Der Schulbetrieb wird in Stuttgart wegen hochsommerlicher Temperaturen nicht eingestellt. Foto: imago//Christoph Hardt

Für Dienstag sind in Stuttgart Temperaturen bis 35 Grad angesagt. Heimgeschickt werden die Kinder deshalb eher nicht. Unterricht fällt vielerorts trotzdem aus: Grund ist die Coronawelle.

Wenn die heißen Tage kommen, kommt allenthalben die Diskussion um Hitzefrei auf. Jetzt zum Beispiel. Denn am Dienstag sind in Stuttgart Temperaturen bis zu 35 Grad angesagt. Doch eine Regelung wie in früheren Zeiten gibt es hierzulande schon lange nicht mehr. Das Kultusministerium gibt nur noch Empfehlungen dazu. Die Entscheidung, ob und wann Schüler wegen hochsommerlicher Temperaturen nach Hause geschickt werden, ist jedem Schulleiter selber überlassen.

„Entscheidend ist dabei das körperliche Wohl der Schüler unter Berücksichtigung der konkreten örtlichen Verhältnisse“, erklärt das Kultusministerium hierzu. An den Schulen in Stuttgart ist Hitzefrei nach Aussagen der geschäftsführenden Schulleiter derzeit offenbar kein Thema – allerdings aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Weniger Hitzefrei an Gymnasien

„Man ist in den vergangenen Jahren durchaus zurückhaltender geworden mit Hitzefrei, zumindest an den Gymnasien“, sagt deren kommissarischer geschäftsführender Schulleiter Manfred Birk. Grund sei, dass man somit möglichst Unterrichtsausfall vermeiden wollte. Aber er räumt auch ein: „Klimaanlagen haben wir sowieso keine.“ Und die Luftreinigungsgeräte, die im Zuge der Pandemie in einigen Klassenzimmern aufgestellt worden seien, seien keine Kühlanlagen. Bei ihm im Dillmann-Gymnasium könne man nur in der Aula die Luft etwas kühlen – „aber da kann man nicht die ganze Schule reinstecken“, so Birk.

Aber auch ohne Hitzefrei werde „sicher Unterricht ausfallen, denn jetzt haben wir Corona – bei uns ist ein Viertel des Kollegiums im Krankenstand“, berichtet der Rektor des Dillmann-Gymnasiums. In diesem Ausmaß habe er das bisher noch nie erlebt. Auch er selber befinde sich derzeit in Quarantäne zuhause und leite die Notenkonferenzen von dort aus. Dennoch spricht er „vom Glück im Unglück“. Denn: „Die Klassenarbeiten sind alle durch – eigentlich gut, dass die Welle am Ende des Schuljahrs zuschlägt“. Drei Wochen früher wäre das viel ungünstiger gewesen und hätte beispielsweise die Abiturienten getroffen. Denn auch in der Schülerschaft habe das Virus jetzt zugeschlagen.

Ganztag kann nicht kurzfristig abgesagt werden

An den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), wie die Sonderschulen jetzt genannt werden, werden die Schüler wegen der Temperaturen nicht nach Hause geschickt. „Realistisch betrachtet kann man am SBBZ kurzfristig kein Hitzefrei geben“, erklärt deren geschäftsführender Schulleiter Michael Hirn. Aus ganz nahe liegenden Gründen: „Weder die Eltern noch der Fahrdienst können so schnell damit umgehen, dass die Kinder früher nach Hause gehen. Auch das Ganztagsangebot kann nicht so einfach ausfallen.“ Also müsse man das mit der Hitze eben anders regeln.

„Wir an unserer Schule gehen so damit um, dass wir nach Angeboten suchen, die auch bei Hitze gehen: zum Beispiel Unterricht im schattigen Freien, Wasserschlachten, ein Spaziergang zum Max-Eyth-See, Eis essen gehen“, berichtet Hirn, der Leiter der Helene-Fernau-Horn-Schule, einer Sprachheilschule. Seitens der Eltern gebe es diesbezüglich keine Rückmeldungen, aber auch keine Nachfragen im Sinne von „Warum kommt mein Kind bei der Hitze nicht nach Hause“, so Hirn. „Wir vermuten, dass die Eltern ganz zufrieden sind.“

Unterricht wird an die Temperaturen angepasst

Ähnliches berichtet auch Gerhard Menrad, der geschäftsführende Leiter der Real-, Werkreal- und Gemeinschaftsschulen. „Wir werden vermutlich angepasst an die Temperaturen bis 13 Uhr unterrichten. Dann haben wir Mittagspause. Anschließend versuchen wir, den Temperaturen mit entsprechenden Angeboten zu begegnen, sagt der Leiter der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule. Von dem geschäftsführenden Leiter der Grundschulen war am Montag bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten. Und für die beruflichen Schulen ist Hitzefrei vonseiten des Kultusministeriums ohnehin gar nicht vorgesehen, genauso wenig wie für die gymnasiale Oberstufe.