Schon am vergangenen Wochenende war die Hilfsbereitschaft groß, hier bei der Sammelstelle von Stelp Stuttgart. Foto: Fotoagentur Stuttgart/Andreas Rosar

In der Landeshauptstadt haben sich zahlreiche Initiativen gebildet, die den flüchtenden Menschen in der Ukraine und in Polen helfen wollen. Sie sammeln Sachgüter und Spenden. Hier ein erster Überblick.

Stuttgart - Schwester Margret ist in Stuttgart bekannt für die Franziskusstube und ihren Einsatz für Obdachlose. Sie pflegt außerdem eine enge Bekanntschaft zu Schwester Nathalia Melnek von der Ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine. Schwester Nathalia schreibt in ihrer jüngsten Mail: „Wir befinden uns in einer schwierigen Situation. Russische Truppen sind überall. Die Bomben wurden auf alle Städte abgeworfen, einschließlich Lemberg. In Lemberg besteht zwei bis drei Mal täglich Luftgefahr. Das Schwierigste ist, über Nacht zu bleiben. Wir versuchen, den Menschen so gut wie möglich zu helfen. Wo möglich, wurden Luftschutzbunker ausgestattet. Wir haben auch Flüchtlinge. Ein bisschen müde, weil viel Arbeit und wenig Schlaf. Russische Flugzeuge landen meist nachts. Wenn die Länder der Welt der Ukraine jetzt nicht helfen, zu überleben, wird das das Ende der Weltordnung sein.“

Medizinische Sachspenden sind gefragt

Die Franziskanerin aus dem Kloster Sießen hat die Sr. Margret Stiftung gegründet. Aus dem Stiftungsvermögen hat sie bereits 5000 Euro zur Verfügung gestellt, „damit Pfarrer Roman Wruszczak von der Ukrainisch-griechisch-katholischen Gemeinde in Stuttgart einen Sprinter kaufen kann. Es fehlt beispielsweise an ordentlichem Verbandsmaterial“, sagt Schwester Margret. Mit dem Sprinter will Pfarrer Wruszczak nun die Münchner Gemeinde beliefern; von der bayerischen Metropole aus organisiert der dortige Bischof einen größeren Hilfstransport in die Ukraine oder an die polnische Grenze.

„Es fehlt auch an Schmerzmitteln, Desinfektionsmitteln, haltbaren Lebensmitteln, Trinkwasser, Babynahrung, Tragen, Kerzen, Taschenlampen . . .  und an leeren Säcken – für Sand“, nennt das Katholische Stadtdekanat eine schier endlos lange Liste dringend benötigter Sachen. Eine Sammelstelle ist im Kindergarten St. Ulrich im Delpweg 12 in Stuttgart-Fasanenhof eingerichtet worden. Die Spenden werden immer dienstags und freitags, 18.30 bis 20.30 Uhr, sowie sonntags von 10.15 bis 12.30 Uhr angenommen.

Pfarrer und Künstler an einem Strang

In der Flüchtlingshilfe und unter dem Dach der Caritas Stiftung Stuttgart engagiert sich derzeit Pfarrer Walter Elser. Ehemals Pfarrer von St. Ulrich und Dekan für Stuttgart-Filder, hat er 2017 die Stiftung Walter Elser gegründet und sammelt jetzt Spenden für Bedürftige in den Kriegs- und Fluchtgebieten. Aus der Westukraine hat ihn folgender Hilferuf eines Pfarrers erreicht: „Lieber Herr Pfarrer Elser, gestern wurde der Flughafen in unserer Stadt mit russischen Raketen bombardiert. Nur Gott und ein Wunder könnten jetzt noch Putin zurückhalten. Viele Menschen und besonders Mütter mit Kindern aus anderen Gebieten der Ukraine fliehen in die Westukraine. Wir wollen diesen Menschen helfen.“

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Arthelps, eine gemeinnützige Initiative von Kreativen und Künstlern, richtet in Stuttgart ebenfalls eine Sammelstelle für Spenden ein. Sie befindet sich in der Tiefgarage zwischen Leitzstraße 4 und Junghansstraße 7 in Feuerbach. Dort können Firmen und Privatpersonen Sachgüter abgeben. Abgabetermine sind an diesem Dienstag, 1. März, 13 bis 16 Uhr, und vom 2. bis zum 4. März, jeweils 10 bis 16 Uhr. Laut Arthelps soll der erste Lkw bereits am Dienstag Stuttgart in Richtung Ukraine verlassen.

Hilfe aus der ukrainischen Community

Höchstaktiv ist die ukrainische Community in Stuttgart. Die in Stuttgart lebende Ukrainerin Liuba Smolska hat sich mit Freunden und Bekannten zu der Gruppe „Stuttgart Help Ukraine“ zusammengetan und über den Messenger-Dienst Telegram Gruppen organisiert, die medizinische Hilfe, Schutzausrüstung Unterstützung für Geflüchtete oder Fahrdienste organisieren. Mittlerweile engagieren sich hier 400 Menschen. „Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend!“, sagt die 37-Jährige. In drei Lagern in Stuttgart werden die Sachspenden gesammelt und dann mit Privatautos über Polen in die Ukraine gebracht. Smolska sammelt auch Geldspenden über Paypal (helpforukraine22@gmail.com). Mit dem Finanzamt sei das abgeklärt.

Auf Flüchtlinge vorbereitet

Viele Stuttgarter wollen den örtlichen Flüchtlingsaufnahmestellen helfen. „Sehr viele Leute haben beim Caritas-Dienst für Migration und Integration angerufen“, sagt Bereichsleiterin Sabrine Gasmi-Thangaraja, „wir spüren eine große Welle der Solidarität.“ Wenn Flüchtende aus der Ukraine nach Stuttgart kommen, „werden wir das hinbekommen, so, wie wir das 2015 geschafft haben oder bei der Unterbringung der Jesidinnen aus dem Nordirak.“

Wo Geldspenden für die Ukraine gesammelt werden

Arthelps
BW-Bank, BLZ 600 501 01, IBAN DE 81 6005 0101 00 02 82 23 65, BIC SOLADEST600, Stichwort Ukraine

Katholisches Stadtdekanat
LBBW, IBAN DE 63 6005 0101 00 04 64 61 92 und BIC: SOLADEST600. Als Verwendungszweck soll „Spende Ukraine“ angegeben werden.

Sr. Margret Stiftung
Liga Bank, DE  91 7509 0300 06 06 40 00 00, Vermerk: Ukraine.

Stiftung Walter Elser
Liga Bank, DE 47 7509 0300 05 06 40 00 00, Verwendungszweck: Flüchtlingshilfe Ukraine und Spenden für Bedürftige in den Kriegs- und Fluchtgebieten