Das New Century Global Center in Chengdu (China) bietet eine gigantische Größe. Foto: dpa/Wang Xiaobo

Der Mensch will immer höher hinaus – auch in der Architektur. Das derzeit höchste Gebäude der Welt ist der Burj Khalifa in Dubai. Aber kennen Sie auch das schlankste oder schiefste Bauwerk?

Der Baukunst des Menschen scheinen kaum Grenzen gesetzt. Gebäude werden nicht nur immer höher oder umfangreicher. Manchmal geht es auch darum, dass schlankste Haus zu haben oder eines, das auf den ersten Blick wie ein Bilderrahmen aussieht. Rekordbauten zum Welttag der Architektur (3. Oktober):

Hoch hinaus:Wenn es um den Bau von Hochhäusern geht, strebt der Mensch gen Himmel. Der am 4. Januar 2010 eröffnete Burj Khalifa in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) ist derzeit das höchste Gebäude der Welt. Zum Vergleich: Mit 828 Metern ist der Burj (Deutsch etwa: Burg oder Turm) mehr als doppelt so hoch wie das Empire State Building (381 Meter) in New York.

Nicht nur die Höhe bescherte dem monumentalen Bau einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde. Der Burj verfügt auch über den höchsten Aufzug in einem Gebäude (504 Meter), die meisten Stockwerke (163) und das höchste Restaurant vom Erdgeschoss aus (441,3 Meter). Die Frage ist, wie lange der Burj die Pole Position gen Himmel noch hält. Denn der in Saudi-Arabien entstehende Jeddah Tower soll mal die 1000-Meter-Grenze knacken.

Gigantisch: Statt atemberaubender Höhe bietet das New Century Global Center in Chengdu (China) eine gigantische Größe. Das im Juli 2013 in der südwestchinesischen Stadt eröffnete Einkaufszentrum ist gleichsam die Mutter aller Shopping Malls. Kein anderes Gebäude weltweit besitzt mehr Nutzfläche als das Global Center mit seinen über 1,7 Millionen Quadratmetern. Zum Vergleich: Der gesamte Vatikanstaat mit seiner Fläche von 44 Hektar (440 000 Quadratmeter) würde fast vier Mal hineinpassen. Das ganze Gebäude ist zwar nur 100 Meter hoch, dafür aber einen halben Kilometer lang und 400 Meter breit. Herzstück ist ein Wasserpark mit einer 400 Meter langen Küste und Stränden unter einer gigantischen Glaskuppel.

Schlank: New York wollte wohl auf andere Weise punkten – vielleicht auch, weil die Titel der größten Gebäude der Welt schon vergeben waren. Neu in der Skyline Manhattans findet sich der sogenannte Steinway Tower, der offiziell den Namen seiner Adresse trägt: 111 West 57th Street. Das Luxus-Wohnhochhaus mit 84 Stockwerken ist laut Guinness-Buch das „schlankste Gebäude“. Das ergibt sich aus dem Verhältnis der Gesamthöhe von 435,3 Metern zur Breite unten von nur 18 Metern (bei 24 Metern Länge).

Technisch möglich ist ein solcher Schlankheitsgrad von 1:24 erst seit kurzem. Damit sich die Riesen nicht dem Wind ergeben und ruhig stehen bleiben, ist viel Masse nötig: Gegengewichte in Form riesiger Pendel gleichen die Bewegungen aus. Wer dem System vertraut und genügend Geld mitbringt, kann noch in das dünne Hochhaus mit Blick auf den Central Park einziehen. Derzeit verfügbare Appartments gibt es von 7,75 Millionen US-Dollar (für 3 Zimmer) bis zum Penthouse für 66 Millionen.

Schief: Wer an schiefe Gebäude denkt, dem fällt vermutlich der schiefe Turm von Pisa als erstes ein. Durch umfangreiche Maßnahmen wurde das Wahrzeichen in der Toskana vor über 20 Jahren vor dem Umfallen gerettet und durch Gewichte auf unter 5 Grad Neigung gebracht. Deutlich schiefer und extra so gebaut worden ist das Capital Gate in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate). Bei 160 Metern Höhe kommt das 35-stöckige Gebäude mit Büroräumen und Fünf-Sterne-Hotel laut Guinness-Buch auf eine Rekord-Neigung von 18 Grad.

Wer den schiefsten natürlich entstandenen Turm besuchen will, muss nicht so weit reisen: Ein Kirchturm im ostfriesischen Suurhusen (Niedersachsen) steht mit 5,19 Grad Neigung seit über 15 Jahren als schiefster Turm der Welt im Guinness-Buch. Wenn es dagegen nach dem Rekord-Institut für Deutschland (RID) geht, ist neuerdings ein Wehrturm in der Gemeinde Gau-Weinheim (Rheinland-Pfalz) mit 5,42 Grad noch ein wenig schiefer. Nicht mithalten kann laut RID der Turm in Pisa, der nach der Sanierung nur 3,97 Grad Neigung vorweist.

Teuer: Normalerweise leben selbst die Superreichen in Hochhäusern nicht alleine. In Indien ist das anders: Ein Geschäftsmann ließ sich in der Finanzmetropole Mumbai (Bombay) einen privaten Wohnturm errichten. Der 173 Meter hohe Wolkenkratzer mit dem Namen Antilia soll nach Schätzungen rund eine Milliarde US-Dollar an Baukosten verschlungen haben und gilt laut Guinness-Buch als das teuerste Privathaus der Welt.

Das 2010 fertiggestellte Gebäude verfügt über eine Gesamtwohnfläche von 37 000 Quadratmetern, 168 Parkplätze, drei Hubschrauberlandeplätze, mehrere Swimmingpools, ein Wellness-Center, ein Theater und befindet sich auf einem etwa 4500 Quadratmeter großen Grundstück in Mumbais exklusiver Altamount Road. Nach Medienberichten verbraucht Antilia etwa 7000 Mal soviel Strom wie ein indischer Durchschnittshaushalt. Das Guinness-Buch schätzt die Gesamtkosten sogar auf „wahrscheinlich“ bis zu zwei Milliarden US-Dollar.

Gerahmt: Manche Bauwerke sind eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Im Guinness-Buch findet sich der Dubai Frame als größtes Gebäude in Form eines Bilderrahmens. Von der Stadtverwaltung Dubais (Vereinigte Arabische Emirate) in Auftrag gegeben, steht der etwa 150 Meter hohe und 95 Meter breite Dubai Frame seit 2018 in der Wüstenstadt. Wer durch den überdimensionalen Rahmen schaut, sieht je nach Blickrichtung die ursprüngliche Altstadt oder die modernen neuen Stadtteile. Im unteren Teil des Bilderrahmens gibt es ein Museum, das die Entwicklung Dubais zeigt. Wer sich ganz nach oben traut, kann über die Sky Bridge laufen, die den oberen Teil des gigantischen Rahmens verbindet. Ganz Mutige ohne Höhenangst wagen von dort einen Blick durch den Glasboden unter ihren Füßen.

Gebogen: Wer wissen will, wie eindrucksvoll eine Kuppel sein kann, sollte in Rom das Pantheon besuchen. Das unter Kaiser Hadrian zu Beginn des 2. Jahrhunderts nach Christus fertiggestellte Bauwerk mit der spektakulären Spannweite der Kuppel von etwa 43 Metern sollte fortan nicht nur Vorbild für die westliche Kuppelbaukunst, sondern für 1300 Jahre die größte selbsttragende Kuppel der Welt sein. Wer heute nach diesem Rekord sucht, findet deutlich größere Spannweiten. Seit 2014 bietet das 1,3 Milliarden US-Dollar teure Nationalstadion Sports Hub in Singapur die größte selbsttragende Kuppel. Die 80 Meter hohe Kuppel mit ihrer Spannweite von insgesamt 312 Metern überdacht das Stadion, das 55 000 Besuchern Platz bietet.