Polizeihauptmeisterin Cindy Heider-Liedtke und Polizeikommissarsanwärter Maximilian Groß im Gespräch mit einem Anwohner. Wie auch viele Nachbarn hat er bereits Maßnahmen ergriffen, um sein Haus vor Einbrechern zu schützen. Foto: Sebastian Steegmüller - Sebastian Steegmüller

Präventionsaktion in mehreren Stadtteilen – Polizei will Anwohner sensibilisieren

Bad Cannstatt Zu Fuß streifen Cindy Heider-Liedtke und Maximilian Groß durch das Wohngebiet Im Geiger, versetzen sich auf ihrer Runde gedanklich in die Rolle eines Einbrechers. Kann man das geöffnete Fenster im ersten Stock erreichen, fragen sich die beiden Polizeibeamten beim Blick auf ein Gebäude in der Erbstetter Straße und entscheiden sich schließlich, eine Karte in den Briefkasten einzuwerfen. Darauf wird vermerkt, dass es „die Bewohnerin oder der Bewohner den Einbrechern oder Dieben besonders leicht macht, in die Räume einzudringen“.

Wenige Meter weiter klingeln sie bei einer Anwohnerin, die im Erdgeschoss ein Fenster gekippt hat – ebenfalls eine Einladung für Einbrecher – und weisen die Frau daraufhin, es immer zu schließen, sollte sie das Haus verlassen. Außerdem erhält sie mehrere Broschüren mit Tipps zum Einbruchschutz und einen Gutschein für eine sicherungstechnische Beratung. Ein Auge haben die Polizeihauptmeisterin und der Polizeikommisarsanwärter auch auf Leitern, die im Garten stehen. Sie können den Tätern die Arbeit ebenfalls erleichtern.

Das genaue Gegenteil ist das Ziel der 30 Polizistinnen und Polizisten, die gestern Stadtteile wie Botnang, Sommerrain oder Weilimdorf durchkämmten. Eben Gebiete, in denen zuletzt vermehrt eingebrochen wurde. „Wir führen die Aktion seit 2013 durch“, sagt Thomas Schneider, Kriminalhauptkommissar im Referat Prävention. „Immer in der dunklen Jahreszeit.“ Denn sobald die Tage kürzer werden, steigen die Fallzahlen. In den Sommermonaten werden Jahr für Jahr mit Abstand die wenigsten Einbrüche begangen, die meisten im Dezember.

Doch wie schützt man seine eigenen vier Wände vor ungebetenen Gäste? „Schon einfache Maßnahmen bringen viel.“ Haus- beziehungsweise Wohnungstüren sollten nach Möglichkeit nicht nur zugezogen, sondern abgeschlossen werden. Darüber hinaus kann der Einbruchschutz von Türen und Fenstern auch im Nachhinein noch deutlich verbessert werden. Die Präventionskampagne der Polizei ist in Stuttgart nicht auf taube Ohren gestoßen. Viele Bürger haben nachgerüstet. Laut aktueller Kriminalstatistik blieb es 2018 in 47 Prozent der angezeigten Fälle beim Versuch. 619 Mal hatten die Täter jedoch Erfolg, dennoch der niedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre. Zum Vergleich: 2014 wurden 1277 Wohnungseinbrüche registriert.

Die Prognose für das laufende Jahr zeigt indes eine weniger erfreuliche Entwicklung. Der seit 2015 anhaltende Trend, dass die Einbruchszahlen rückläufig sind, wird sich nicht fortsetzen. „Sie steigen wieder“, sagt Schneider. Dementsprechend stelle die Bekämpfung des Wohnungseinbruchs auch weiterhin einen Handlungsschwerpunkt der Polizei Stuttgart dar.

Unter anderem wird auf die Prognosesoftware „Precobs“ gesetzt. Auf Basis der Auswertungsergebnisse führten die Reviere, die Einsatzhundertschaft sowie Kräfte des Polizeipräsidiums Einsatz zusätzliche Fahrzeug- und Fußstreifen durch, um den Fahndungs- und Ermittlungsdruck zu erhöhen. Die Bearbeitung von Wohnungseinbrüchen erfolgt für ganz Stuttgart zentral durch die Kriminalpolizei. Das Problem: Generell bietet die Landeshauptstadt viele Tatgelegenheiten, da neben der Verkehrsinfrastruktur auch zahlreiche lukrative Objekte auf einer vergleichsweise kleinen Fläche vorhanden sind. Viele Täter machen sich zudem die Anonymität der Großstadt zunutze. In Mehrfamilienhäusern ist es oftmals leicht, ins Treppenhaus zu gelangen. „Das A und O ist daher eine aufmerksame Nachbarschaft“, so Schneider. „Sobald die sozialen Kontrollen funktionieren, sinkt die Zahl der Einbrüche.“ Auch die gestrige Präventionsaktion durch die Wohngegend verfehlt seine Wirkung nicht. Die Nachbarn unterhalten sich darüber und sind dementsprechend sensibilisiert.

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