Kämpferische Mittagspause: Am Ostendplatz haben Frauen zum Internationalen Frauentag Sexismus und Ungleichbehandlung angeprangert. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Das „Frauenkollektiv Stuttgart“ und die linke Gruppierung „Zusammen Kämpfen Stuttgart“ (ZK) haben auf dem Ostendplatz Flagge gezeigt. Ihr Protest richtet sich gegen ungleiche Bezahlung, Sexismus und geschlechtsspezifische Arbeitsteilung.

Das „Frauenkollektiv Stuttgart“ und die linke Gruppierung „Zusammen Kämpfen Stuttgart“ (ZK) haben am Mittwochmittag anlässlich des Internationalen Frauentags am Ostendplatz eine „feministisch kämpferische Mittagspause“ veranstaltet. Ziel der Aktion rund um einen „Frauenstreikpavillon“ war eine gemeinsame Arbeitsniederlegung von Frauen, ob am Arbeitsplatz oder bei der Hausarbeit.

Unter dem Motto „Nein sagen, für uns einstehen, feministisch streiken, Forderungen in die Öffentlichkeit tragen und gemeinsam diskutieren“, richteten die Beiträge der Rednerinnen sich gegen „patriarchale Unterdrückung“, ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen und Sexismus, „der sich durch alle Bereiche des Lebens zieht.“

Care-Arbeit als Aufgabe für die ganze Gesellschaft

Einer der Schwerpunkte der Aktion lag auf der Forderung, sogenannte Care-Arbeit nicht mehr vorrangig als Aufgabe der Frauen anzusehen, sondern „gesamtgesellschaftlich zu organisieren“, wie Lis Fetzer vom Frauenkollektiv Stuttgart betonte. Mit Care-Arbeit sind nicht nur die Berufe in der Pflege und im sozialen Bereich gemeint, sondern auch die unentgeltliche Arbeitsleistung in Familien.

„Wir übernehmen immer noch unbezahlt den Großteil der Sorgearbeit, der Pflege von Kindern und Angehörigen, der Haushaltsarbeit und werden in Rollenbilder gezwängt“, sagte Fetzer. Die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung im Haushalt ist nach Ansicht der Aktivistinnen bis heute „ein Eckpfeiler der strukturellen Unterdrückung von Frauen“. Ohne diese „unbezahlte Reproduktionsarbeit“ würde die Gesellschaft und Wirtschaft, nach Ansicht der Aktivistinnen, nicht funktionieren.

Pflege und Erziehung der „Profitlogik“ entziehen

Eine Rednerin des Linksbündnisses „Zusammen Kämpfen Stuttgart“ betonte, dass in einer zukünftigen gerechten Gesellschaft, die Kindererziehung und Pflege von älteren und kranken Menschen „der Profitlogik“ entzogen sein müssten. Darüber hinaus wurde bemängelt, dass es auch in Stuttgart noch immer zahlreiche unsichere Orte für Frauen gebe. Genannt wurde der Hauptbahnhof sowie die Parks im Stadtzentrum.

Mit einem kurzen Theaterstück, das eine „Tagesschau“ im Jahr 2070 zeigte, stellten die Aktivistinnen ihre Vorstellung einer Zukunft vor, in der Frauen zum Beispiel keine sexualisierte Gewalt mehr droht und Frauen und Männer dieselben gesellschaftlichen Aufgaben für dieselbe Entlohnung übernehmen. Vorausgegangenen war diesem Zukunftsszenario in der Geschichte des Theaterstücks ein Massenstreik von Millionen von Frauen, der ein gesellschaftliches Umdenken herbeigeführt hat.