Großer Jubel bei den deutschen Hockey-Herren. Foto: dpa/Frank Uijlenbroek

Der erste WM-Titel seit 17 Jahren ist zum Greifen nah. Die deutsche Hockey-Nationalmannschaft steht nach dem spektakulären 4:3 gegen Australien im Finale.

Für Niklas Wellen gab es nach seinem Siegtor in sprichwörtlich letzter Sekunde kein Halten mehr. Völlig euphorisiert stürmte der Matchwinner über das Feld und schrie im Hockey-Stadion von Bhubaneswar seine Freude über den Einzug ins WM-Finale hinaus. Sechs Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit schoss der 28-Jährige die deutsche Nationalmannschaft nach einem weiteren irren Comeback zum 4:3 (0:2) gegen Australien - der erste Weltmeistertitel seit 17 Jahren ist nun zum Greifen nah.

„Wir glauben aneinander“, sagte Wellen, der nach der grandiosen Aufholjagd nach 0:2- und 2:3-Rückstand zum Spieler des Halbfinals gekürt wurde: „Dass wir es in der regulären Spielzeit gedreht haben, ist verrückt, das Team ist verrückt. Wir sind hier noch nicht fertig.“

Bundestrainer Andre Henning zeigte sich „beeindruckt“, wie „ruhig und klar“ sein Team trotz des Rückstandes geblieben sei: „Wenn ich nicht der Coach dieser Mannschaft wäre, dann wäre ich ab heute der größte Fan“, schwärmte Henning. Ihn beeindrucke, „wie stark wir Hockey spielen“ und „was für eine mentale Stärke wir mitbringen“.

Belgien wartet im Finale

Im Endspiel am Sonntag (14.30 Uhr MEZ/DAZN) bekommt es Deutschland wie bereits in der Gruppenphase (2:2) mit Titelverteidiger Belgien zu tun, der sich nach einem 2:2 (1:1) nach regulärer Spielzeit mit 3:2 im Penaltyschießen gegen die Niederlande durchsetzte. Das Team von Henning hat mit dem Finaleinzug die erste WM-Medaille seit 2010 (Silber) in der Tasche. 2002 und 2006 holte sich die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes (DHB) den Titel.

Das Comeback hatte zuvor der gebürtige Argentinier Gonzalo Peillat, der erst seit dem vergangenen Jahr für Deutschland aufläuft, mit einem Dreierpack (42./51./58.) eingeläutet. Für den Weltranglistenersten Australien waren in Indien Jeremy Hayward (11.), Nathan Ephraums (26.) und Blake Govers (57.) erfolgreich.

Bereits im Viertelfinale hatte die deutsche Mannschaft ihre Comeback-Qualitäten bewiesen. Da hatte sich das DHB-Team nach einer starken Aufholjagd mit zwei späten Toren gegen England in einem Shootout-Krimi für die Runde der besten vier qualifiziert (4:3).

Wellen macht Sieg perfekt

Nach nur einer Minute hatte Australien am Freitag durch eine Strafecke die erste gute Gelegenheit, Keeper Alexander Stadler parierte jedoch sicher. Deutschland kam immer besser ins Spiel, fand gegen den dreimaligen Weltmeister jedoch kein Durchkommen. Nach einer weiteren Strafecke ging Australien schließlich durch Hayward in Führung, wenig später verhinderte Stadler den nächsten Treffer.

Das DHB-Team ließ sich dadurch aber nicht beirren und setzte Australien im zweiten Viertel immer wieder unter Druck. Doch Tom Grambusch nach einer Strafecke und Christopher Rühr scheiterten an Keeper Andrew Charter. Nach einem Konter erhöhte Ephraums. 

Auch nach der Halbzeit suchte Deutschland weiter den Weg nach vorne, blieb zunächst aber ohne Erfolg, hinten musste Stadler erneut entscheidend eingreifen. Peillat belohnte nach Strafecken schließlich die Offensivbemühungen des DHB-Teams und glich so auch die erneute Führung Australiens durch Govers aus. Wellen machte den Last-Minute-Sieg perfekt.