Macht die Politik zu wenig für die Innenstädte im Land? Foto: Simon Granville

Händler, Dienstleister und Gastronomen vom Ludwigsburger Innenstadtverein fordern von der Landesregierung mehr Unterstützung. Es fließe zu viel Geld in ineffiziente Ideen.

Im Februar hatte der Innenstadtverein Luis bereits Alarm geschlagen. Jetzt schicken die Vorsitzende des Ludwigsburger Innenstadtvereins Luis, Edith Klünder, und Geschäftsführer Markus Fischer einen weiteren Brandbrief an die Landesregierung Baden-Württemberg. Anlass ist die Landtagsdebatte zum Thema Innenstädte und Einzelhandel am vergangenen Freitag.

Über das Bekenntnis zu den Innenstädten habe man sich sehr gefreut, heißt es in dem Schreiben. Allerdings stünde dieses Bekenntnis in einem deutlichen Widerspruch zu dem, was für die Innenstädte getan werde. „Wir fühlen uns von der grün-schwarzen Landesregierung nicht der Realität angemessen unterstützt.“

Laden aufschließen reicht nicht

Es gebe zwar das „Sofortprogramm Einzelhandel/Innenstadt“ und seit September nutze Luis Fördergelder für einen Pop-up-Store. Doch besagtes Förderprogramm decke nicht die gesamten Kosten, sondern nur 60 Prozent der förderfähigen Ausgaben. „Das ist zwar fair, aber wir müssen immer noch die restlichen Kosten finanzieren.“ Und wenn man nicht die personellen Kapazitäten habe, um sich zehn Stunden in der Woche nur noch mit diesem Thema zu beschäftigen, dann sei ein Pop-up-Store für niemanden zu realisieren. Denn es sei nicht damit getan, einfach nur einen Laden „aufzuschließen“, betonen Klünder und Fischer.

Auch Veranstaltungen würden nicht zu 100 Prozent gefördert. Der grüne Landtagsabgeordnete Tayfun Tok habe 30 000 Euro angeführt, die die Schillerstadt für die Veranstaltung „Marbach erlebt“ erhalten habe. Doch bei Luis hat man Zweifel an der Nachhaltigkeit solch einer Veranstaltung. „Sie rettet keine Innenstadt“, sagt Fischer voller Überzeugung. Late-Night-Shopping führe beispielsweise zu viel Betrieb, aber zu sich langweilenden Händlern – je spannender das Programm auf den Straßen sei.

Auch die von der Landesregierung hervorgehobenen Innenstadtberater würden wie ein tolles Programm klingen. Doch für die Region, die von Ludwigsburg bis nach Göppingen reiche, gebe es dafür gerade mal 1,5 Stellen. Sachsenheim habe das Angebot genutzt und jetzt 18 überzeugend klingende Vorschläge auf dem Tisch. „Aber wer soll sich nun darum kümmern?“

Konzepte funktionieren unterschiedlich

Als einzig neue Idee sei ein „Ideenwettbewerb Einkaufserlebnis im stationären Handel“ präsentiert worden, heißt es in dem Brief. Kreative Konzepte – „Leuchttürme“- sollen mit 70 000 Euro pro Geschäft unterstützt werden. „Aber wir brauchen keine 31 Leuchttürme in Baden-Württemberg, sondern funktionierende Innenstädte, und der Turm kann noch so hell leuchten, wenn drumherum alle Lichter ausgehen, dann bringt das niemandem etwas.“ Ein Konzept, das in Stuttgart funktioniere, tue das noch lange nicht in Ludwigsburg oder in Marbach.

Ein wichtiges Thema sei die Erreichbarkeit von Innenstädten. Da allerdings bliebe man vage, monieren Klünder und Fischer und wiederholen Forderungen aus dem Februar. Die Landesregierung müsse noch vorhandene Strukturen in den Innenstädten sowie Kampagnen vor Ort unterstützen, um Menschen wieder in die Städte einzuladen.

Finanziert werden müsste auch Personal vor Ort. „Wir fordern von Ihnen, Ihre unzureichenden Maßnahmen ehrlich und zielführend zu überdenken. Es ist keine Schande, zuzugeben, dass eine ursprünglich gute Idee in der Praxis nicht funktioniert – höchstbedenklich ist es aber, trotz besseren Wissens, weiterhin Geld in ineffiziente Ideen fließen zu lassen.“