Besonders haben zuletzt die Heizkosten zugelegt. Foto: epd/Heike Lyding

Die Teuerungsrate liegt bei fünf Prozent und dürfte entgegen früheren Prognosen im Jahresverlauf nur leicht sinken. Die Hintergründe.

Frankfurt - Die Inflationsrate verharrt bei fast fünf Prozent. Das Statistische Bundesamt bestätigte am Freitag, dass die Verbraucherpreise im Januar 4,9 Prozent höher lagen als zwölf Monate zuvor. Und die Hoffnung auf eine baldige Linderung des Preisauftriebs schwindet.

Was sind die größten Preistreiber?

Die Kosten für leichtes Heizöl einschließlich Umlage waren im Januar 37 Prozent höher als ein Jahr zuvor, die Endkundenpreise für Erdgas stiegen um 19 Prozent. Die Spritkosten legten um 25 Prozent zu. Dass die Inflationsrate gegenüber Dezember leicht zurückging, liegt nur am sogenannten Mehrwertsteuereffekt: Aus der Berechnung der Januarrate fielen die 2020 vorübergehend gesenkten Mehrwertsteuersätze heraus. Die meisten Ökonomen hatten jedoch einen weit größeren Rückgang erwartet. „Wenn die Preise für Haushaltsenergie auf dem Niveau vom Dezember geblieben wären, hätten wir im Januar eine Inflationsrate von 4,2 Prozent gehabt“, sagt Silke Tober vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.

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Wird Tanken noch teurer?

Die in der Opec vereinten Ölexporteure weiten ihre zu Beginn der Coronakrise gedrosselte Produktion nach und nach aus. Angesichts des hohen Preisniveaus dürfte auch die Förderung von Schieferöl in den USA zulegen, meint Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Beim Ölpreis erwarten wir in den nächsten Monaten keine dramatischen Steigerungen mehr.“ IMK-Expertin Silke Tober dagegen warnt: „Wenn sich die Ukraine-Krise zuspitzt, dürfte auch der Ölpreis weiter steigen.“

Was ist mit Strom und Gas?

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Hier stehe den Verbrauchern „das Schlimmste wahrscheinlich noch bevor“, heißt es in einer Analyse der Deutschen Bank. Schließlich haben viele Versorger ihre Endkundenpreise erst mit Wirkung für dieses Jahr angehoben.

Warum steigen die Lebensmittelpreise?

Landwirte müssen mehr Geld für Kraftstoff ausgeben und auch für Kunstdünger, weil für dessen Herstellung Erdgas benötigt wird. Außerdem gab es im vergangenen Jahr viele Missernten durch Dürren und Überschwemmungen. Die höheren Getreidepreise verteuern die Tierhaltung – und damit auch Fleisch und Molkereiprodukte. Im Schnitt kosten Nahrungsmittel fünf Prozent mehr als Anfang 2021.

Wie steht es mit anderen Waren?

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Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts wollen viele Unternehmen ihre Preise erhöhen. Dafür spricht, dass der Anstieg der Materialkosten, beispielsweise für Metalle, Holz oder Verpackungsmaterial, noch nicht in vollem Umfang an die Endkunden weitergegeben wurden: Die Erzeugerpreise stiegen zuletzt um 24 Prozent. Und die Auflösung der Lieferengpässe, die zu den Preissteigerungen bei den Vorprodukten beiträgt, werde noch lange dauern, meint Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer. In China würden selbst bei kleineren Corona-Ausbrüchen immer noch ganze Industriebetriebe oder Häfen geschlossen. „Erst ab Mitte des Jahres ist bei den Lieferengpässen eine spürbare Entspannung zu erwarten.“

Und Dienstleistungen?

Dienstleistungen haben sich im Schnitt um drei Prozent verteuert. In Branchen, die wegen der Corona-Auflagen weniger Kunden bedienen können als sonst, zogen die Preise stärker an: In der Gastronomie um 4,5 Prozent, Friseurbesuche kosten gut fünf Prozent mehr als vor Jahresfrist. In diesen Branchen ist allein wegen der Erhöhung des Mindestlohns mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen. Zudem „werden wir dieses Jahr höhere Tarifabschlüsse sehen als in der jüngsten Vergangenheit. Allerdings wird es 2022 nur für ein Drittel der Arbeitnehmer Neuabschlüsse geben“, sagt Krämer. Nach Einschätzung von IMK-Expertin Tober, deren Arbeitgeber den Gewerkschaften nahesteht, werden die Tariflöhne auf Stundenbasis dieses Jahr im Schnitt gut zwei Prozent zulegen.

Wird die Inflationsrate sinken? „Das wird ein quälend langsamer Rückgang“, sagt Commerzbank-Chefvolkswirt Krämer. Sein Haus rechnet im Jahresschnitt mit einer Inflationsrate von 4,8 Prozent. Die Bundesbank erwartet auch einen Durchschnittswert deutlich über vier Prozent. Tober dagegen meint: „Wenn sich die Lieferschwierigkeiten jetzt langsam entspannen, ist durchaus möglich, dass wir im Jahresschnitt bei einer Inflationsrate nahe drei Prozent landen.“

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