Zurück auf der großen Actionbühne: Keanu Reeves in „John Wick – Kapitel 4“ Foto: dpa/Leonine Studios //urray Close

Keanu Reeves hat in „Matrix“ das Actionkino fürs neue Jahrtausend definiert. Sein stilbewusster Ex-Auftragskiller in „John Wick“ gilt als Stilikone. Zum Start des vierten Films Reeves über Kampfkunst, Motorräder und Pferde.

Das Publikum mochte Keanu Reeves immer – und die anfängliche Kritik an seinem mitunter hölzern wirkenden Spiel ist über die Jahre leiser geworden. Beim vierten Teil der Action-Filmreihe „John Wick“ hat der Schauspieler wieder einiges gelernt, wie er im Gespräch erzählt.

Mr. Reeves, „John Wick – Kapitel 4“ wurde auch in Berlin gedreht. Wie war die Zeit in Deutschland?

Allein in die Stadt zu kommen und die Chance zu haben, im Studio Babelsberg zu arbeiten, war schon ein Highlight. Einen Film in diesem Studio mit seiner so bemerkenswerten Geschichte zu machen war sehr aufregend. Alle vor Ort waren freundlich und hilfsbereit. Auch der bekannte Berliner Türsteher Sven Marquardt, der im Film zu sehen ist, war sehr nett, liebenswert, und es hat Spaß gemacht, mit ihm zu arbeiten. Er brachte eine wunderbare Energie mit.

Gab es bei all den Kampf- und Actionszenen einen schmerzhaftesten Drehtag?

Gar nichts war schmerzhaft. Es gab eine Menge Liebe. Ich denke, die größte Herausforderung bestand darin, die Vision des Regisseurs Chad Stahelski zu verwirklichen. Er hat eine so außergewöhnliche Perspektive.

Können Sie uns etwas über die spektakuläre Szene am Arc de Triomphe in Paris sagen?

Hier spielten viele Elemente eine Rolle. Wir hatten Autos in voller Fahrt, und etliche Stuntmen waren involviert. Das alles musste man koordinieren, um die Sicherheit und das präzise Fahren zu gewährleisten. Schließlich werden Autos und Menschen von Fahrzeugen erfasst und durch die Gegend geschleudert. Das perfekte Timing herzustellen war extrem schwierig.

Was nehmen Sie mit aus den Dreharbeiten zu „John Wick – Kapitel 4“?

In diesem Fall den Umgang mit Nunchakus, zwei Holzstücken, die durch eine Kette verbunden sind. Man schwingt sie hin und her und will damit möglichst sicher umgehen, aber auch den richtigen Rhythmus finden. Es braucht viel Zeit, um die Technik zu meistern. Ich habe das nie auf einem wirklich hohen Niveau beherrscht. Für diesen Film waren es das Wu Tao, die Choreografie und der Rhythmus, an denen ich gearbeitet habe. Ich konnte auch einige Dinge ausprobieren, die man in der realen Welt niemals tun würde. Muscle-Cars zu fahren zum Beispiel.

Was können Sie über die Kampfszenen mit den Kung-Fu-Meistern erzählen, die am Film mitgewirkt haben?

Es war großartig, mit Scott Adkins und Donnie Yen zu arbeiten, die beide Meister des Filmkampfes sind. Es hat Spaß gemacht, ihren Enthusiasmus für das Projekt zu spüren und zu beobachten, wie sie ihre Charaktere entwickeln, dann im Moment sind und wirklich spielen. Ich hatte die Möglichkeit, mit einem sehr guten Judotrainer und Jiu-Jitsu-Experten namens Dave Camarillo zu arbeiten. Die Art und Weise, wie er unterrichtet, und die Mentalität, die er einbringt, sind wirklich fantastisch. Es war ein Erlebnis, Zeit mit ihm zu verbringen und von ihm und dem Kernteam, mit dem ich trainiert habe, zu lernen.

Fühlt es sich nach all den Jahren immer noch seltsam an, mit Waffen umzugehen, auch wenn es nur Requisiten sind?

Für diesen Film habe ich mich darum bemüht, noch besser mit verschiedenen Waffen umzugehen. Ich habe mein Filmjudo und -Jiu-Jitsu präzisiert und mit Schwertern gearbeitet. Und mit Pfeil und Bogen. Die haben es zwar nicht in den Film geschafft, ich musste aber trotzdem mit ihnen trainieren. Darüber hinaus hatte ich es mit Schrotflinten und Magazinwechseln zutun.

Sie sind ein Motorradfan – wie viel davon gibt es diesmal zu sehe?

Ja, ich liebe es, Motorrad zu fahren. In dieser Beziehung konnte ich nicht so viel umsetzen wie erhofft. Aber was wir machen konnten, fand ich toll, zum Beispiel einen Wheelie zu fahren und dann loszulassen. Und natürlich wurde das Motorrad auch als Waffe benutzt, schließlich ist es John Wick. Es hat nicht ganz für Motorrad-Fu gereicht, aber es hat definitiv Spaß gemacht.

Wie viele „John Wick“-Filme können noch kommen? Liam Neeson lässt es ja mit 70 noch krachen.

Ja, er ist eine Legende, oder? Liam Neeson ist unglaublich. Ich könnte mich einfach nur glücklich schätzen, einmal auf eine solche Karriere zurückzublicken. Tatsächlich wird es nicht einfacher, diese Filme zu machen. Aber ich glaube, das ist ein Teil des Geschenks: die Chance zu bekommen, sich diesen anspruchsvollen Aufgaben zu stellen. Ich finde die Action in „John Wick“ atemberaubend. Sie hat aber auch ihre Herausforderungen. Wenn man älter ist, muss man definitiv mehr auf Erholungsphasen achten. Aber das geht völlig in Ordnung. Ich versuche, so in Form zu bleiben, wie es die Figur des John Wick erfordert. Dabei geht es nicht um Bodybuilding und absolute Fitness. Du bewegst Menschen, zum Beispiel mit all diesen Judowürfen. Es gibt wirklich eine Menge Kämpfe in den Filmen. Man bemüht mich also darum, den Rumpf und die Basis zu stärken. Man will diese Szenen nicht einfach nur überleben, sondern auch dazu in der Lage sein, Tag für Tag überzeugend weiterzumachen.

Das Internet feiert Sie als einen der beliebtesten Schauspieler. Haben Sie eine Erklärung dafür?

Ich weiß all das Wohlwollen zu schätzen und hoffe, dass die Leute Spaß an meinem Tun haben. Was Erklärungen angeht, habe ich wirklich keine Ahnung. Abgesehen von der Showbiz-Sache führe ich ein ziemlich normales Leben.

Hat Fan-Liebe auch negative Seiten?

Ein außergewöhnlicher Umstand der Popularität ist sicher der Mangel an Privatsphäre. Wenn Leute die Wände deines Hauses hochklettern und versuchen einzubrechen, ist das nicht schön.

Können Sie inzwischen so gut auf Pferden reiten, wie Sie Motorrad fahren?

Nein. Ich komme mit den Grundlagen ganz gut klar, aber ich kann Pferde einfach nicht zum Springen ermutigen. Ich betreibe auch keine Dressur oder etwas in der Art. Wenn man mich auf die Strecke schickt und wir von hier nach dort kommen müssen, bin ich sattelfest. Was meine Beziehung zum Reiten angeht, so habe ich bei all dem Training gelernt, dass Fehler nie die Schuld des Pferdes sind. Es liegt immer an dir, wenn etwas falsch läuft.

Welche Rolle bedeutet Ihnen mehr, John Wick oder Neo aus „Matrix“?

Ich bin für beide Rollen wirklich dankbar. Ich liebe die Abenteuer dieser Figuren und die Filmemacher, mit denen ich zusammenarbeiten durfte. Beide Rollen haben mein Leben nachhaltig verändert und waren außergewöhnliche Erfahrungen. Ich weiß nicht, wie ich einen Kontrast oder einen Vergleich zwischen Thomas Anderson und John Wick herstellen würde, sie sind so unterschiedlich. Sie haben aber auch Gemeinsamkeiten. Beide sind sehr verliebt. John Wick wird von der Trauer über den Verlust seiner Liebe angetrieben. Thomas Anderson aus „Matrix“ hegt eine Sehnsucht nach der wahren Liebe. Lassen Sie es mich so ausdrücken: Beide Charaktere sind durch die Liebe verbunden.