Ergun Lümali vor den Beschäftigten in Sindelfingen. Foto: Betriebsrat Mercedes-Benz Standort Sindelfingen

Erstmals seit 2019 findet im Sindelfinger Mercedes-Benz-Werk wieder eine Betriebsratsversammlung statt. Rund 17 000 Mitarbeitende hören den Ausführungen über die Zukunft des Standorts zu.

Nach fast genau drei Jahren coronabedingter Alternativen fand die Betriebsversammlung am Mercedes-Benz Standort Sindelfingen am 5. Dezember erstmals wieder in Präsenz statt. Rund 17 000 Beschäftigte haben sich hierzu versammelt. „Nach so langer Zeit wieder vor versammelter Mannschaft zu stehen, tut gut. Unsere Themen mit ungefilterten Emotionen anzusprechen und Reaktionen der Belegschaft direkt zu erhalten – davon lebt eine Betriebsversammlung“, so Ergun Lümali, Betriebsratsvorsitzender Standort Sindelfingen und Gesamtbetriebsratsvorsitzender von Mercedes-Benz.

Bei der Betriebsversammlung war auch Jörg Burzer, Mitglied des Vorstands bei Mercedes-Benz, zu Gast. Er erläuterte die Strategie in Bezug auf Sindelfingen. „Das Werk bleibt entscheidend für unseren Erfolg – auch in der Transformation und der Elektromobilität. Hier wird täglich die Brücke von Tradition zu Zukunft geschlagen.“

Michael Bauer, Leiter Produktion im Werk Sindelfingen, lobte die Belegschaft für den gelungenen Anlauf des GLC SUV und rief die erfolgreichen Standortverhandlungen in Erinnerung. Mit der neuen Produktionsordnung fertigt Sindelfingen ab 2025 Fahrzeuge auf der neuen batterieelektrischen Plattform AMG.EA. „Die Vereinbarung ist ein wichtiger Meilenstein für die Zukunftsfähigkeit unseres Standortes“, so Bauer in einer Pressemitteilung des Betriebsrats.

Tarifrunde bringt mehr Geld ein

Auch das Ergebnis der Tarifverhandlungen mit Südwestmetall stand im Fokus der Betriebsversammlung. Ergun Lümali ist Mitglied der IG Metall-Verhandlungskommission: „Wir haben hart gerungen und lange verhandelt, am Ende ist uns ein akzeptabler Kompromiss gelungen. Wir sind mit dem Ziel angetreten, die Tabellen deutlich und nachhaltig zu erhöhen. Ohne den Druck, den wir vor dem Tarifabschluss und insbesondere hier in Sindelfingen mit unserer Warnstreikaktion vor dem Tor 7 am 17. November erzeugt haben, wäre das Ergebnis so nicht ausgefallen.“

Als Gesamtbetriebsratsvorsitzender sprach Ergun Lümali auch die Regelung zur Ergebnisbeteiligung an. Die aktuelle Regelung ist ausgelaufen und spiegele auch nicht die aktuelle Situation des Unternehmens wider. Lümali: „Bisher ist die jährliche Ergebnisbeteiligung auf ein Maximum begrenzt. Gerade wenn Mercedes zukünftig eine stärker ausgeprägte Luxusstrategie verfolgt und das ein profitableres Wachstum verspricht, sollte auch die Belegschaft am Erfolg beteiligt werden.“

Zur Sicherung der Arbeitsplätze macht sich der Betriebsrat dafür stark, dass möglichst viele Teile bei Mercedes-Benz selbst produziert werden. Entsprechend unterstützt Lümali die Entscheidung des Unternehmens, gemeinsam mit „Stellantis“ und „Total“ Batteriezellen in Deutschland zu produzieren. Insgesamt sollen weltweit acht Batteriezellfabriken mit Partnern errichtet werden. Ergun Lümali: „Das Joint Venture „ACC“ mit der Batteriezellfertigung in Kaiserslautern war ein guter erster Schritt. Aber wir brauchen noch weitere Standorte in Deutschland.“