Der Vergleich von heute (links) zu damals lässt die Wassermassen erahnen. Foto: Gottfried Stoppel

Im Juni 2024 verwüsteten Überflutungen den Rems-Murr-Kreis. Unsere Chronik ruft die Ereignisse wach – Fotos zeigen, ob sich die betroffenen Orte seitdem erholt haben.

Vor exakt einem Jahr brach mit Starkregen und Überflutung eine Katastrophe über die Region herein – vor allem der Rems-Murr-Kreis war betroffen. Die Wassermassen führten zu Zerstörungen, kosteten in Schorndorf zwei Menschenleben. Unsere Chronik ruft die wichtigsten Ereignisse von damals in Erinnerung. Unsere Bildergalerie zeigt, wie sich die Orte inzwischen von der Flut erholt haben.

Mai 2024: Starke Regenfälle

Seit Mitte Mai fällt in Mitteleuropa ungewöhnlich viel Regen. Andernorts sorgt dies schon für Überschwemmungen. Im Rems-Murr-Kreis, aber auch im Kreis Ludwigsburg führt es dazu, dass die Böden sich mit Wasser aufsaugen.

Bei Schwäbisch Gmünd entgleist am 1. Juni ein ICE nach einem Erdrutsch. In der Bodenseeregion werden Ortschaften überflutet, Einsatzkräfte kämpfen gegen das ansteigende Wasser.

1. Juni 2024: Die Lage verschärft sich

Im Rems-Murr-Kreis wird die Lage immer brenzliger. Ein Ende ist nicht in Sicht: Der Wetterdienst warnt vor „ergiebigem Dauerregen“. Auch in den umliegenden Landkreisen rückt immer wieder die Feuerwehr zu Einsätzen aus. Mancherorts werden Bürgern Sandsäcke zur Verfügung gestellt.

2. Juni, 21 Uhr: Das Hochwasser kommt

Am Nachmittag stehen die Zeichen auf Entspannung. Sandsäcke werden abgebaut, Stauwehre abgelassen. Das Landratsamt nimmt eine ausgerufene „außergewöhnliche Lage“ zunächst wieder zurück. Doch am späten Abend setzt über der Region ein plötzlicher, extremer Starkregen ein. Dieser kann von den mit Wasser gesättigten Böden nicht mehr aufgenommen werden – und die nun wieder vollgelaufenen Hochwasser-Rückhaltebecken sind keine Hilfe mehr.

In Kaisersbach-Cronhütte sind binnen vier Tagen 225 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen – dreimal so viel wie im sonst üblichen Mittel. Das Resultat: ein Hochwasserereignis weit über einem sogenannten 100-jährlichen Hochwasser. Kleine Bäche werden zu reißenden Strömen. Die Wieslauf, deren Wasserstand sonst keine 50 Zentimeter beträgt, ist jetzt mehr als fünf Meter tief.

Die Nacht auf den 3. Juni: Lebensgefahr

An vielen Orten spielen sich dramatische Szenen ab. Orte sind durch überflutete Straßen abgeschnitten, Menschen in ihren Häusern eingeschlossen. Autos werden wie Spielzeug durch die Straßen gespült. Besonders vom Hochwasser betroffen sind neben Rudersberg Schorndorf-Miedelsbach, Winterbach, Kaisersbach, Berglen und Alfdorf.

Um die Hochwasser-Rückhaltebecken vor einer Zerstörung zu bewahren, werden diese kontrolliert abgelassen. Behörden, Hilfsorganisationen und Nachbarn helfen den Menschen dabei, Leben zu retten, Eigentum zu sichern oder Dämme zu halten. Häuser werden evakuiert, Tausende kommen in Notunterkünften unter – etwa Sporthallen wie der Salier-Turnhalle in Waiblingen.

3. Juni: Das Ausmaß der Zerstörung

Klaffenbach am Tag danach. Foto: Weingand

Bei Tagesanbruch offenbart sich ein dramatisches Bild: Orte gleichen Kriegsgebieten. Überall liegen Trümmer, ausgerissene Bäume und tonnenweise Schlamm. Nachbarn helfen einander, Keller und Geschäfte leerzupumpen und versorgen sich gegenseitig mit dem Nötigsten. Vielerorts fehlt der Strom, Erdrutsche haben einige Landesstraßen unpassierbar gemacht.

Am Nachmittag wird klar: Die Flut hat zwei Todesopfer gefordert. In Schorndorf-Miedelsbach sind eine 84 Jahre alte Frau und ihr 58 Jahre alter Sohn ums Leben gekommen. Die beiden ertranken in ihrem vollgelaufenen Keller. Auch der durch die Katastrophe entstandene Sachschaden ist mit schätzungsweise 330 Millionen Euro sehr hoch. Die Schäden an der Infrastruktur sind auch nach einem Jahr an vielen Orten im Rems-Murr-Kreis noch sichtbar.