Das Inselbad bietet gerade viel Platz und eine entspannte Atmosphäre – was auch an der Online-Buchung und am fehlenden Personal liegt. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Öffnung der Mineralbäder Berg und Leuze führt dazu, dass es im Inselbad nur noch ein Zeitfenster gibt. Das Personal ist knapp. Was denken die Badegäste darüber?

Stuttgart - Ein paar Badegäste liegen locker verteilt auf der Wiese. Im Planschbecken schaufeln sich die Kleinsten das kühle Wasser gegenseitig über den Kopf. Hinten im Sportbecken ziehen ein paar einzelne Schwimmer träge ihre Bahnen. Weit und breit keine Spur vom üblichen Freibadgetöse. Die Atmosphäre: extrem entspannt.

Ein bisschen überrascht das: Denn das Inselbad ist an diesem brütend heißen Donnerstag ausgebucht. Nichts geht mehr. „Die 1300 Tickets für heute sind weg“, sagt Schwimmbadleiter Arvid Donert. Jetzt, gegen halb zwei, wirkt Stuttgarts größtes Freibad, gemessen an der Wasserfläche, dennoch ziemlich leer. Gerade einmal rund 300 Besucher, verrät das elektronische Ticketsystem, halten sich zu diesem Zeitpunkt in der Anlage auf. Ohne reservierte Eintrittskarte kommt dennoch keiner mehr ins halb leere Bad.

Inselbad hat ein Zeitfenster pro Tag

Die, die da sind, genießen die Ruhe in vollen Zügen. „Das ist schon sehr angenehm“, sagt eine einzelne junge Frau, die auf der Wiese am Rand des Sportbeckens liegt. Reservieren müsse man aber trotzdem rechtzeitig, sagt sie. „Ich habe das Ticket vor drei Tagen gekauft.“ Während es in anderen Bädern in den vergangenen Tagen zumindest für das erste Zeitfenster unter der Woche noch Eintrittskarten gab, ist das Inselbad durchweg ausgebucht. Das dürfte vor allem daran liegen, dass es seit dieser Woche hier nur noch ein und nicht mehr zwei Zeitfenster gibt. Das tägliche 1300-Ticket-Kontingent ist entsprechend schnell ausgeschöpft. Die anderen Stuttgarter Bäder bieten weiterhin getrennte Besuchszeiten am Vormittag und am Nachmittag an.

Die Umstellung im Inselbad ermöglicht die Öffnung der Mineralbäder Berg und Leuze. Hintergrund ist der Personalmangel bei den Saisonkräften. Das Inselbad sei das personalintensivste Bad, erklärt der Sprecher der Stuttgarter Bäderbetriebe, Jens Böhm. Alternativ hätte man bei zwei kleineren Freibädern auf ein Zeitfenster gehen müssen.

Frühschwimmer würden zwei Zeitfenster bevorzugen

Unglücklich mit der Entscheidung einer einzigen Öffnungszeit zwischen 11 und 20.30 Uhr ist vor allem eine Gruppe: „Die Frühschwimmer beschweren sich“, sagt Jens Böhm. Das bestätigen dann auch zwei ältere Stammgäste am Donnerstagmittag, die am Rand des Sportbeckens im Schatten sitzen: „Wir vermissen das Frühschwimmen“, sagen beide unisono. Doch auch sie genießen gerade die ruhige Stimmung im Freibad sehr. Erst am späteren Nachmittag, wenn das Gros der Ticketbesitzer eintrifft, wird sich das Freibad noch mal etwas füllen.

„Von kommenden Montag an bieten wird dann 1500 Tickets am Tag“, verkündet Schwimmbadleiter Donert, der im Übrigen feststellt, dass sich die Klientel des Inselbads während der Pandemie deutlich verändert hat: Seit die Tickets elektronisch gebucht werden müssen, habe sich in den Freibädern die Krawallproblematik vergangener Jahre erledigt, so Donert. „Einen Sicherheitsdienst brauchen wir hier nicht mehr.“ Daraus, so der Schwimmbadleiter, werde man auch für die Zukunft lernen.

Bäderbetriebe suchen nach Personal

Um reduzierte Öffnungszeiten wie im Inselbad zu verhindern, sind die Bäderbetriebe intensiv auf Personalsuche. Wer die entsprechende Qualifikation mitbringe, werde eingestellt, sagt Böhm. Doch gerade das ist derzeit offenbar einfacher gesagt als getan: Denn die Tatsache, dass die DLRG ihre für Rettungsschwimmer zwingend vorgeschriebenen Auffrischungskurse während der Pandemie nicht durchführen konnte, habe den Personalmangel in den Freibädern verschärft, erklärt Inselbadleiter Donert. Zudem sei ja lange unklar gewesen, ob die Bäder überhaupt würden öffnen können. Letzteres habe Interessenten abgeschreckt, die sich dann lieber für sichere Jobs entschieden hätten.

Grundsätzlich, so erklärt Bädersprecher Böhm, sei der Betrieb unter Pandemiebedingungen deutlich personalintensiver. Auch die Testpflicht, die am Samstag erstmals entfällt, muss kontrolliert werden. Die Rückmeldungen zur Testpflicht ab einer Inzidenz von über 35 seien übrigens sehr verschieden – die einen störten sich dran, die anderen begrüßten diese und fühlten sich dadurch sicherer.

Auch Spontanbesucher können eine Chance haben

Die bisher 1300 Tickets, die man fürs Inselbad täglich buchen kann, seien laut Bäderbetrieben nicht viel weniger als zuvor: Bis zur Umstellung durften zeitgleich 750 Personen ins Bad, es waren also 1500 Tickets am Tag. Sollte sich die Personallage bessern, würden wieder zwei Zeitfenster im Inselbad angeboten – das erhöhte das Kontingent. Böhm hofft, dass sich Studierende in den Semesterferien melden, zudem würden Auszubildende fertig.

Stuttgartern mit dem Wunsch auf Abkühlung gibt er den Tipp, auch spontan immer mal im E-Ticket-Shop nachzuschauen. Wenn jemand das Bad verlässt und sein Zeitfenster nicht ausgeschöpft hat, wird das Ticket wieder freigeschaltet. Manche warten deshalb auch direkt vor dem Bad, weiß Inselbadleiter Donert. Achtung: An diesem Wochenende ist das Inselbad wegen des Internationalen Schwimmfestes für den öffentlichen Bäderbetrieb allerdings geschlossen.