Ansturm auf Süßes: Bonbonregen für die Kinder. Foto: if - if

Die Narren haben gestern das Palmsche Schloss gestürmt. Statt stürmischem Wetter gab es Sonnenschein und einen Schlagabtausch zwischen Bezirksvorsteher und Narrenzünften. Am Ende wurde der Schultes zum Straßenkehrer.

MühlhausenWenn es im Ländle stürmt und anderswo Fasnetsumzüge abgesagt werden müssen, scheint in Mühlhausen die Sonne. So geschehen gestern Nachmittag, als sich mit lautem Böllerschüssen durch die Schützengesellschaft in Mühlhausen um 13.50 Uhr die Narren ankündigten. Kurz zuvor hatte die Polizei die Mönchfeldstraße gesperrt. Ab jetzt hatten die Scillamännle aus Hofen Vorfahrt in Mühlhausen, die mit lauter Scillamusik in den Hof des Palmschen Schlosses einzogen.

Dort warteten bereits die Schlossgeister samt Vorstand Andreas Reichenwallner, der sich über die Windstille im Schlosshof freute: „Ein Riesenglück“, sagte er. Somit konnte die Veranstaltung stattfinden, zu der zahlreiche andere Narrenzünfte, und große und kleine Fastnetsfans gekommen waren. Schon öffneten sich die Fenster im Schloss und Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann erschien. Er trug eine bunt gehäkelte Mütze und das Fasnetshäs, das alle Fasnetsgruppen des Stadtbezirks, die beim Rathaussturm aktiv sind, vereint.

Diesmal musste er nicht lautstark gebeten werden. Nein, er meldete sich selbst zu Wort und begrüßte die Narrenschar als derzeitiger Alleinherrscher mit allen Fastnetsrufen. Was war da geschehen? Hatten ihn die Böllerschüsse eingeschüchtert? Nein, er freute sich, dass beim Boßel Club die Kugel rollt und auch die Münstermer Knollenbäuche gekommen waren. Natürlich auch die Scillamännle, die mit ihrem Graedeffele Janina Louis die Fasnet aufblühen ließen.

Dann hob er an zu erzählen über das, was sich im Stadtbezirk so getan hat seit der letzten Fasnet, wie etwa das neue Bürgerhaus in Neugereut oder der Kelterplatz, der bereits gerodet ist, damit dort besser gefeiert werden kann. Und er erinnerte an die Defibrillatoren, die im Bezirk angeschafft wurden, „damit wir euch wiederbeleben können“. Dann begab er sich freiwillig in den Hof.

Jetzt wurde Bohlmann nicht vor ein Tribunal gestellt, diesmal gab es ein Streitgespräch zwischen den Narrenzünften und dem Schultes. Der Bezirksvorsteher wurde an das Wohnbaugebiet Schafhaus erinnert, das sich in die Länge zieht. Jetzt gibt es auch noch zuerst einen Verkehrstrukturplan. Ja, das Ganze habe schon vor 20 Jahren begonnen, so der Schultes. „Mir habt ihr es zu verdanken, dass das Schafhaus-Stück wieder aus der Schublade gezogen wurde“, sagte er.

Von den Neugereuter Ägger Oaks bekam er eins auf den Deckel wegen des geplanten Kreisverkehrs und der gewünschten Schulkantine, die wie eine Ruine aussehe. Bohlmann widersprach: Der Kreisel muss sein, auch wegen der Älteren und der Kinder, die hier dann sicher über den Übeweg gehen können. Die Eschbachwald-Hexen beklagten den Müll in ihrem Stadtteil und wünschten Mülleimer und Hundekottüten. Der Schultes verwies auf die Let’s-Putz-Aktion. Die Scillamännle kamen jetzt richtig in Fahrt. Sie schwärmten von ihrem schönen Umzug und den ach so hohen Müllgebühren. Das Graedeffele hofft, dass ab Mai Stadtrat Thomas Fuhrmann ins Rathaus als Bürgermeister geht und sich dann dort um die Müllgebühren kümmern kann. Doch für dieses Jahr hatten sie einen Vorschlag: Sie tauschten den Rathausschlüssel gegen einen Besen, damit Bohlmann beim Umzug in Hofen kehren kann. Der Schultes begann gestern schon, vor seiner Tür zu kehren und mischte sich froh gelaunt unter die närrische Menge. Er freute sich: Dieses Mal war er weder angeschmiert noch eingeseift worden. So schenkte er gerne den Kindern Goldtalern und den Narren Wein.