Herzogin Meghan wird von ihrer Halbschwester Samantha verklagt. Foto: IMAGO/ANP/IMAGO/Remko de Waal

Herzogin Meghan nennt sich selbst ein „Einzelkind“. Das ruft ihre Halbschwester Samantha auf den Plan, die sogar eine Klage deswegen anstrengt. Ein skurriler juristischer Streit, der jetzt ein Gericht in Florida beschäftigt.

Ist Einzelkind sein ein Fakt – oder ein Gefühl? Über diese Frage ist zwischen Herzogin Meghan und ihrer Halbschwester Samantha Markle ein merkwürdiger juristischer Streit entbrannt. Samantha, die denselben Vater hat wie die 40-jährige Frau von Prinz Harry, hat die Herzogin verklagt: Der Vorwurf lautet Verleumdung. Meghans Anwälte wollen, dass das Gericht in Florida die Klage abweist.

Es geht darum, ob Herzogin behaupten darf, sie sei als Einzelkind aufgewachsen. Meghan und die 17 Jahre ältere Samantha haben denselben Vater: Thomas Markle. Samantha und ihr Bruder Thomas jr. stammen aus der ersten Ehe des Lichtregisseurs, der früher am Set von Fernsehsitcoms arbeitete. Meghan, deutlich jünger als ihre Halbgeschwister, ist seine Tochter aus seiner zweiten Ehe mit Doria Ragland. Ihre Eltern trennten sich, als Meghan zwei Jahre alt war.

„Ich bin als Einzelkind groß geworden“

Die Lebensgeschichte der Herzogin von Sussex geht so: Ihre Mutter Doria, ein „Freigeist“ mit Dreadlocks und Nasen-Piercing, habe sie allein groß gezogen. In ihrem viel beachteten Interview mit Oprah Winfrey im vergangenen Jahr sagte Meghan, als die Moderatorin sie nach ihren Halbgeschwistern fragte: „Ich bin als Einzelkind groß geworden – wie auch jeder weiß, der mit mir aufgewachsen ist. Ich hätte mir so sehr Geschwister gewünscht. Deshalb freue ich mich so, dass ich wieder schwanger bin und Archie jemanden hat.“

Samantha nennt diese Version Meghans „Märchen-Lebensgeschichte“ und wirft ihrer Halbschwester vor, sie habe eine „vorsätzliche Kampagne“ inszeniert, um den Ruf der Markle-Familie zu „zerstören“. So zitieren es mehrere Medien aus den Gerichtsunterlagen. Die Logik dahinter sei die: Wenn die Markles nicht mehr glaubwürdig seien, könnten sie Meghans aus Halbwahrheiten fabrizierte Lebensgeschichte nicht zum Einsturz bringen.

Meghans Anwälte wollen Klage abweisen lassen

Meghans Anwälte haben jetzt eine Erwiderung auf die Klage eingereicht, die mehreren britischen und amerikanischen Medien vorliegt. Darin argumentieren die Juristen, Meghan fühle sich wie ein Einzelkind – auch wenn sie faktisch Halbgeschwister habe. „Es gibt kaum etwas Persönlicheres und Subjektiveres, als die Art, wie man auf seine Kindheit sieht“, zitiert zum Beispiel die „Daily Mail“ aus der Klageerwiderung. „Meghans Antwort [im Oprah-Winfrey-Interview; Anmerkung der Redaktion], dass sie als Einzelkind aufwuchs, war ganz offensichtlich nicht so gemeint, dass sie keine genetischen Geschwister oder Halbgeschwister habe.“ Meghans Anwälte fordern, dass die Klage deshalb abgewiesen wird.

Es ist ein Disput um die Deutungshoheit über Meghans Kindheit und Jugend: Hatte sie schon als Jugendliche Jobs und finanzierte selbst ihr Studium? Unsinn, sagt ihre Halbschwester: Ihr gemeinsamer Vater habe für die komplette Ausbildung an der prestigeträchtigen Northwestern University bezahlt. Samantha behauptet, Meghan habe sich eine „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Geschichte zusammengezimmert, die nicht der Wahrheit entspreche.

Samanthas Klage zielt auch auf das Buch „Finding Freedom“ von Omid Scobie und Carolyn Durand ab, das ein sehr wohlwollendes Bild der Sussexes zeichnet und zumindest mit Harrys und Meghans stillschweigenden Segen entstanden sein soll. Die Sussexes hatten offenbar Freunden das Okay gegeben, mit den Autoren zu sprechen. Samantha fühlt sich in dem Buch falsch dargestellt, es habe „nicht wieder gutzumachenden Schaden“ angerichtet. Meghans Anwälte sehen die Beschwerden über „Finding Freedom“ bei ihrer Mandantin an der falschen Adresse: „Meghan hat diese Aussagen nicht gemacht, also kann sie für sie nicht haftbar gemacht werden“, schreiben die Juristen. „So einfach ist das.“ Bereits als Samantha ihre 75.000 Dollar schwere Schadensersatzklage einreichte, nannten Meghans Anwälte die Vorwürfe „unbegründet“. Man werde der Sache „die geringstmögliche Aufmerksamkeit“ schenken.

Die Halbschwestern scheinen seit Jahren nur noch über Anwälte zu kommunizieren. Es dürfte ewig her sein, seit sie sich das letzte Mal persönlich begegnet sind. Auf der Hochzeit der Sussexes war Samantha nicht eingeladen. Dafür veröffentlichte sie im vergangenen Jahr ein Buch über ihre berühmte Halbschwester: Es trägt den nicht gerade schmeichelhaften Titel „The Diary of Princess Pushy’s Sister“ – das „Tagebuch der Schwester von Prinzessin Aufdringlich“.