Das leer stehende Pflegeheim in Schönberg Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Seit einem Jahr steht das Pflegeheim Schönberg leer. Die Sanierung ist zu teuer. Deshalb will es die Bruderhausdiakonie verkaufen. Die Stadt lässt die Finger davon. Jetzt gibt es drei potenzielle Investoren.

Stuttgart - Wie wollen Sie es schaffen? Diese Frage hat der katholische Stadtdekan Christian Hermes bereits im Mai 2019 dem Alt-OB Fritz Kuhn in einem Brief zum Thema stationäre Pflegeplätze in Stuttgart gestellt. „Bis zum Jahr 2025 fehlen in Stuttgart über 2000 Pflegeplätze (. . .) allen, die mit der Materie etwas vertraut sind, ist doch klar, dass diese sozialpolitisch außerordentliche Herausforderung nur durch außerordentliche Anstrengungen bewältigt werden kann.“

Zentrale Herausforderung für die Stadt

Dazu passt das Ergebnis des dritten Suchlaufs für Pflegeheimstandorte des Referats Soziales und gesellschaftliche Integration. Auch hier wird anerkannt: „Die Versorgung von Menschen mit Pflegebedarf ist eine der zentralen Herausforderungen in der Landeshauptstadt.“ Weiter heißt es in der entsprechenden Gemeinderatsdrucksache 320/2021 vom Juni: „In Stuttgart werden 5117 stationäre Pflegeplätze (Stand: 8. Februar 2021) angeboten. Bis zum Jahr 2030 wird laut Kreispflegeplan 2030 ein Bedarf von insgesamt 6850 Langzeitpflegeplätzen aufgrund des demografischen Wandels prognostiziert. Aufgrund der Umsetzung der Landesheimbauverordnung (Umwandlung von Doppelzimmer in Einzelzimmer) werden weitere 319 Plätze benötigt. Dementsprechend herrscht derzeit ein Fehlbedarf von 2052 Langzeitpflegeplätzen. Gleichwohl geht die Verwaltung davon aus, dass die bedarfsgerechte Versorgung mit Pflegeplätzen nach der Kreispflegeplanung für 2030 – zumindest rechnerisch – weitgehend erreichbar ist, jedoch erst zum Ende des Jahrzehnts.“

In diesen Tagen stellt sich jedoch die Frage, warum von der Stadt nicht alle Potenziale genutzt werden, um die Ziele zu erreichen? Dies fragt sich zumindest auch der Bürgerverein Schönberg. Denn dort zeichnete sich im Zusammenhang mit dem dortigen Pflegeheim der Bruderhausdiakonie lange das Gegenteil von dem ab, was für nötig gehalten wird. Es drohte lange Zeit eine Vernichtung von 73 Einzel- und 13 Doppelzimmern für Pflegeplätze. Schon vor zwei Jahren hat die Bruderhausdiakonie mitgeteilt, dass sie das Haus aufgibt. Seit ungefähr einem Jahr steht das Objekt leer. In dieser Zeit war das Linksbündnis im Gemeinderat, die FRaktion, auf die Idee gekommen, dass die Stadt das Objekt kaufen solle. „Wie ist der Stand der Verhandlungen der Stadt oder der städtischen Wohnungsbaugesellschaft SWSG mit der Bruderhausdiakonie über einen Ankauf des Hauses und des Grundstücks des Pflegeheims Schönberg?“, fragte man bei der Verwaltung nach.

Zu teuer für die Stadt

Die Absage an solche Pläne begründete OB Frank Nopper im Sommer so: „Insgesamt müsste das Haus komplett auf den Standard eines Pflegeheims der aktuellen Generation entsprechend der Landesheimbauverordnung gebracht werden. Dazu müsste ein Umbau nach dem Wohngruppenkonzept mit 15er-Wohngruppen mit Einzelzimmern, Funktionsräumen, Dienstzimmern, Wohnküchen und Arbeits- und Sozialräumen stattfinden. Dies bedeutet eine Komplettentkernung des Gebäudes, was Umbaumaßnahmen im Bereich Statik, Elektro und Heizung nach sich ziehen würde.“ In Zahlen: „Ohne die Umlegung des Kaufpreises für das Gebäude wäre demnach eine Investitionssumme von mindestens 11 600 000 Euro notwendig.“ Das war der Stadt offenbar zu viel. Zumal das Objekt weitere 15 Millionen Euro Kaufpreis kostet.

Diese Summe für Röhrlingweg 3 und 9 geht aus der Ausschreibung einer Stuttgarter Immobilienfirma hervor. Auf diese Anzeige haben sich nun offenbar Interessenten gemeldet: „Wir sind nach wie vor mit drei Investoren in intensiven Gesprächen“, lässt der Vorstand der Bruderhausdiakonie in einem Schreiben vom 28. Dezember unter anderem den Bezirksbeirat Birkach sowie den Bürgerverein Schönberg wissen. Von diesen Investoren „liegen uns für das Grundstück interessante Pflegekonzepte vor“.

Damit ist klar, dass das Objekt ein Pflegestandort bleibt. Dies war zuletzt angezweifelt worden, obwohl der Bebauungsplan eine Zweckbindung vorsieht. Allerdings läuft angesichts der hohen Kauf- und Investitionssummen wohl alles auf ein Luxuswohnheim hinaus. Nur so lassen sich die hohen Kosten offenbar refinanzieren. Dies zeigt auch die Stellungnahme von Frank Nopper im Sommer: Der Eigenbetrieb Leben und Wohnen erachte nach heutigen pflegewissenschaftlichen und baulichen Standards den Betrieb für nicht umsetzbar. Die Umbaumaßnahmen wären für die Erreichung des aktuellen Status quo nach der Landesheimbauverordnung so umfangreich, dass diese Kosten das Haus für Pflegebedürftige zu teuer machen.