Am 22. Juli 2011 kämpften Sebastian Vettel (damals im Red Bull) und Michael Schumacher (hinten) im Mercedes auf dem Nürburgring um Punkte in der Formel 1. Es war der vorletzte Grand Prix in der Eifel. Foto: dpa/Roland Weihrauch

Die Formel-1-Macher sind an einem Grand Prix in Deutschland interessiert. Der Nürburgring scheint ziemlich gute Karten für einen Großen Preis zu haben, was vor allem an zwei Punkten liegt.

Stuttgart - Der Hockenheimring ist raus. Endgültig. Die Formel 1 wird in ihrer Corona-Saison keine Station im nordbadischen Motodrom machen, kein Heimrennen für Mercedes. Zwar hatte die Hockenheimring GmbH mehrfach ihre Bereitschaft signalisiert, einen Großen Preis austragen zu wollen – doch letztlich winkte Chase Carey von Rechteinhaber Liberty Media ab. Es lag offenbar weniger am Geld. Zwar hatten die Ringbetreiber stets erklärt, keine roten Zahlen mit der Austragung eines Grand Prix’ schreiben zu wollen, doch diese Vorgabe war anscheinend nicht der alleinige Grund, warum beide Partner sich nicht einig wurden. Es lag wohl auch noch an der Zuschauerkapazität, denn Liberty Media wollte offenbar ein Rennen vor einer bestimmten Zahl von Zuschauern – und da machten die strengen Corona-Verordnungen des Landes Baden-Württemberg einen Strich durch die Rechnung. Maximal 500 Fans wären erlaubt gewesen, aus Sicht von Liberty Media zu wenige. „Wir können aus heutiger Sicht für ein etwaiges Rennen im Oktober nicht davon ausgehen, dass ein Event mit mehr als 500 Zuschauern möglich wäre“, sagte Hockenheimring-Geschäftsführer Jörn Teske gegenüber ‚Motorsport-Total.com, „das macht uns für die Formel 1 aus wirtschaftlicher Sicht weniger attraktiv als Rennstrecken, bei denen es schon jetzt eine Verordnungslage gibt, die Fanevents unter bestimmten Voraussetzungen zulässt.“

Und damit kommt der Nürburgring ins Spiel, denn in Rheinland-Pfalz sind die Corona-Regeln nicht ganz so strikt wie in Baden-Württemberg, so dass unter bestimmten Voraussetzungen mit entsprechenden Hygienestandards und Abstandsregeln mehr Zuschauer als am Hockenheimring erlaubt sein könnten. Das macht die Rechnung ein wenig wirtschaftlicher und den Kurs in der Eifel anscheinend attraktiver für Liberty Media. Nürburgring-Geschäftsführer Mirko Markfort hatte bereits im Juni erklärt, man arbeite daran, dass bald wieder Zuschauer an der Strecke sein könnten. Die Langstreckenserie NLS ist in diesem Jahr bereits auf dem Ring gefahren, allerdings handelte es sich um Geisterrennen ohne Motorsport-Fans am Pistenrand. Die Konzepte am Nürburgring wurden ständig weiter verfeinert und den Erfordernissen angepasst. Die Strecke weise eine „geeignete Infrastruktur für Hygienemaßnahmen auf“, erklärte Markfort. Geregelte Zutritte zum Gelände, feste Sitzplätze auf weitläufigen Tribünen und zahlreiche Sanitäranlagen sowie Hygienepunkte sind nach Ansicht der Streckenbetreiber in ausreichendem Maße vorhanden.

Auch bei der Wirtschaftlichkeit punktet der Nürburgring. Dabei beharrten die Betreiber in der Eifel wie die Hockenheimring GmbH stets darauf, dass ein Grand Prix wirtschaftlich sinnvoll sein müsse. Offenbar ist dies in der Eifel leichter erreichbar, nicht nur aufgrund der möglicherweise höheren Zuschauerzahlen. Auch in dieser Frage sind sich der Nürburgring und Liberty Media wohl ziemlich nahe gekommen, so dass die Verträge wohl unterschriftsreif sind. Es fehlen nur noch die Unterschriften für das Gastspiel der Formel 1 vom 9. bis 11. Oktober in Deutschland.

Sollte es ein Grand-Prix-Comeback unter der Nürburg geben, es wäre der erste Große Preis seit sieben Jahren – damals siegte am 7. Juli 2013 Sebastian Vettel im Red Bull vor Kimi Räikkönen und Romain Grosjean. Der Kurs verfügt nach wie vor über die notwendige Einstufung Grad 1, die nach dem Reglement des Automobil-Weltverbandes Fia Formel-1-Rennen ermöglicht.