Die Fantasiewelt von Mira hat etwas Pippi-Langstrumpf-Artiges. Foto: Mira

Die Künstlerin aus Steinheim im Kreis Ludwigsburg möchte die Welt verbessern. Unter anderem mit einer Aktion, über die schon tausenden Menschen geholfen wurde.

Die Geschichte klingt fast schon zu kitschig, um wahr zu sein. Mira, wie sie gerne genannt werden möchte und wie ihr Künstlername ist, erzählte ihrem kleinen Sohn damals in Steinheim Morgen für Morgen im Bett Geschichten. Geschichten, die davon handelten, dass blinder Konsum nicht glücklich macht, sondern wirkliche Erfüllung im Miteinander und in der Liebe zu finden sind. Und irgendwann schimmerte ihr: eigentlich braucht es viel mehr Medien für Kinder, die nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern solche essenziellen Fragen und Themen behandeln. Aus diesem Gedanken entwickelte Mira in kurzer Zeit ein kleines Universum aus Büchern, zigfach gehörten beziehungsweise geklickten Podcasts und Videos rund um eine Fantasiewelt, die sie selbst erdacht hat und in der ein fliegendes Haus samt seiner Bewohner im Mittelpunkt steht. Und zur Weihnachtszeit wartet die 34-Jährige nun wieder mit einer Wichtelaktion auf, bei der Menschen Menschen helfen.

Plätzchen auf dem Marktplatz verteilen

Der Grundgedanke ist recht simpel: Auf ihrer Homepage stellt Mira eine Plattform bereit, über die man selbst Wünsche äußern oder erfüllen kann. Die Geschenke können materieller Natur oder eher ideeller Art sein. „Da passieren wirklich schöne Sachen“, sagt Mira. Jemand habe beispielsweise Plätzchen gebacken und dann auf einem Marktplatz verteilt. Es seien auch schon Einladungen zum gemeinsamen Adventstee ausgesprochen worden. Dann gebe es noch Senioren, die einsam sind und sich über Kontakt zu einer Familie mit Kindern freuen würden. Die Künstlerin bringt also auch Leute zusammen, will die Welt damit und mit ihren Geschichten ein bisschen besser machen.

Erschreckende Erkenntnisse

Dass in unserem Land einiges im Argen liegt und wie ungleich der Wohlstand verteilt ist, kristallisierte sich bei der Wichtelaktion freilich auch heraus, die Mira im vergangenen Jahr erstmals auf die Beine gestellt hat. Einige hätten nämlich lediglich um Lebensmittel wie Reis und Nudeln oder Hygieneartikel gebeten, weil sie sich all das selbst kaum noch leisten können. „Das ist so erschreckend“, findet Mira, die in Stuttgart Jazz an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst studiert hat, sich zudem im familientherapeutischen Bereich und in puncto Psychologie fortgebildet hat.

Im Übrigen verrate die Aktion auch etwas über unsere Gesellschaft und wie manche Menschen ticken. „Da sind zum einen die existenziellen Nöte, die einen schlucken lassen“, sagt sie. Zum anderen erlebe man aber auch Menschen, die Wunder was für ihre Gaben erwarteten und verstimmt seien, wenn der erwartete Dank ausbleibe. „Wir haben also noch viel vor uns“, sagt Mira. In manchen Fällen packen sie und ihr Team selbst mit an. Zum Beispiel bei dem Wohnungslosen, der zwar einen Job hat, aber sich bislang vergeblich um eine feste Unterkunft bemüht.

Verständnis für Gefühle

Insgesamt seien dieses Jahr schon rund 16 000 Wünsche erfüllt worden, 2021 seien es um die 18 000 gewesen. Doch auch mit dem restlichen Mira-Universum habe man schon eine Menge bewegen können. Bei ihr träfen Rückmeldungen ein, wonach Kinder im Umgang miteinander feinfühliger geworden seien und Verständnis für die Gefühlswelten ihrer Spielkameraden oder Eltern entwickelt hätten. „Da passieren wirklich magische Momente in Familien. Das macht mich so unglaublich stolz. Das ist so weltverändernd. Und das ist genau das, was wir machen wollten“, erklärt die Künstlerin.

Stars werden für den Podcast engagiert

Der erste Baustein von all dem war die Idee zu einem Buch, das um die Frage kreist: Wie wächst wahres Glück? Mira schickte das Manuskript an insgesamt 18 Verlage. Es hagelte allerdings nur Absagen. Also sagte sie sich: vielleicht sollten wir daraus einen Podcast kreieren? Zusätzlich sei Ende 2019 die Idee entstanden, die Erzählungen und Botschaften in eine Reihe rund um die Kunstfigur Mira und ihr fliegendes Haus einzubetten, in dem man sich mit Liebe begegnet und in dem auch ein gescheiter Kater und eine rappende Maus leben. Ab und an schneit zudem tierischer Besuch herein, der von Stars wie dem Sänger Flo Mega oder dem Inklusionsaktivisten Raúl Aguayo-Krauthausen gesprochen wird.

„Das hat dann superschnell gezündet“, sagt Mira. Die erste Folge des Podcasts sei im Sommer 2020 erschienen, gegen Weihnachten desselben Jahres schon ein veritabler Hype entstanden gewesen. Und all das ohne Marketingmaschinerie im Hintergrund. Freunde und Familie halfen, ansonsten war „Do it yourself“ angesagt. Die ersten Mira-Bücher ließ sie in einer Online-Druckerei produzieren, auf Instagram postet sie Videos und Fotos, die die Fantasie-Welt ergänzen und erklären. Zu sehen ist dabei auch das Haus in Steinheim, in dem Mira damals lebte und das als Vorlage für das fliegende Haus aus den Geschichten diente. Das Ganze wuchs und wuchs, inzwischen ist Mira nach Tübingen gezogen, hat ein Start-up mit rund zehn Mitarbeitern aufgebaut. Eines ist aber gleich geblieben: Sie versucht immer noch, die Welt mit Liebe zu fluten.

Die Aktion Wichtelwunder

Wünsche
Wer sich an der Geschenk-Aktion beteiligen möchte, muss nur auf die Homepage von Mira gehen (www.mira-welt.de) und dort auf „Wichtelwunder“ klicken. Hier kann man dann noch bis Weihnachten selbst einen Wunsch eintragen oder nach einer Mission suchen, die man gerne erfüllen würde.

Folgen
Den Podcast kann man kostenfrei bei Spotify hören. „Mira & das fliegende Haus“ verzeichnet bislang schon mehr als 5 Millionen Streams. Wer möchte, kann der Künstlerin auch auf Instagram folgen unter MIRA.dasOriginal.