Das Hotel in der Ulmer Straße wird vorübergehend als Quarantäne-Unterkunft für Corona-Patienten genutzt. Foto: Elke Hauptmann

Die Stadt Stuttgart hat mehrere Gebäude zur Unterbringung und Betreuung von Corona-Infizierten, die sich nicht in den eigenen vier Wänden auskurieren können, angemietet. Darunter ein Hotel in Wangen.

Wangen - Die Corona-Pandemie zieht Kreise: Um die Kliniken weiter zu entlasten, eine gute medizinische Betreuung zu sichern und die Lage von isolierten Erkrankten zu verbessern, schafft die Landeshauptstadt vorsorglich über 300 Plätze zur Unterbringung und Betreuung. Auch in Wangen wurde eigens ein Gebäude angemietet. In seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag hat die Stadtverwaltung den Stuttgarter Gemeinderat darüber informiert, dass sie ein Hotel in der Ulmer Straße nutzen wird, um dort Menschen unterzubringen, die an Covid-19 erkrankt sind. Hier stehen insgesamt 40 Plätze zur Verfügung. Die Belegung beginnt jetzt. Wie die Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration, Alexandra Sußmann, unterstrich, sollen Unterkünfte wie diese Erkrankten einen Schutzraum zur Genesung bieten.

Aktuell seien in dem Hotelgebäude zwei Personen mit minderschwerem Krankheitsverlauf untergebracht, teilt der Sprecher der Stadt Stuttgart, Sven Matis, mit. Betreut werden sie vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). „Sie haben eine bestätigte Infektion, müssen aber nicht stationär behandelt werden.“ In der Regel würden die meisten Menschen diese Phase in der eigenen Wohnung durchleben. Doch der Personenkreis, für den das Angebot gedacht ist, hat wenig bis gar keine Privatsphäre zum Auskurieren. Die Unterkunft in Wangen ist laut Sven Matis „im Wesentlichen gedacht für Menschen aus Notunterkünften für Obdachlose oder Gemeinschaftsunterkünften im Flüchtlingsbereich“. Das sind nicht wenige: In Stuttgart leben rund 4200 Menschen ohne eigenes Zuhause, darüber hinaus wohnen viele Asylbewerber auf beengtem Raum in Sammelunterkünften.

Es gelten strenge Regeln der Quarantäne

In Wangen seien die erkrankten Menschen jeweils in Einzelzimmern untergebracht, sofern es sich nicht um Paare oder Familien handelt. Sie würden so lange wie nötig professionell mit Pflege und Essen versorgt – in der Regel rund 14 Tage lang. Das Haus verlassen dürfen sie in dieser Zeit nicht. Für sie gelten strenge Regeln der Quarantäne, deren Einhaltung überwacht würde, heißt es. „Die Schutzunterkunft wirkt sich nicht auf den Bezirk aus“, betont auch Sven Matis. Die Zuweisung erfolge nach Abstimmung mit dem Gesundheitsamt. Für die Kosten der Unterbringung und Betreuung – konkrete Zahlen lassen sich gegenwärtig noch nicht benennen – kommt vorerst die Stadt auf, „um die Ausbreitung des Virus zu verhindern“. Man werde aber weitere Kostenträger anfragen und „versuchen, einen Ausgleich zu schaffen“, teilt Sven Matis mit.

Das familiengeführte Drei-Sterne-Hotel in der Ulmer Straße ist nicht das einzige Gebäude, das die Stadt Stuttgart zeitlich befristet nutzen wird. In der ersten angemieteten Schutzunterkunft im Bezirk Mitte hat der Betrieb bereits Ende März begonnen. Dort betreut das DRK 34 von Corona betroffene Menschen. Bei Bedarf können weitere Schutzunterkünfte bezogen werden, etwa im Stuttgarter Osten mit 90 Plätzen. Zwei weitere Objekte im Stadtgebiet bieten noch einmal 165 Plätze. Sie werden von verschiedenen Hilfsdiensten im Auftrag der Stadt betrieben. Der Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen, Thomas Fuhrmann, betont: „Wir haben intensiv nach Objekten gesucht, die den Patienten besten Schutz bieten. Wichtig war uns, dass die Rahmenbedingungen und die Konditionen stimmen. Denn wir brauchen Flexibilität, um bei steigenden Infektionen handlungsfähig zu bleiben.“