Die Stadt Stuttgart muss sparen. Und sie spart an dem, was Spaß macht. Silvesterfeier, Glanzlichter, Historisches Volksfest. Touristiker und Handel warnen vor den Folgen.
Vielleicht kann er sich manchmal selbst nicht mehr reden hören. Wie eine Gebetsmühle weist Stuttgart-Marketing-Chef Armin Dellnitz darauf hin, dass der Tourismus in dieser Stadt von „Veranstaltungen lebt“. Anders als in München, Hamburg und Berlin ziehen nicht die Schönheit oder die Attraktionen der Stadt die Menschen an. Sie kommen, wenn was los ist, wenn Weihnachtsmarkt ist oder Volksfest oder Konzerte.
Am Tourismus wird in Stuttgart gespart
Und was passiert, wenn nichts mehr los ist? Weil man sparen muss. Weil man an Veranstaltungen spart wie der Silvesterfeier, dem Historischen Volksfest oder den Glanzlichtern. „Das ist ein Dilemma“, sagt Dellnitz, „bei dieser Haushaltslage ist es schwierig dagegenzuhalten.“ 600 Millionen Euro müssen gespart werden, und das geht nur „wenn man die freiwilligen Leistungen in Frage stellt“. Nun betreffe aber alles, was den Tourismus angeht, freiwillige Leistungen. „Das heißt, alles rund um den Tourismus wird in Frage gestellt.“
Doch ohne Angebote keine Besucher in der Stadt. Keiner, der Straßenbahn fährt, ein Taxi braucht, was trinkt oder isst, einkauft oder übernachtet. „Das wird Effekte auf das Einkommen haben“, sagt Dellnitz. Und wenn dies längerfristig oder mittelfristig so bleibe, dann könne dies auch gefährlich werden. Ungefähr 40 Euro gibt ein Tagestourist im Schnitt in Stuttgart aus. Nimmt man nun die offiziellen Besucher beim Historischen Volksfest 2022, dann waren dies 600.000. Mal 40 Euro, das ergibt 24 Millionen Euro. Bei einem Einsatz von einer Million Euro, die die Stadt für die Organisation ausgeben müsste.
Doch Dellnitz weiß auch, dieses Geld landet nur über Umwege in der Stadtkasse. Und wie immer im Tourismus sind die Zahlen nur Annäherungen. Im Gegensatz zu dem Minus, das felsenfest und knallrot in der Bilanz der Stadt steht.
Veranstaltungen erhöhen auch das Sicherheitsempfinden in der Stadt
Auch Holger Sigle, Geschäftsführer der City Initiative Stuttgart, sieht „das Problem, vor dem die Stadt steht“. Klar sei aber auch, Hoteliers, Einzelhandel, Gastronomie, profitierten von Veranstaltungen. „Folgerichtig trifft es auch ökonomisch unsere Mitglieder, wenn es keine Veranstaltungen gibt.“ Er sieht aber auch noch ein anderes großes Problem. „Veranstaltungen beleben die Stadt“, sagt er, „und erhöhen so das Sicherheitsgefühl und die Sicherheit.“ Die Polizei könne dies auch mit Zahlen unterfüttern. „Wir haben bei Veranstaltungen weniger Kriminalität in der Stadt als zu Zeiten, wenn nichts stattfindet.“ Auch die Glanzlichter trügen dazu bei, ein beleuchteter Schlossplatz vermittle ein anderes Gefühl als ein dunkler Schlossplatz. „Den Sicherheitsaspekt sollten wir nicht vergessen bei all diesen Diskussionen.“