Der Hofener Autor Peter Niegel. Foto: Feifel (z)

Mehr als 40 Jahren war Peter Niegel im Polizeidienst. Mit seinem neuesten Buch setzt er sich für mehr Respekt ein auch gegenüber der Polizei und Sicherheits- und Rettungskräften.

Hofen - Der Hofener Autor Peter Niegel, der mehr als 40 Jahre in verschiedenen Bereichen der polizeilichen Kriminalitätsbekämpfung in Baden-Württemberg tätig war, hat ein neues Buch geschrieben, welches sich mit dem gesellschaftlichen Wandel beschäftigt. Das Buch heißt „Deutschland zerbröselt …. Ein Land im Würgegriff von Kriminalität, Dekadenz und Marodeuren“. Im Gespräch spricht der Autor über seine Beobachtungen und Beweggründe.

Sie beschäftigen sich ja schon lange auch als Autor und früherer Polizeibeamter mit dem Thema der Gewalt und Respektlosigkeit gegenüber Polizei, Sicherheits- und Rettungskräften. Was war der Auslöser, sich jetzt nochmals in einem Buch damit zu beschäftigen?

Dass sich nichts geändert hat. Im Gegenteil. Durch die Corona-Pandemie hat sich fast alles, was ich in meinem letzten Buch angesprochen, ja kritisiert hatte, potenziert, nach meiner persönlichen Meinung, die von mehreren meiner Kollegen/Kolleginnen, die zudem alle noch aktiv sind, bestätigt wird und zwar bundesweit.

Was möchten Sie mit dem Buch bewirken?

Erneut aufmerksam machen auf die aktuellen Zustände als Appell an die Bürger und Leser.

Was war für Sie im vergangenen Jahr am Schlimmsten zu ertragen unter dem, was Sie an Ereignissen schildern?

Das offenbar unglaubliche Ausmaß an pädophilen, furchtbaren Straftaten an Kindern, auch durch „Kirchenvertreter“ und die hierzu zu befürchtende hohe Dunkelziffer – bis heute.

Die Corona-Pandemie hat ihr übriges getan, die es schwer macht, einen Zusammenhalt der Gesellschaft zu fördern. Hat die Pandemie die Menschen zur Katharsis gebracht, zum Nachdenken und reinigenden Verhalten gegenüber sich und gegenüber anderen?

Leider nur teilweise. Egoistisches Verhalten ist ausgeprägt wie nie zuvor. Man hat den Eindruck, viele Menschen nehmen ihr Schicksal mit einer stoischen Haltung hin, ein anderer Teil der Bevölkerung versucht seine Enttäuschung, Unzufriedenheit, innere Spannung, durch emotionales Handeln abzureagieren.

Oder hat die Pandemie mit ihren Hygieneregeln, Ausgangsbeschränkungen und vielen anderen Einschränkungen bis hin zum Kontaktverbot einen Prozess der Verrohung der Gesellschaft Vorschub geleistet? Wenn ja, warum?

Ja, natürlich. Die Demonstrationen bestimmter Organisationen, die sich an keinerlei vorgegebenen rechtlichen Beschränkungen halten, wie hinreichend in den Medien dargestellt, sind ein Beleg dafür, dass demokratische Regeln nicht beachtet werden und das ganze System von einer oft aggressiv auftretenden Minderheit sogar in Frage gestellt wird.

Wo sehen Sie den größten Mangel in der politischen Steuerung?

In der offensichtlichen und gefühlten Ungleichbehandlung, in der mangelnden Aufklärung der Bevölkerung und insbesondere in der Glaubwürdigkeit der Politiker und Politikerinnen.

Sehen Sie Ihr Buch als Aufschrei gegen diese Entwicklung?

Aufschrei nicht, aber als dringenden Appell an die demokratische Gesellschaft, der aktuellen Entwicklung nicht zuzusehen, sondern ihr Recht auf freie Meinungsäußerung in Anspruch zu nehmen. Da keine Besserung aktuell und in absehbarer Zeit in Sicht ist, schreibe ich meine Meinung nieder. Die Stimmung wird immer gereizter, sogar in Familien, Freundeskreisen. Gelassenheit und Zuversichtlichkeit in die Zukunft gehen immer mehr verloren. Die (a-)sozialen Netze quellen über vor Wut, Hass und Niedertracht. Nie war es für Menschen einfacher, zu hetzen und zu beleidigen als heute. Am besten anonym (also feige), unter der Gürtellinie, böse und verletzend. Doch Sprache und Worte sind ein scharfes Schwert. Vielleicht das schärfste überhaupt. Sie können Verletzungen beibringen, die nie wieder heilen.

Was wäre Ihr größter Wunsch, was sich ändern sollte?

Die Strafverfolgung von Sexualstraftaten gegen Kinder zu verschärfen, insbesondere konsequentes Vorgehen gegen Straftäter der christlichen Kirchen und ausschließliche Bearbeitung nach den geltenden „weltlichen“ Gesetzen durch Staatsanwaltschaft und Gerichte. Den Schutz kirchlicher Täter durch das „Kirchenrecht“ darf es nicht geben.

Die Fragen stellte Iris Frey

Das Buch von Peter Niegel ist erhältlich per E-Mail peter@niegel-stuttgart.de. Das Buch kostet 15 Euro und umfasst 104 Seiten.