Jahr für Jahr steigen die Durchschnittstemperaturen in Großstädten. Neue Höchstwerte werden auch regelmäßig erreicht. Foto: Adobe Stock / Günter Albers / 276238820

Klimawandel ist in den letzten Jahren ein immer stärker diskutiertes Thema. Die Politik klammert sich dabei an das 1,5-Grad-Ziel als wichtigen Meilenstein. In einigen Regionen der Welt ist diese Marke bereits überschritten. Im Sommer 2021 stellte der UN-Weltklimarat IPCC seinen neuen Sachstandsbericht vor. Dessen Tenor: Deutschland hat das kritische Ziel mit 1,6° Celsius bereits überschritten – und ist damit spürbar wärmer als zu Beginne des Industrie-Zeitalters.

Aber Deutschland ist nicht überall gleich. Regionale Unterschiede gibt es nicht nur aufgrund geografischer Gegebenheiten. Besonders krass stechen Städte wie auch Nürnberg heute schon hervor. Hier ist es oft mehrere Grade wärmer als im Umland.

Städtebau begünstigt Hitze

Dass Städte wärmer als der sie umgebende ländliche Raum ist, bekommen Stadtbewohner spätestens mit, wenn sie im Sommer einen Ausflug ins Umland machen. Besonders stark werden die Unterschiede während sommerlicher Hitzewellen spürbar. Dann ist die Hitze aber nicht einfach nur lästig. Für einige Bevölkerungsgruppen wie Senioren, Säuglinge oder Kranke wird die Temperatur schnell gefährlich. Städte müssen handeln, um nicht langfristig auf massive Probleme zu stoßen. Experten schätzen, dass im urbanen Raum bis zu 10 Grad höhere Temperaturen herrschen. Wo liegt die Ursache dieser massiven Unterschiede?
Wesentlicher Einflussfaktor ist die dichte Bebauung in Städten. Mit dem massiven Einsatz von Beton entsteht ein Szenario, in welchem der urbane Raum zu einem Wärmespeicher wird. Betonflächen und der Straßenbelag speichern über den Tag die Wärme – und geben diese in den Nachtstunden wieder ab. Zusätzlich sorgen die immer stärker verbreiteten Schottergärten für Probleme. Gleichzeitig begünstigt der Mangel an Grünflächen und Gewässern den Temperaturtrend weiter.
Einen zusätzlichen Effekt hat die Bebauung auch auf Zirkulationssysteme. Innenstädte sind tendenziell windstiller. Warme Luft steht daher länger und kann das Aufheizen des urbanen Raums weiter begünstigen. Wind hat auf dem Land einen deutlich spürbaren Effekt und begünstigt hier das Abkühlen noch einmal stärker.


Wie lässt sich Klimaschutz in der Stadt umsetzen?

Um die Schere nicht noch weiter auseinandergehen zu lassen, müssen Städte in Zukunft gegensteuern. Beton und Asphalt geben die Wärme besonders in den Nachtstunden ab. Während Hitzewellen, wenn es sich draußen so schon nicht abkühlt, werden Städte dann schnell zu einem Backofen. Und die Hitze hat auch gesundheitliche Folgen. Was können Stadtplaner heute alles tun, um Wärme zu regulieren?
Ein möglicher Effekt ist das Anlegen künstlicher Wasserflächen. Hierdurch ergibt sich eine positive Wirkung auf das Stadtklima. Parallel ergeben sich auch durch die Anlage neuer Grünflächen und Baumpflanzen Vorteile. Diese müssen nicht zwingend den Charakter eines Parks haben. Brachliegende Flächen nicht zu versiegeln, sorgt einfach für ein besseres Stadtklima. Allerdings steht dieser Punkt der Stadtplanung und Entwicklung in Konkurrenz zum Platzbedarf. Es zieht zunehmend mehr Menschen in die Stadt.
Das Pflanzen neuer Bäume sorgt auf der einen Seite für positive Impulse auf die Luftqualität. Durch die Baumkrone entstehen zusätzlich Schatteneffekte. Hierdurch erwärmt sich der Boden nicht so stark. Doch dabei ergeben sich auch Herausforderungen wie Wurzeleinwachsungen und schlechte Bodenbedingungen für Bäume. Aus diesem Grund sind angepasste Strategien sehr wichtig.
Eine der wahrscheinlich wichtigen Maßnahmen ist der Abbau von versiegelten Flächen. Straßen werden im urbanen Raum gebraucht. Immer breiter ist letztlich aber auch keine Lösung. Zunehmend mehr Städte gehen inzwischen dazu über, Verkehr auch unter die Erde zu verlegen. Eine zweite Option – gerade zur Verkehrsberuhigung – ist die Stärkung des Nahverkehrs.

Können technologische Lösungen beim Klimaschutz helfen?

Das Anlegen neuer Grünflächen und Pflanzen neuer Bäume sind eine Option, deren positive Effekte erst mittelfristig wirken. Städte müssen allerdings schon heute Ideen entwickeln, wie sich Klimaschutz kurzfristig realisieren lässt. An diesem Punkt geht es auch um die Frage, welche technischen Lösungen zum Einsatz kommen?
Hier gibt es mehrere Stellschrauben. Eine Möglichkeit: Dunkle Farben im Verkehr deutlich reduzieren. Messungen haben ergeben, dass allein schon die Farbe einer Motorhaube bei der Erwärmung mehrere Grad ausmachen. Besonders dunkle Fahrzeuge werden so zu kleinen Akkus, welche Hitze speichern. Auf der anderen Seite lässt sich dieser Farbeffekt auch noch anders nutzen. Dunkle Asphalt- und Betonflächen wirken sich negativ auf die Wärmeregulation der Innenstadt aus.
Allein die Anpassung der Farbe bringt bereits Veränderungen mit sich. Weiß, Grün oder Blau verhalten sich hinsichtlich der Rückstrahlfähigkeit komplett anders als dunkle Flächen. Hierdurch lässt sich technisch bereits innerhalbe sehr kurzer Zeit ein positiver Effekt erreichen. Und Städte haben an dieser Stelle durchaus einen gewissen Gestaltungsspielraum. Über die kommunalen Bauvorschriften kann auf die Gestaltung gewisser Elemente durchaus Einfluss genommen werden.

Regulierung des Stadtverkehrs

Eine weitere Stellschraube sind regulierende Eingriffe in den Stadtverkehr. Hierdurch lässt sich auch die Luftqualität verbessern. Neben autofreien Zonen ist an dieser Stelle durchaus zu überlegen, wie sich der Pendlerverkehr steuern lässt. Park & Ride wäre hier eine Option. Die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs setzt allerdings komplexe Planungen voraus.
Zusätzlich kann die Stadtplanung auch im Hinblick auf das Emissionsgeschehen durch Industrie und Gewerbe vor Ort eingreifen. An diesem Punkt ist aber immer mit zu berücksichtigen, inwiefern sich auf diese Weise Einflüsse auf die Standortfaktoren ergeben. Aus diesem Grund sehen es Stadtplaner mitunter kritisch, an diesem Punkt einfach den Hebel anzusetzen.

Fazit: Städte stehen vor Herausforderungen

Als Thema bewegt der Klimawandel inzwischen breite Bevölkerungskreise auf ganz unterschiedliche Weise. Sehr direkt sind davon Stadtplaner betroffen. Hier geht es um die Frage, welchen Weg die Stadt der Zukunft einschlägt. Schon heute ist klar, dass sich der urbane Raum vom Umland abkoppelt. In Städten wird es deutlich wärmer. Dieser Effekte sorgt vielleicht für ein angenehmes Frühjahr. Im Hochsommer wird es in Städten schnell drückend warm. Aus diesem Grund müssen Lösungen her. Diese umfassen nicht nur mehr Grünflächen und weniger Versiegelung. Durch technische Lösungen, eine andere Raumplanung und schon einen „neuen Anstrich“ lässt sich für Städte und das Wohnklima einiges erreichen.