Die Kassenärztliche Vereinigung lädt zum Infoabend am 18. Juni nach Backnang ein. Thema ist die Schließung der Notfallpraxis. OB und Landrat fordern zur Teilnahme auf.
Die geplante Schließung der Notfallpraxis in Backnang erregt noch immer die Gemüter. Die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg (KV BaWü) lädt am Mittwoch, 18. Juni, ab 18.30 Uhr zum Infoabend in den Walter-Baumgärtner-Saal ein. Im Mittelpunkt steht die beschlossene Schließung der Notfallpraxis in Backnang zum Ende dieses Monats und die Frage, wie die medizinische Versorgung im Mittelbereich künftig gesichert werden kann.
Landkreis und Kommunen äußern massive Kritiken
Die Entscheidung der KV BaWü stößt weiterhin auf heftige Kritik seitens des Landkreises, der Städte und Gemeinden sowie der Bevölkerung. Trotz breitem Widerstand hält die KV an der Schließung fest. Backnangs Oberbürgermeister Maximilian Friedrich erklärt hierzu: „Nachdem per einseitigem Beschluss von der Kassenärztlichen Vereinigung die Notfallpraxis in Backnang zum 30. Juni 2025 geschlossen werden soll, ist es sehr wichtig, dass die Bevölkerung eine gute Versorgung vor Ort einfordert.“
Der Vorschlag des Landrates, sogenannte Gesundheitspunkte einzuführen, um eine Erstversorgung sicherzustellen, solle durch die Anwesenheit der Bürgerinnen und Bürger untermauert werden. „Der Vertrauensverlust in die Entscheidungen der KV“ könne dadurch zwar nicht rückgängig gemacht werden, aber der Mittelbereich Backnang hätte wenigstens einen Anlaufpunkt und würde nicht komplett nach Winnenden verwiesen, so der OB. „Festgehalten werden muss an der Stelle, dass es vor allem auch um das Obere Murrtal und den gesamten nördlichen Teil des Landkreises geht.“
Die Terminwahl für die Informationsveranstaltung lege laut Friedrich den Verdacht nahe, dass die KV möglichst wenig Teilnehmer erwarte und die Schließung so geräuschlos wie möglich über die Bühne bringen will. „Wir erwarten, dass auch die grundsätzlichen Fragen wie der Mangel an Haus- und Fachärzten dort mit zukunftsfähigen Konzepten erläutert werden“, betont Friedrich.
„Reine Mangelverwaltung“
Wie die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg, die als Bedarfsträger die alleinige Verantwortung für die ärztliche Versorgung trägt, sich die Zukunft im Mittelbereich Backnang vorstellt, ist bislang offen. Diese Frage bewege viele Bürgerinnen und Bürger und solle von den Verantwortlichen der KV endlich beantwortet werden, fordert der OB in einer Mitteilung. Bislang beschränke sich die Vereinigung auf eine reine Mangelverwaltung mit der bestehenden Ärzteschaft – innovative Ideen oder zukunftsfähige Konzepte seien nicht erkennbar. Die vorgeschlagenen Gesundheitspunkte könnten immerhin einen ersten Ansatz für Verbesserungen vor Ort bieten, meint Friedrich.
Zukunft der medizinischen Versorgung in Backnang im Fokus
Landrat Richard Sigel ergänzt: „Die Schließung der Notfallpraxen in Schorndorf und Backnang war ein harter Schlag. Deshalb ist es wichtig, dass sich die Bevölkerung nochmals aus erster Hand informiert – vor allem auch darüber, wie künftig medizinische Versorgung vor Ort stattfinden kann. Die Rems-Murr-Kliniken haben sich bestmöglich vorbereitet, sind aber auch so realistisch, dass wir diesen Wegfall nicht vollständig kompensieren können. Deshalb hätte ich gerne einen Gesundheitspunkt in Backnang eröffnet. Dem stehen immer noch gesetzliche Hürden entgegen. Umso wichtiger war es, als Stadt und Landkreis gemeinsam alles zu tun, dass sich nicht auch noch die kinderärztliche Versorgung in Backnang massiv verschlechtert. Deshalb eröffnen wir das MVZ“, so der Landrat.
Aufruf zur Teilnahme
Oberbürgermeister und Landrat rufen daher gemeinsam dazu auf, trotz des ungünstig gewählten Termins zahlreich an der Veranstaltung im Bürgerhaus teilzunehmen: „Es geht um nichts weniger als die künftige medizinische Versorgung im Mittelbereich Backnang!“