Neben der links im Bild verlaufenden Schnellfahrstrecke wird bei Aichelberg wieder gearbeitet. Foto: Milankovic

Weil beim Bau der neuen Bahnstrecke nach Ulm in einem Bereich im Albvorland Baustellenrückstände im Boden blieben, wird dort nun wieder gegraben. Der Standort habe sich „für landwirtschaftliche Zwecke verschlechtert“, halten Fachleute fest.

An der Schnellfahrstrecke der Bahn zwischen Wendlingen und Ulm, die im Dezember 2022 in Betrieb gegangen ist, sind Mitte Juli dieses Jahres wieder Bagger angerückt. Mit dem schweren Gerät werden entlang eines Streckenabschnitts bei der Gemeinde Aichelberg (Landkreis Göppingen) Erdmassen bewegt. Für Samuel Kick, der unter anderem im Vorstand der Ortsgruppe Lenningen des Bunds für Umwelt und Naturschutz (Bund) sitzt, herrschen „skandalöse Missstände beim Rückbau der Baustelleneinrichtungen“. Tatsächlich standen während des Baus des nahe gelegenen Boßlertunnels dort „über mehrere Jahre neben Bürocontainern unter anderem eine Betonmischanlage und eine Feldfabrik“, erklärt ein Bahnsprecher. Diese Baustelleneinrichtungen sind längst verschwunden und die Flächen sollten wieder annähernd so aussehen wie vor der Bauzeit. Das ist allerdings nicht der Fall.

Das abgegrabene Material wird zwischengelagert. Foto: Milankovic

Eine Erklärung dafür liefert auf Anfrage ein Sprecher des zuständigen Landratsamts in Göppingen. „Im Zuge der Wiederbewirtschaftung der Fläche wurde festgestellt, dass die Rekultivierung nicht gemäß den fachlichen Standards durchgeführt wurde“. Nachdem das aufgefallen war, habe es bereits im Herbst 2023 weitere Untersuchungen gegeben, „um das gesamte Ausmaß der unsachgemäß ausgeführten Auffüllungen zu erkunden“, sagt der Behörden-Sprecher.

Sorge um landwirtschaftliche Nutzung

Im Protokoll eines Vor-Ort-Termins vom September 2023, an dem Vertreter der Bahn, der bauausführenden Arbeitsgemeinschaft und des Landratsamts Göppingen teilgenommen haben, heißt es unter anderem, man habe „die grundsätzliche Erfordernis festgestellt, dass Bereiche erneut rückzubauen und fachgerecht wiederherzustellen sind, in denen Bauschutt, zu hohe Steinanteile oder kapillarbrechende Schotterpakete im Boden verblieben sind.“ Letzteres bedeutet, dass der oberflächliche Boden vom darunter liegenden Wasserspeicher abgeschnitten wird. „Durch diese Abtrennung wird der Standort erheblich verändert und für landwirtschaftliche Zwecke verschlechtert“, heißt es. Beim Landratsamt legt man Wert auf die Feststellung, dass „ein Einbau von Gefahrstoffen, Altlasten und Müll“ nicht erfolgt sei. „Dies haben auch die durchgeführten Untersuchungen bestätigt.“

Gleichwohl habe man in Abstimmung mit den Beteiligten entschieden „das unterhalb des Unterbodens unsachgemäß eingebrachte Material wieder auszubauen“. Die Arbeiten begannen Mitte Juli und blieben wegen ihres Umfangs nicht verborgen. Die dort entlangführende Baustraße wird von vielen Menschen als Radweg benutzt.

Keine Gefahrstoffe verbaut

Der Bahnsprecher hat einen anderen Blick auf die Dinge. „Aktuell läuft der Rückbau der dortigen ehemaligen Baustelleneinrichtungsflächen“, teilt er mit. Die Arbeiten „werden planmäßig im Jahr 2025 abgeschlossen sein“. Allerdings räumt er auch ein, dass „mit den nun notwendigen Nacharbeiten Mängel beseitigt“ werden. Zur Höhe der anfallenden Kosten äußert er sich jedoch nicht. Er lässt es statt dessen bei dem Hinweis bewenden, dass diese „wie üblich der Auftragnehmer zu tragen“ habe.