Schüler, Anwohner und Eltern konnten sich in der Schule impfen lassen. Foto: Lg/Julian Rettig

Ein mobiles Impfteam ist im Elly-Heuss-Knapp Gymnasium gewesen und impfte im Kunstraum – jedoch weniger Dosen als sonst.

Stuttgart - Eigentlich wird hier Kunst gemacht und nicht geimpft: Kittel hängen an der Wand, Kartons mit der Aufschrift „Keramik“ stapeln sich im Regal und in den Waschbecken hängen Farbreste. Mittendrin sitzen drei oder vier Erwachsene an den Schultischen und lesen angestrengt das Aufklärungsblatt zur Corona-Impfung. Im Kunstraum des Elly-Knapp-Heuss-Gymnasiums fand am Dienstag eine Impfaktion statt bei der 120 Dosen hätten verimpft werden können – eine Stunde vor Ende der Aktion waren es knapp 50.

Schulsanitäter helfen bei der Anmeldung

Das Angebot richtete sich an Schülerinnen und Schüler, aber auch Eltern oder Anwohner. Wer zur Impfaktion kam, konnte sich zwischen dem Johnson&Johnson- und dem Biontech-Impfstoff entscheiden. Bei der Anmeldung halfen Schülersanitäterinnen und Schülersanitäter, die Infoblätter austeilten und die 15-minütige Beobachtungszeit nach der Impfung begleiteten. Wie im Impfzentrum auch gab es neben dem Aufklärungsblatt die Möglichkeit, vor der Impfung mit einem Arzt zu sprechen – ein Angebot, das rege genutzt wurde.

Walk-in-Prinzip – Termin war nicht notwendig

„Es kommen deutlich weniger, als man denkt. Der Ansturm hat sich enorm verringert, auch in den Impfzentren“, berichtete der Arzt Hartmut Stöltzing, der die Impfdosen verabreichte. Vor allem wurden mehr Kinder erwartet, die machten jedoch bei dieser Impfaktion nur etwa ein Drittel der Geimpften aus. Warum sich gerade so viele Erwachsene erst jetzt impfen ließen, wollten nur wenige der Zeitung berichten. „Ich denke aber, dass die neuen Coronaregeln, mit 3 G oder 2 G einige ziemlich unter Druck setzen“, vermutete Stöltzing. Ein junger Mann, der zur Erstimpfung kam, bestätigte diese Annahme: „Die neue Coronaverordnung hat meine Entscheidung, mich genau jetzt impfen zu lassen definitiv beeinflusst.“ Bisher habe er warten wollen, um eventuelle Langzeitfolgen und Nebenwirkungen besser einschätzen zu können. Mittlerweile sei er sich jedoch sicher in seiner Entscheidung. Das Angebot, sich an der Schule impfen zu lassen finde er gut: „Bei meinem Hausarzt hätte es sehr lange gedauert, bis ich einen Termin bekommen hätte.“ Bei der Impfaktion hingegen galt ein „Walk-in“-Prinzip – ein Termin war nicht notwendig.

Zweitimpfung beim Hausarzt klappt nicht immer

Mark Dominik Alscher, der Medizinische Direktor des Robert-Bosch-Krankenhauses, sieht als Gründe für die stagnierende Impfquote nicht nur die Sorge vor Nebenwirkungen, sondern auch Bequemlichkeit: „Wenn wir mit unseren mobilen Impfteams niederschwellige Angebote haben, dann kommen die Leute auch, um sich impfen zu lassen.“ Wichtig sei es, den Weg zur Impfung so einfach wie möglich zu gestalten. Der Schwerpunkt der mobilen Impfteams liegt zurzeit neben der Drittimpfung in Pflegeheimen deshalb auch bei der Erstimpfung in strukturschwachen Teilen Stuttgarts. Alscher sieht die Schwierigkeiten auch bei der zweiten Impfung: Denn wer die Erstimpfung bei einem mobilen Impfteam erhält, muss die Zweitimpfung beim Hausarzt selbst organisieren – das klappe jedoch nicht immer.