Auch in Stuttgarter Schulen wird nach den Sommerferien wieder auf das Coronavirus getestet. Foto: dpa/Sven Hoppe

Die Zahl der in Stuttgart mit dem Coronavirus infizierten Schüler hat in der zurückliegenden Woche stark zugenommen. Die Inzidenzen sind bei den Sechs- bis Neunzehnjährigen auch mit großem Abstand am höchsten.

Stuttgart - Anders als in den umliegenden Landkreisen und auch im Bund ist die Zahl der Neuinfektionen in Stuttgart am Mittwoch einmal mehr sehr stark gestiegen. Das Plus von 260 Neuinfektionen an einem Tag sei der dritthöchste Zuwachs seit Beginn der Pandemie, so hoch wie die Spitzenwerte in der Hochphase der dritten Welle im Mai, ordnet Sven Matis, der Sprecher der Stadt, die jüngste Entwicklung ein.

Zwar habe der hohe Wert auch die Stadt „überrascht“, so Matis. Auf den zweiten Blick aber erkläre sich der Sprung zum Teil aus „Nachmeldungen“ von Infektionsfällen. Und dennoch: „Gleichwohl zeichnet sich ein Trend ab, dass erneut mehr und mehr Infektionen in Stuttgart auftreten“, erklärte der Stadtsprecher.

Stuttgart hat den höchsten Wert in der Region

Mit diesem neuerlichen Anstieg lag die Landeshauptstadt mit einer Inzidenz von 114,7 Fällen pro 100 000 Einwohnern (am Tag zuvor waren es 104,4) merklich über den anderen Werten in der Region, wo diese zum Teil sogar deutlich zurückgegangen sind. In den Landkreisen Böblingen lag die Inzidenz am Mittwoch bei 65,4 (Vortag: 62,4), im Kreis Esslingen bei 71,4 Fällen (Vortag 79,3), in den Landkreisen Göppingen bei 63,8 (79,6), in Ludwigsburg bei 75,8 (73) und im Rems-Murr-Kreis bei 96,2 (101,1) Fällen.

Am Donnerstag stieg die Inzidenz in Stuttgart mit einem weiteren Plus von 186 Neuinfektionen sogar auf 125,5 Fälle. Treiber dieser Entwicklung in der Landeshauptstadt mit jetzt 791 Neuinfektionen in einer Woche sind derzeit offenkundig die Schüler. So haben laut Stadt die seit Jahresbeginn registrierten Neuinfektionen unter Schülern, die insgesamt bisher bei 597 liegen, in der zurückliegenden Woche um 80 zugenommen. Das ist viel. Die der Erwachsenen, also etwa die der Lehrer, in den Schulen kommen in den vergangenen achteinhalb Monaten des Jahres nur auf 105 Infektionsfälle, die Zunahme in der zurückliegenden Woche liegt bei lediglich plus vier.

Keine Dramatisierung der Lage

Die „Häufungen in Schulen“ bei den Infektionsfällen ist aber laut Sven Matis auch darauf zurückzuführen, „dass wieder vermehrt eben an Kitas und Schulen getestet wird“. Trotz der Zunahme der Infektionsfälle bei Schülern vermeidet die Stadt eine Dramatisierung der Lage. „Bezogen auf die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler ist der Anteil der nachgewiesenen Fälle derzeit relativ gering“, erklärt Sven Matis.

Die Einschätzung, dass gerade die Zahlen bei der Schülern stark steigen, wird gestützt durch die Auswertung der Inzidenzen nach Altersgruppen. So haben die Werte in fast allen Altersgruppen sogar abgenommen, bei den Sechs- bis Neunjährigen (Anstieg der Inzidenz von 184,4 auf 274,1 Fälle pro 100 000 Einwohner) und den Zehn- bis Neunzehnjährigen (von 191,1 auf 268 Fälle), also in der Altersgruppe der Schülerinnen und Schüler, aber nochmals stark zugenommen.

Weniger Kitakinder infiziert

Bei ganz kleinen Kindern und Kitakindern ist das Infektionsgeschehen dagegen etwas zurückgegangen. Die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Kitakinder (seit Jahresbeginn 344 Fälle) hat innerhalb der zurückliegenden sieben Tage nur um 14 Fälle zugenommen, die der Erwachsenen, also auch der Erzieherinnen und Erzieher, um lediglich neun Fälle (bisher sind es 297). Auch wenn die Inzidenz bei den Drei- bis Fünfjährigen immer noch bei 150,9 liegt, ist auch diese gesunken (vorher: 163).

Etwas gestiegen ist in der vergangenen Woche die Inzidenz bei den Menschen über 80 Jahre (von 49,7 auf 57,5 Fälle), was aber noch immer deutlich unter dem Schnitt liegt. Die aktiven Infektionsfälle in Altenpflegeheimen haben nur um fünf zugekommen. In Flüchtlingsunterkünften ist die Zahl der aktiven Fälle (39) gleich geblieben.

Inzidenz bei Ungeimpften: 215,5 Fälle

Auch die Reiserückkehrer machen derzeit nicht wie im vergangenen Jahr das Gros der Neuinfektionen aus. Von den 1729 derzeit in Stuttgart aktiven Infektionsfälle liegt ihr Anteil bei fünf Prozent (88 Personen), von denen die meisten angegeben haben, dass sie aus der Türkei zurückgekehrt sind.

Differenziert man die Inzidenz noch nach Geimpften und Ungeimpften, ergibt sich erneut ein großes Ungleichgewicht. So liegt der Wert bei den Geimpften bei 26 Fällen pro 100 000 Einwohner, der der Ungeimpften aber bei 215,5, also achtmal so hoch. Allerdings schließt man beim Gesundheitsamt der Stadt nicht aus, dass es aufgrund eines unterschiedlichen Testverhaltens beider Gruppen zu einer Über- beziehungsweise Unterschätzung der Inzidenz in den beiden Gruppen kommen könnte.