Spontanes Impfen Foto: /Julian Rettig

Im Impfzentrum auf der Landesmesse können sich Flugreisende mit Ticket oder Buchungsnachweise nun ohne Termin impfen lassen. Doch das Angebot hatte am ersten Tag noch niemand auf dem Schirm.

Stuttgart - Koffer, Hawaiihemd oder Strohhut? Sucht man vergeblich im Kreisimpfzentrum am Stuttgarter Flughafen. Zumindest am 14. Juli. An diesem Mittwoch startet ein offenes Impfangebot, das vom Sozialministerium Baden-Württemberg initiiert wurde, in Kooperation mit dem Landkreis Esslingen und dem Flughafen Stuttgart. „Vaccinate and fly“ könnte man es übertiteln: Alle, die bald eine Flugreise antreten, können sich spontan, ohne Voranmeldung im Impfzentrum auf der Landesmesse, das vom Landkreis Esslingen mit den Maltesern betrieben wird, den Piks geben lassen – bei Vorlage von Ticket oder Buchungsnachweis. Vorgesehen für die Aktion sind die mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna, sowohl Erst- als auch Zweitimpfungen sind möglich. „Um die Impfkampagne weiter voranzubringen, müssen wir niederschwellige Angebote machen“, so Gesundheitsminister Manne Lucha. Er verwies auch darauf, dass man für besten Schutz im Idealfall die Zweitimpfung schon vor dem Urlaub erhalten haben sollte. Empfohlen wird, das Angebot möglichst mit Vorlauf zum Reiseantritt wahrzunehmen. Wer den Piks vor dem Abflug will, sollte indes mindestens vier Stunden davor einkalkulieren und das Gepäck in den Schließfächern neben Terminal 1 deponieren.

Passagiere sind noch Mangelware

So weit die Idee. Doch da ab sofort auch in den beiden Esslinger Kreisimpfzentren ohne Termin geimpft wird, sind bisher ins Impfzentrum auf der Landesmesse kaum Passagiere – erst recht keine abfliegenden – gekommen, sondern Impfwillige mit Termin und einige, die sich spontan ihre zweite Impfung abholen. 27 sind es in dieser Kategorie bis zur Mittagszeit. Insgesamt ließen sich derzeit täglich etwa 300 Willige impfen, so eine Mitarbeiterin. Die Kapazität liegt bei 800, in Hochzeiten wurden am Tag bis zu 1200 Menschen geimpft. Dass man nun „einfach so“ kommen kann, findet ein Mitdreißiger super. „Ich hatte erst Astrazeneca, bin nun früher da, um mich mit Moderna kreuzimpfen zu lassen, es müssen ja mindestens vier Wochen dazwischenliegen, das ist nun der Fall.“ So sieht das auch ein junger Ingenieur. Er sei oft unterwegs. „Je früher die zweite Impfung, umso besser.“

Zweitimpfung vor Ort erspart die Fahrt nach Ulm

Und Tsembel Negesti ist spontan hier, weil sie sonst wegen der Zweitimpfung in Stuttgarts City fahren müsse. „Ich wohne auf den Fildern – Ende August geht es ins Ausland.“ Nicht für Ingrid Buchmann, aber ihre Zweitimpfung wäre in Ulm. „Am Anfang, als Impfstoff knapp war, fuhr man auch weiter weg. Nun kann ich mir den Weg sparen.“ Astrazeneca habe sie gut vertragen, berichtet sie Jochen Balbach bei der Impfaufklärung, während im Labor nebenan eine Malteser-Mitarbeiterin Spritzen mit Biontech und Moderna aufzieht. Letzteres wird Buchmann injiziert.

Aktionswochen sollen neuen Schwung bringen

„Einige machen die Zweitimpfung anderswo, maximal zehn Prozent lassen sie aus“, bemerkt der Medizinische Leiter Florian Bopp. Mit diesen Sommer-Impfaktionswochen wolle man der Impfkampagne neuen Schwung geben.

„Manche bemühen sich ungern um Termine. Sie nehmen aber die Impfung mit, wenn es im Vorbeigehen möglich ist“, so Florian Bopp weiter. Auch Marc Lippe, Bezirksgeschäftsführer Malteser Neckar-Alb, ist für niedrigschwellige Angebote, um den Impfstoff zu den Menschen zu bringen. Pop-up-Impfaktionen vor Ort seien erfolgreich, davon werde es noch einige geben, etwa After-Work-Impfen mit der IHK und der Kreishandwerkerschaft. „Außerdem rollen wir bald mit einem Impfbus mit mobilen Impfteams durch den Landkreis.“