Der berüchtigte französische Serienmörder durfte ein nepalesisches Gefängnis verlassen und ist auf dem Weg nach Frankreich. Foto: AFP/ATISH PATEL

Der in der Netflix-Serie „Die Schlange“ porträtierte französische Serienmörder Charles Sobhraj ist nach fast zwei Jahrzehnten vorzeitig aus nepalesischer Haft entlassen worden. Er soll noch am Freitag nach Frankreich abgeschoben werden.

Ein berüchtigter französischer Serienmörder hat nach 19 Jahren Haft ein nepalesisches Gefängnis verlassen dürfen. Vom Gefängnis in der Hauptstadt Kathmandu sei er am Freitag an die Migrationsbehörde des Landes übergeben worden, unter deren Kontrolle er bis zu seiner Abschiebung sein werde, sagte der Gefängnischef der Deutschen Presse-Agentur. Er soll am Freitagabend (Ortszeit) via Katar nach Frankreich abgeschoben werden, wie eine Sprecherin der Migrationsbehörde sagte.

Das höchste Gericht Nepals hatte diese Woche die Freilassung des 78 Jahre alten Charles Sobhraj mit dem Spitznamen „die Schlange“ ein Jahr vor dem Ablauf der offiziellen Haftzeit angeordnet. Die Gründe dafür waren sein Alter, gutes Verhalten und seine sich verschlechternde Gesundheit. Der Mann wird mit dem Mord an mehreren Touristen in verschiedenen Ländern in Verbindung gebracht. In Nepal wurde er wegen des Mordes an zwei Touristen zu 20 Jahren Haft verurteilt. Künftig dürfe er nicht mehr in das Land einreisen, hieß es.

Seinen Spitznamen „Die Schlange“ erhielt er wegen seiner Fähigkeit, andere Identitäten anzunehmen und dadurch den Fängen der Justiz zu entgehen.

Der im April 1944 in Saigon geborene Sohn eines indischen Vaters und einer vietnamesischen Mutter, die später einen Franzosen heiratete, begann schon in jungen Jahren eine kriminelle Karriere als Einbrecher. Seinen ersten Mord beging der weitgereiste Ganove 1975 in Thailand - die Leiche der jungen US-Touristin wurde nur in einem Bikini gekleidet am Strand von Pattaya gefunden.

Weitere Opfer folgten, viele von ihnen Rucksacktouristen aus dem Westen. 1976 wurde der „Bikini-Mörder“ schließlich in Indien gefasst und saß dort insgesamt 21 Jahre im Gefängnis - mit einer 22-tägigen Unterbrechung im März 1986, als ihm die Flucht gelang, indem er seine Gefängniswärtern mit Süßigkeiten außer Gefecht setzte, die er mit Schlafmitteln gewürzt hatte.

Nach seiner Freilassung im Jahr 1997 lebte Sobhraj in Paris

Nach seiner Freilassung im Jahr 1997 lebte Sobhraj in Paris und gab Journalisten Interviews, die er sich gut bezahlen ließ. 2003 ging er nach Nepal und baute sich unter falschem Namen ein Exportgeschäft mit Schals auf. Doch schon kurz darauf wurde er von einem Journalisten der „Himalayan Times“ beim Baccarat-Spiel in einem Kasino der Hauptstadt Kathmandu erkannt, der darüber einen Artikel verfasste, woraufhin Sobhraj festgenommen wurde.

„Er war wie ein alter Mann. Er wirkte harmlos, uninteressant“, berichtete der Journalist Joseph Nathan später der Nachrichtenagentur AFP. „Dass ich ihn wiedererkannt habe, war pures Glück“.

Obwohl Sobhraj seine Unschuld beteuerte, wurde er in Nepal wegen des Mordes an der US-Touristin Connie Jo Bronzich und ihres kanadischen Begleiters zu lebenslanger Haft verurteilt. Am Mittwoch beschloss das Oberste Gericht jedoch, den 78-Jährigen aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus der Haft zu entlassen. Gleichzeitig ordnete das Gericht seine Abschiebung nach Frankreich binnen 15 Tagen an.

Sein Anwalt Gopal Shiwakoti Chintan hat Sobhraj nach eigenen Angaben noch für den späten Nachmittag (Ortszeit) ein Flugticket besorgt. „Die nepalesische Regierung will ihn so schnell wie möglich zurückschicken. Sobhraj will das auch,“ sagte er. „Die französische Botschaft bringt ihm sein Reisedokument“.