Kunden sind derzeit beim Einkaufen sparsam. (Symbolbild) Foto: IMAGO/Rolf Poss/IMAGO/Rolf Poss

Die deutschen Einzelhändler haben ein schwieriges erstes Halbjahr mit dem stärksten Umsatzeinbruch seit 28 Jahren beendet. Ihre Einnahmen fielen im Juni inflationsbereinigt um 8,8 Prozent niedriger aus als ein Jahr zuvor.

Die hohe Inflation drückt den Konsum. Im Juni ging der Umsatz im Einzelhandel preisbereinigt um 8,8 Prozent im Vorjahresvergleich zurück, das war der größte Rückgang zum Vorjahresmonat seit Beginn der Zeitreihe 1994, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. „Das ist der größte Rückgang zum Vorjahresmonat seit Beginn der Zeitreihe 1994“, hieß es dazu. Nominal - also nicht preisbereinigt - nahm der Umsatz dagegen nur um 0,8 Prozent ab. „Die Differenz zwischen den nominalen und realen Ergebnissen spiegelt die hohen Preissteigerungen im Einzelhandel wider, die das Konsumklima spürbar beeinträchtigen“, erklärten die Statistiker.

Der Rückgang beim Umsatz mit Lebensmitteln sei vermutlich vor allem den gestiegenen Preisen für Lebensmittel geschuldet, erläuterten die Statistiker in Wiesbaden am Montag. Die Preise legten im Vergleich zum Juni 2021 um fast zwölf Prozent zu. Auch, dass die Menschen öfter ins Restaurant gingen, könnte den Lebensmitteleinzelhandel demnach negativ beeinflusst haben - der Umsatz in der Gastronomie legte im Mai um 8,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat zu. 

Krieg beendet Aufschwung nach Corona-Flaute

Der Umsatz mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren, der bis Mai fast wieder das Vorkrisenniveau erreicht hatte, sank im Juni preisbereinigt wieder, und zwar um 5,4 Prozent im Vergleich zum April. Im Vergleich zum Juni 2019 lag der Umsatz damit 13,6 Prozent unter Vorkrisenniveau. 

Auch der lange Zeit boomende Internet- und Versandhandel verbuchte gegenüber dem Vormonat einen Umsatzrückgang von 3,8 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahresmonats gab es mit minus 15,1 Prozent sogar den größten Rückgang seit 1994. Im Vergleich zum Juni 2019 liegt der Umsatz aber noch 22,3 Prozent über dem Niveau vor der Corona-Pandemie.

Die Umsätze der Tankstellen stiegen mit Einführung des Tankrabatts um 6,4 Prozent im Vergleich zum Mai, wie die Statistiker weiter mitteilten. Damit lagen sie aber weiterhin 8,0 Prozent unter dem Niveau von Juni 2021.

Schwacher Trend könnte sich fortsetzen

Das vom Handelsverband Deutschland (HDE) ermittelte Konsumbarometer stürzte im August auf einen neuen Allzeit-Tiefstand. Grund sei insbesondere die Unsicherheit in der Energieversorgung und der Energiepreisentwicklung, erklärte der Verband. 

Verbraucherinnen und Verbraucher hielten sich angesichts der anhaltend hohen Inflationsrate und der in ihrer Höhe nicht absehbaren Nebenkostennachzahlungen mit Anschaffungen zurück. Die eigenen Einkommenserwartungen hätten sich im Vergleich zum Juli verschlechtert. „Der noch vor einigen Monaten für möglich gehaltene Konsum-Boom“ falle aus, erklärte der HDE. 

Die weitere Entwicklung des privaten Konsums sei angesichts der anhaltenden Krisen ungewiss. In den nächsten Wochen sei von einer Konsumzurückhaltung auszugehen. Der HDE befragt für sein Konsumbarometer monatlich rund 1600 Menschen - der Index gibt Auskunft über die erwartete Stimmung in den kommenden drei Monaten.