Auch ein Fahrradtraining für geflüchtete Menschen fand in Kernen statt. Foto: Eva Herschmann

Ende 2024 lebten in der 15 800 Einwohner zählenden Gemeinde Kernen insgesamt 2806 Menschen ohne deutschen Pass. Die Integration bleibt eine wichtige Aufgabe für den Ort.

Die Integration von Geflüchteten und Migranten bleibt eine der wichtigen Aufgaben für die Gemeinde Kernen. Dies zeigt der aktuelle Jahresbericht 2024 der Integrationsbeauftragten Sabine Lindau, der jetzt dem Gemeinderat vorgelegt wurde. „Trotz schwieriger Rahmenbedingungen konnten wir im vergangenen Jahr rund 160 neue Geflüchtete aufnehmen und erste Integrationsschritte einleiten“, heißt es im Bericht.

Ende 2024 lebten in der 15 800-Einwohner-Gemeinde Kernen 2806 Menschen ohne deutschen Pass. Von ihnen wohnten 361 Personen in sogenannten Anschlussunterbringungen – das sind Wohnungen und Unterkünfte, die die Gemeinde nach Aufenthalten in Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften zur Verfügung stellt. Weitere 75 Menschen lebten in der neu eröffneten Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises.

Fast die Hälfte der Flüchtlinge kam wegen des Kriegs in der Ukraine

Das Integrationsteam im Rathaus, bestehend aus einer Sozialarbeiterin der Gemeinde und Integrationsmanagern der Caritas, führte im vergangenen Jahr knapp 2000 Beratungsgespräche durch. „Dabei ging es vor allem um existenzielle Fragen: Wie sichere ich meinen Lebensunterhalt? Wo finde ich eine Wohnung? Wie kann ich Deutsch lernen und Arbeit finden?“, erläutert der Bericht. Die meisten Menschen, die Hilfe suchten, kamen aus der Ukraine (42 Prozent), gefolgt von Syrien (14 Prozent) und Afghanistan (8 Prozent).

Für 2025 stehen neue Herausforderungen an: Der Bund hat aktuell seine Mittel für Deutschkurse mehr als halbiert – von 1,1 Milliarden Euro auf 500 Millionen Euro. Wichtige Angebote wie spezielle Sprach- und Integrationskurse für Jugendliche, Eltern und Frauen werden eingestellt. „Das trifft besonders die Menschen, die mehr Unterstützung beim Deutschlernen brauchen“, warnt der Bericht.

Innovative Projekte zur Förderung der Integration in Kernen

Die Gemeinde reagiert mit neuen Projekten: Im Herbst 2025 werden „interkulturelle Elternmentoren“ ausgebildet. Diese sollen zwischen Kindergärten, Schulen und zugewanderten Familien vermitteln. Außerdem startete das Projekt „Behördenlotsen“: Dabei begleiten geschulte Ehrenamtliche Migranten bei Behördengängen und helfen beim Ausfüllen von Formularen. Neue Interessenten sind willkommen.

Eine zentrale Aufgabe bleibt die Suche nach Wohnraum. „Viele Menschen leben länger als geplant in den Anschlussunterbringungen, weil sie keine bezahlbare Wohnung finden“, erklärt der Bericht. „Das erschwert die Aufnahme weiterer Geflüchteter, die uns vom Landkreis zugewiesen werden.“

„Die Erfahrungen des letzten Jahres zeigen, dass erfolgreiche Integration vor allem dort gelingt, wo verschiedene Partner gut und vertrauensvoll zusammenarbeiten“, bilanziert der Bericht. „In Kernen sind das zum Beispiel die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, die ehrenamtlichen Helfer des AK Asyl, aber auch Sportvereine, Schulen, Kitas und nicht zuletzt die Nachbarschaft in den Wohngebieten. Dieses Netzwerk wollen wir 2025 weiter stärken.“