Ein Jahr hat es gebraucht, die Grabmale zu konservieren. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Ein Stück Stadtgeschichte wird bewahrt: Die Konservierungsarbeiten an den 211 historischen Grabmalen auf dem jüdischen Teil des Hoppenlaufriedhofs sind abgeschlossen.

Stuttgart - Eine Gruppe gut gelaunter Menschen versammelte sich am Freitagvormittag auf dem Hoppenlaufriedhof an der Rosenbergstraße. Für den Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts der Stadt Stuttgart, Volker Schirner, ist das aber kein Widerspruch. Ganz im Gegenteil: „Hier atmet man Geschichte. Ich bin froh, dass viele Menschen da sind. Der Tod gehört zum Leben dazu, deshalb ist mir eine Lebendigkeit auf Friedhöfen wichtig. Die Lage des Hoppenlaufriedhofs ist dafür ideal“, so Schirner mit Blick auf eine Gruppe junger Studenten und Studentinnen, die über den Friedhof schlenderte, der an den Campus der Universität Stuttgart in der Stadtmitte grenzt.

Stadtgedächtnis wurd aufgefrischt

Darüber hinaus haben die anwesenden Restauratoren und Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege aber auch allen Grund zu Freunde. Schließlich sind sie hier, weil die Konservierungsarbeiten an den 211 historischen Grabmalen auf dem jüdischen Friedhofsteil des Hoppenlaufriedhofs nun beendet sind. „Was für ein schöner Ort. Hier wurde das Stadtgedächtnis aufgefrischt und die Landesgeschichte belebt“, sagte Volker Schirner mit Blick auf die konservierten Grabsteine aus Marmor und Sandstein in gelb und rot, die nun in all ihrer Vielfalt wieder in neuem Glanz erstrahlen. Und Ulrike Plate, Referatsleiterin Bau- und Kunstdenkmalpflege beim Landesamt für Denkmalpflege, ergänzte: „Es ist so toll, dass wir das machen konnten. Der Friedhof war schon auf dem Weg in die Vergessenheit“. Dabei ist es ihr wichtig zu betonen, dass hinter einer kompetenten Restauration auch immer ein großes Stück Forschung steckt: „Nur wenn viele Leute Hand in Hand arbeiten, kann so etwas gelingen“.

Arbeiten kosten 400 000 Euro

Rund ein Jahr lang hat es gebraucht, die 211 Grabmale auf dem ersten jüdischen Friedhof im Stuttgarter Stadtgebiet zu konservieren. Die Kosten für die Arbeiten belaufen sich auf rund 400 000 Euro. Für jedes Grabmal seien dabei mehrere Tage notwendig gewesen, um es in neuem Glanz erstrahlen zu lassen. „Den größten Effekt gibt es gleich am Anfang, wenn man die Steine von Moosen, Flechten und Algen befreit“, erklärte Restauratorin Juliane Weigele. Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, machen die Mitarbeiter sich ein Bild davon, in welchem Zustand der Stein ist und bessern dann an den notwendigen Stellen aus.

Bei der Arbeit auf dem Friedhof gibt es dabei die unterschiedlichsten Faktoren für die Restauratoren zu beachten. Wie beispielsweise den Salzgehalt im Boden, der laut Weigele zu bestimmten Schadensbildern an den Sandsteinen führe.

Ziel: alle Grabmale auf Friedhof erhalten

Darüber hinaus mache die spezielle Umgebung die Arbeit besonders spannend: „Man forscht da bei bestimmten Grabmalen schon einmal nach, wer da liegt und was die Person zu Lebzeiten getan hat,“ so Judith Zöldföldi von der Materialprüfanstalt Denkmalschutz der Universität Stuttgart.

Die Grabmale auf dem ab 1834 belegten jüdischen Friedhof wurden im Rahmen der Sanierungsarbeiten des kompletten Hoppenlaufriedhof konserviert. Insgesamt 1600 Grabmalen verhelfen die Restauratoren innerhalb von 10 Jahren wieder zu neuer Schönheit. Volker Schirner rechnet mit einem Ende aller Sanierungsarbeiten auf dem ältesten Friedhof der Stadt im Jahr 2024.

Seit 1961 ist der Friedhof eine Parkanlage

Gegründet wurde der Hoppenlaufriedhof im Jahr 1626. Die letzte Erdbestattung war 1880, die letzte Urnenbestattung 1951. Der jüdische Teil wurde 1834 angelegt und 1882 geschlossen. Zur Bundesgartenschau 1961 wurde der Friedhof in eine Parkanlage umgestaltet.