Der erste Bau des Kernener IBA-Projektes nimmt Gestalt an. Foto: /Julian Rettig

Nicole Razavi, Baden-Württembergs Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, hilft mit bei der Grundsteinlegung für den ersten Part des IBA-Projekts Hangweide. Bis Ende 2027 sollen dort Wohnungen für bis zu 1500 Menschen entstehen.

Ministerielle Unterstützung bei der ersten Grundsteinlegung im künftigen Urbanen Dorf: Nicole Razavi, die Landesministerin für Entwicklung und Wohnen, hat zusammen mit IBA-Intendant Andreas Hofer mit Hand angelegt beim symbolischen Grundstein des ersten Wohnprojektes für das IBA-Projekt Hangweide in Kernen. In einem Baurohr versenkt wurden – verpackt in einem Metallbehälter – zwei aktuelle Tageszeitungen. Dort, wo die Diakonie Stetten einst rund 70 Jahre lang Menschen mit Behinderung in einer dorfähnlichen Wohnstruktur betreut hat, weichen die inzwischen aufgegebenen Gebäude einem durchmischten, inklusiven Quartier, das mit neuen Formen des Zusammenlebens auch an die Historie des Ortes anknüpft, betonte dabei die Ministerin.

Elemente städtischen und dörflichen Wohnens

Für das acht Hektar große Areal am Beibach – zwischen Feldern und Streuobstwiesen gelegen– hat die Projektgemeinschaft Hangweide, bestehend aus Kommune, Kreisbau und LBBW-Kommunalentwicklung, im Austausch mit Bürgern und IBA’27 ein urbanes Dorf entwickelt, das laut Projektbeschreibung auf den IBA-Internetseiten „die Qualitäten städtischer und ländlicher Wohnsituationen vereint“.

Die Grundlage dafür bildet ein städtebaulicher Siegerentwurf, der die beiden nahe gelegenen Ortsteile Rommelshausen und Stetten über ein dichtes, gemeinwohlorientiertes Quartier mit einem hohen Anteil an bezahlbarem Wohnraum verbindet: „Baumgruppen, Wasserlauf und Allee gliedern das Gelände in drei Areale, auf denen sich mehrgeschossige Holzgebäude lose um grüne Nachbarschaftshöfe gruppieren.“ Eine barrierefreie Dorfpromenade führt durch das autofreie Quartier, vorbei am weiter bestehenden Anna-Kaiser-Haus der Diakonie zum zentral gelegenen Egelseeplatz. „Am baumumstandenen See schlägt das Herz des neuen Viertels. Ob im Hofladen oder im Café, hier treffen die Anwohner täglich zusammen und gestalten das dorfgenossenschaftliche Leben.“ Insgesamt sollen laut den neuesten Zahlen bis Ende 2027 Wohnungen für bis zu 1500 Menschen entstehen.

Erstes Teilprojekt: 34 Sozialwohnungen

Das nun im Bau befindliche erste Wohnbauprojekt umfasst 34 Sozialwohnungen mit der Kommune als Bauherr. Dieses IBA’27 Projekt vereine modernste Holz-Hybrid-Technologie mit Nachhaltigkeitsstandards und bezahlbarem Wohnraum, betonte Kernens Bürgermeister Benedikt Paulowitsch. „Kernen hat sich entschieden, selbst aktiv zu werden“, so der Bürgermeister am Redepult vor den ersten Modulen des modernen Baus. Mit der antizyklischen Investition wolle die Kommune unter anderem auch die für den Wirtschaftsraum wichtige Baubranche unterstützen, die derzeit mit großen Problemen kämpfe.

Geplanter Einzugstermin bei den Sozialwohnungen, die auch künftig in Besitz und unter Regie der Gemeinde Kernen bleiben werden, ist der Februar des kommenden Jahres. Noch in diesem Jahr werde auch die restliche Erschließung des Hangweidenareals starten, für die momentan mit Kosten von 15 bis 20 Millionen Euro gerechnet wird. Auch hier ist die Kommune mit einem Anteil von sechs bis sieben Millionen Euro mit dabei. Bei kompletter Realisierung des Urbanen Dorfes im IBA-Jahr 2027, so Paulowitsch, werden am Rommelshausener Ortsrand von allen Projektpartnern und Investoren zusammen voraussichtlich Investitionen von bis zu 200 Millionen Euro getätigt sein.

Ministerin Nicole Razavi war bei der Grundsteinlegung mit dabei. /Julian Rettig

Das Urbane Dorf mit seinen Elementen aus städtischem und ländlichem Leben werde ein Leuchtturmprojekt bei der Internationalen Bauausstellung Stadtregion Stuttgart 2027 sein, sagte die Ministerin Razavi bei ihrer Rede zur Grundsteinlegung. Bereits 1958 sei die Hangweide bekannt gewesen als modellhaft und zukunftsweisend mit seiner dorfähnlichen Wohnstruktur für Menschen mit Behinderung. Nun werde das Areal wieder zum „Schaufenster für die Zukunft“. Das Quartier werde im Rahmen der IBA Vorbildcharakter haben, weit über die Region hinaus. Das Urbane Dorf mit seinen modernen gemeinschaftlichen Strukturen werde sich als nachhaltig, lebenswert und zukunftsorientiert erweisen – „Kernen lebt kommunalen Gestaltungswillen vor“.

Die Grundsteinlegung beim Bau der Kommune Kernen sei ein wichtiger Meilenstein für das Projekt Hangweide, betonte auch Rems-Landrat Richard Sigel. „Es ist schon deshalb ein besonderes Projekt, weil es im Zuge der Internationalen Bauausstellung 2027 noch nicht viel zu sehen geben wird.“ Da gab sich bei der Grundsteinlegung der IBA-Intendant Andreas Hofer etwas optimistischer. Man habe mit dem Wohnungsbau in Stuttgart-Rot ein weiteres Projekt auf ähnlichem Stand wie die Hangweide. Und im April und Mai folgten zwei weitere Grundsteinlegungen. Hofer: „Ich rechne dann mit einem größeren Schub im kommenden Jahr – wenn nicht weiter Katastrophen passieren.“