme stemmen zu können. Beim Thema Photovoltaik gilt Stuttgart als Diaspora. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz rechnete vor, dass bis 2035 eine Verhundertfachung der installierten Leistung in Stuttgart nötig sei.

Die Stärkung der Stadtwerke gilt als altes Anliegen des neuen OB-Strategen und früheren SPD-Fraktionschefs Martin Körner. Vor Nopper hatte dessen Vorgänger Fritz Kuhn (Grüne) aus einem Überschuss 200 Millionen Euro für Klimaschutz-Zuschüsse und -Investitionen bereitstellen lassen. Dieses Programm läuft noch.

Elf Milliarden an Investitionen nötig

Die Summen erscheinen hoch, relativieren sich aber durch eine Einordnung: Nur um die städtischen Liegenschaften klimaneutral zu bekommen, sind voraussichtlich 600 Millionen Euro nötig, dazu kommt der Aufwand bei städtischen Beteiligungen wie der Stuttgarter Wohnungsbaugesellschaft SWSG. In der Gesamtstadt summiert sich der Aufwand nach Rechnung des Beratungsunternehmens McKinsey, welches 13 bisher nicht im Detail bekannte Maßnahmenpakete vorschlägt, auf elf Milliarden. Diese Investitionen würden sich voraussichtlich überwiegend bis 2040, im Verkehr bereits bis 2035, beim Thema Wärme beim aktuellen Gaspreis bis 2043 amortisieren.