Immer mehr Firmen gehen dazu über, die eigenen Mitarbeiter testen zu lassen. Foto: dpa/Kira Hofmann

Eine Blitzumfrage des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags zeigt Unterschiede bei der Corona-Abwehr auf: Etliche große Unternehmen führen schon Tests durch – kleine und mittlere Betriebe fühlen sich dagegen ausgebremst.

Stuttgart - Die Wirtschaft rückt zur Abwehr des Coronavirus immer mehr in den Fokus. Der Druck auf die Unternehmen wächst: Bei den Bund-Länder-Gesprächen an diesem Montag sollen sie laut einer Beschlussvorlage für eine „zügige Umsetzung der Testangebote“ an die Mitarbeiter im Präsenzbetrieb sorgen. Tests sollten mindestens einmal und bei entsprechender Verfügbarkeit zweimal pro Woche angeboten werden, heißt es.

In Baden-Württemberg bringt sich die Hälfte der Unternehmen bereits ein: In 19 Prozent der Firmen werden die Mitarbeiter schon getestet, und 27 Prozent starten damit in Kürze. Dies ergab eine unserer Zeitung vorliegende „Blitzumfrage“ des Baden-Württembergischen Industrie- und Handelskammertags (BWIHK) bei 935 Unternehmen. Ähnlich sieht es laut dem Bundesverband DIHK republikweit aus.

Auch beim Impfen sollen Firmen eingebunden werden

Noch besser stehen im bundesweiten Vergleich die großen Unternehmen aus dem Südwesten mehr als 1000 Beschäftigten da. Demnach testen schon 46 Prozent der Großbetriebe und ein Drittel plant dies in Kürze, während bundesweit bereits 40 Prozent testen und sich 39 Prozent in der Planung befinden. „Immer mehr Betriebe im Land stellen sich aufs Testen ein, und viele setzen es bereits um – das trägt dazu bei, dass wir mehr Sicherheit im Umgang mit der Pandemie bekommen“, sagte BWIHK-Vizepräsidentin Marjoke Breuning.

Zudem mahnt sie, dass die Firmen auch beim Impfen so rasch wie möglich eingebunden werden müssten. Sie hätten mit ihren Betriebsärzten große Erfahrungen aus den jährlichen Grippeimpfungen. „Man muss das Ei des Kolumbus nicht immer wieder neu erfinden, wenn es schon bewährte Strukturen gibt.“

Finanzielle Unterstützung zur Deckung der Testkosten

Kleine und mittlere Betriebe werden beim Testen teils noch ausgebremst, zeigt die Umfrage aus IHK-Sicht. Während sich bei 45 Prozent der befragten Kleinst- und Kleinbetrieben die Beschäftigten im Homeoffice befinden, fehlt es 25 bis 50 Prozent der kleinen bis mittleren Betriebe vor allem an Informationen. Die IHK bietet dazu kostenlose virtuelle Seminare an.

Ein weiteres Problem ist demnach die finanzielle Hilfe: 57 Prozent der Betriebe, die bereits testen, erwarten Unterstützung zur Deckung der Testkosten. Dies betrifft alle befragten Firmen aus Gastronomie, KfZ-Handel sowie der Kultur- und Kreativwirtschaft, aber auch fast alle Betriebe der Gesundheitswirtschaft und mindestens die Hälfte der Industriebetriebe, des Baugewerbes sowie des Groß- und Einzelhandels.

Bisher haben es Verbände mit Appellen versucht

Die meisten dieser Betriebe haben durch den Lockdown teils schwere Einbußen bei Umsatz und Gewinn hinnehmen müssen. 35 Prozent aller befragten Firmen brauchen diese Unterstützung beim Testen der Umfrage zufolge nicht. „Die Politik darf hier nicht an der falschen Stelle sparen“, mahnt Breuning ein vorausschauendes Handeln der Politik an.

Bisher hatte die Politik von einer Testpflicht für die Wirtschaft abgesehen. Die Verbände BDA, BDI, DIHK und ZDH hatten lediglich in einer gemeinsamen Erklärung dafür geworben – darin war etwa von einer „gesamtgesellschaftlichen Verantwortung“ für die Firmen die Rede.