Die Geburt der eineiigen Drillinge Leon, Luka und Levi hat viel Trubel in und um die Rems-Murr-Klinik ausgelöst. Foto: Jan Potente/Fotostudio M42

Die eineiigen Drillinge sorgen für großes Interesse rund ums Rems-Murr-Klinikum in Winnenden. Die Klinik-Sprecherin Christine Felsinger erklärt, wie damit umgegangen wird.

Ende Juli fand im Rems-Murr-Klinikum (RMK) eine ganz besondere Geburt statt. Eineiige Drillinge kamen in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) auf die Welt. Wir besuchten die drei Jungs im Krankenhaus und sprachen mit der Familie sowie begleitenden Ärzten. Einige Tage danach haben wir bei Christine Felsinger, der Leiterin der Unternehmenskommunikation des RMK, nachgefragt, wie man mit dem Trubel rund um die außergewöhnliche Geburt umgeht und wie es den Neugeborenen aktuell geht.

Die Geburt der eineiigen Drillinge hat in den vergangenen Tagen die halbe Republik bewegt. Wie haben Sie den Hype um dieses außergewöhnliche Ereignis erlebt?

Sehr viele Menschen nehmen seit der Geburt bis heute Anteil an den Winnender Drillingen. Es sind Journalisten, Klinik-Mitarbeitende, Familien aus dem Rems-Murr-Kreis und weit darüber hinaus.

Wie fielen die Reaktionen aus?

Alle freuen sich von Herzen mit den Eltern und mit unserem Team im Perinatalzentrum des Rems-Murr-Klinikums Winnenden, dass drei Babys dieser seltenen Konstellation zur Welt gekommen sind und sich so gut entwickeln. Das konnten wir nach kürzester Zeit an den Glückwünschen auf Instagram und Facebook sehen, nachdem wir das freudige Ereignis in unseren Klinik-Kanälen gepostet hatten.

Das war bestimmt auch ein Highlight für die Kollegen.

Eine Geburt ist immer ein faszinierendes, berührendes Ereignis, in diesem Fall gleich dreifach. Uns allen geht das Herz auf, wenn wir die Drillinge sehen. Und auch die Ärztinnen, Ärzte und Pflegekräfte in der Geburtshilfe und auf der Frühgeborenenstation haben hier bei aller Routine und Erfahrung viele bewegende Momente erlebt.

Wie ging man mit dem großen Interesse um?

Wichtig war uns, dass wir den Drillingen und ihren Eltern denselben geschützten Raum bieten, den jede Familie nach der Geburt bei uns bekommt. Deshalb waren Besuche nur sehr dosiert nach Rücksprache mit den Eltern und dem betreuenden Klinikteam möglich. In dieser für die Bindung, für das aneinander Gewöhnen und das Erlernen des Umgangs mit gleich drei Säuglingen sehr sensiblen Zeit steht die junge Familie im Mittelpunkt, die natürlich rund um die Uhr unterstützt wird von unserer Medizin und Fachpflege.

Wie hat die Familie auf das Interesse reagiert?

Die Eltern, die selbst als Pflegekräfte in der Geriatrie der Rems-Murr-Klinik Schorndorf beschäftigt sind, waren sehr geduldig. Sie haben freundlich und bereitwillig Fragen beantwortet, wofür wir uns herzlich bei ihnen bedanken.

Mutter Joisy Jose und Vater Binoop Pottackal Paul mit ihren Drillingen. Foto: Jan Potente

Reaktionen aus dem Kollegenkreis gab es bestimmt auch...

Über die Presseberichte, die Fotos und die Social-Media-Reaktionen hat sich die Familie sehr gefreut, ebenso über die Anteilnahme und Geschenke der Kolleginnen und Kollegen. Der Vater hat die Zeitungsartikel im Pflegestützpunkt seiner Station aufgehängt und auf das Foto die Namen der Babys geschrieben, damit alle im Team sofort sehen, wer von seinen drei kleinen Jungs Leon, Luka oder Levi ist.

Wie geht es den drei Jungs aktuell?

Den Babys geht es nach wie vor gut. Sie sind inzwischen mit ihrer Mutter auf Normalstation in der Kinderklinik Winnenden. Voraussichtlich können alle vier in der kommenden Woche nach Hause gehen, also immer noch knapp vier Wochen vor dem eigentlich erwarteten Geburtstermin.

Wie geht es dann mit der Betreuung der Drillinge weiter?

Für die medizinische Begleitung in der Kinderklinik hat unser Ärzteteam Nachuntersuchungen geplant, die vor allem die Entwicklung im Bereich der Neuropädiatrie betreffen. Die erste Nachuntersuchung ist in drei Monaten vorgesehen, die zweite nach einem Jahr. Die dritte Untersuchung steht dann in zwei Jahren an: der sogenannte Bayley-Test für die Entwicklung der sprachlichen, motorischen und kognitiven Kriterien. Falls es Auffälligkeiten oder Probleme geben sollte, sind natürlich jederzeit weitere Untersuchungen möglich. Danach sieht es im Moment aber zum Glück überhaupt nicht aus.

Ist bei Drillingen eine besondere Nachsorge nötig?

Neben der fachmedizinischen Nachsorge bietet die Kinderklinik Winnenden in enger Zusammenarbeit mit dem Bunten Kreis Rems-Murr eine spezielle sozialmedizinische Betreuung für alle frühgeborenen oder erkrankten Kinder. Dazu sucht das Team vom Bunten Kreis bereits frühzeitig den Kontakt mit den Eltern und stellt mit deren Einverständnis kurz vor der Entlassung den Antrag auf sozialmedizinische Nachsorge bei der Krankenkasse.

Was hat es mit dem Bunten Kreis genau auf sich?

Ziel der Arbeit des Bunten Kreises ist es, Eltern in ihren Kompetenzen zu stärken, Überforderung rechtzeitig zu erkennen und für Entlastung zu sorgen sowie einen erneuten Klinikaufenthalt von Kindern zu vermeiden. Bei Hausbesuchen wird daher weiterer Unterstützungsbedarf geklärt, etwa eine Haushalts- oder Familienhilfe. Auch sozialrechtliche Beratung durch eine Sozialpädagogin ist möglich, wenn es etwa um Elterngeld, Kindergeld oder andere Anträge geht. Der therapeutische Bedarf der Kinder wird ebenso geklärt wie die Vernetzung zu Facheinrichtungen und Therapeuten.

Also liegt – neben den Kindern – auch ein klarer Fokus auf den Eltern?

Bei jedem Hausbesuch werden offene Fragen oder Themen besprochen, die Eltern im Kontext mit ihren Kindern beschäftigen. Das Team des Bunten Kreises leitet Eltern in der Versorgung an und leistet Hilfestellung im Sinne einer Hilfe zur Selbsthilfe. Dabei ist die physiologische Entwicklung der Kinder im Blick, und Eltern werden angeleitet, wie sie die Kinder zu Hause fördern können. Die Kinder werden gewogen, und natürlich werden auch der medizinische Behandlungsverlauf und hierzu aufkommende Fragen besprochen. Die Kolleginnen vom Bunten Kreis hören zu, nehmen auch kleinste Unsicherheiten ernst und beugen somit vor, dass Sorgen zu groß werden. Bei Bedarf gibt es die Möglichkeit, den Psychologischen Dienst mit ins Boot zu nehmen.

Person

Werdegang
Christine Felsinger ist die Leiterin der Unternehmenskommunikation der Rems-Murr-Kliniken (RMK) in Winnenden und Schorndorf. An den Universitäten Stuttgart und Stuttgart-Hohenheim absolvierte sie Magister-Studiengänge in Biologie, Germanistik und Journalistik. Sie volontierte im Zeitungsverlag Waiblingen und bei den Stuttgarter Nachrichten, war Leiterin beim DoldeMedien Verlag Stuttgart und Chefredakteurin in der Motor Presse Stuttgart. Seit 2022 ist Felsinger in der Unternehmenskommunikation der RMK.