Cannstatts Filip Anic (oben) im Kopfballduell mit Münsters Patrick Hetzel (rechts). Nach 90 Minuten gewann die Spvgg das Lokalderby mit 2:1 Foto: Tom Bloch - Tom Bloch

Nach einem Platzwechsel nach 45 Minuten siegt die Spvgg Cannstatt im Bezirksliga-Lokalderby beim TSV Münster verdient mit 2:1.

MünsterEin bewegendes Lokalderby sahen die zahlreichen Zuschauer am Donnerstagabend zwischen Gastgeber TSV Münster und der Spvgg Cannstatt. Bewegend im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht nur die Hauptprotagonisten, die Akteure auf dem Feld, waren zum schnellen Bewegen angehalten, sondern auch die Zuschauer mussten ihr Beinwerk in Schwung bringen. Und zwar nach den ersten 45 Minuten – vom Rasenplatz hinüber auf den Kunstrasen. Grund: Das Flutlicht auf dem Naturrasen der Münsterer hatte für den guten Schiedsrichter Fabio Gentile nicht mehr die nötige Kraft, damit er die Außenlinie sehen konnte. Deshalb besprach er mit den Teams und Trainern, hinüber auf den bestens beleuchteten Kunstrasen zu wechseln. Kein Problem für beide Clubs. Das Schuhwerk wurde umgerüstet und mit einer kleineren Verzögerung konnte die Partie auf dem anderen Untergrund fortgeführt werden.

Und plötzlich kam auch richtig Bewegung in das Lokalderby. Auf dem engen Kunstrasen gab es in Hälfte zwei viele packende, teilweise auch harte, aber nicht unfaire Zweikämpfe.

Bei Schlusslicht Münster wird immer mehr die Handschrift des neuen Trainers David Biedemann deutlich. Ließen die Darbietungen in der Hinrunde nur die Konsequenz Abstieg zu, sind nun wieder Leben und der Glaube an den Klassenerhalt zurückgekehrt. Die Münsterer agierten aus einer kompakten, mannschaftlichen Grundordnung heraus und gaben keinen Ball verloren. Dementsprechend lobte auch Cannstatts Coach Stefan Schuon nach der Partie: „So engagiert tritt normal kein Team auf, das soweit hinten drin steht.“ Darüber hinaus versucht Biedemann auch Fußball spielen zu lassen. Auch wenn das noch nicht richtig klappen will. Spielerische Ansätze waren zwar erkennbar, aber über 90 Minuten zu wenige, um die Cannstatter Defensive ernsthaft in Schwierigkeiten zu bringen. Eine der wenigen Ausnahmen war in der 48. Minute. Die linke Abwehrseite der Spvgg war ausnahmsweise indisponiert, der Ball kam zu Danilo Mihajlovic und dieser ließ Guiseppe Pellegrino im Cannstatter Gehäuse aus sieben Metern keine Chance. Mihajlovic’ viertes Tor im fünften Spiel für Münster bedeutete den 1:1-Ausgleich. Danach gerieten die Cannstatter, die über 90 Minuten die reifere Spielanlage präsentierten, etwas ins Schwimmen und erneut Mihajlovic hatte in der 53. Minute die Chance zur Führung. Er schloss aber zu überhastet ab. „Zehn Minuten nach dem Ausgleich hatten wir kleinere Probleme“, wusste denn auch Schuon, doch dann habe man sich wieder gefangen und „das Cannstatter Herz“ gezeigt. Soll heißen: „Kompakt in der Defensive stehen, die Zweikämpfe annehmen und schnell nach vorne spielen.“ So häuften sich die gefährlichen Szenen vor dem Münsterer Tor. Wobei hauptsächlich krasse Fehler im Aufbau, auch schon an der Strafraumgrenze, den Gästen Situationen mit Toraussicht ermöglichten – vorerst aber noch ohne Erfolg. Kevin Gullmann bot sich in der 71. Minute die größte Möglichkeit: Acht Meter zentral vor dem Gehäuse galt es nur noch, einen auf der Torlinie stehenden TSV-Feldspieler zu überwinden. Dies klappte nicht, er schoss diesen an. Erneut nach einem Ballverlust machte es der agile Rui Carvalho Pinheiro besser – er vollendete aus kurzer Entfernung problemlos zum verdienten 2:1 (71.). Vorausgegangen war einmal mehr ein Ballverlust im Aufbau der Hausherren. Sieben Minuten später hätte Filip Anic für die Entscheidung sorgen müssen. Nach einem herrlichen Spielzug krönte dieser seine starke Leistung nicht mit einem Treffer, sondern bugsierte das Spielgerät aus kurzer Entfernung weit am leeren Tor vorbei. Letztlich sollte sich dieser Fehlschuss nicht mehr rächen. „Wir haben uns für unseren einsatzfreudigen Auftritt nicht belohnt. Das ist schade, das Team hätte es verdient gehabt, etwas mitzunehmen“, sagte Biedemann, der dennoch optimistisch bleibt. „Wir sind auf einem guten Weg und haben noch einige Spiele zum Punktesammeln.“ Stefan Schuon war sehr zufrieden mit dem Spiel seiner Mannschaft und freute sich über den ersten Sieg nach fünf Spielen. „Wir hatten in den vergangenen Wochen keine Krise, sondern nur eine Ergebniskrise. Die ist nun vorbei.“

Im ersten Abschnitt, noch auf dem Naturrasen, neutralisierten sich die Teams nahezu. Einziger Aufreger passierte in Minute 20. Münsters Kapitän Daniel Schuch brachte seinen Gegenpart Domenic Guagenti unglücklich zu Fall und der Unparteiische zeigte zurecht auf den Elfmeterpunkt. Marco Kreidl ließ Schlussmann Antonios Chandolias keine Chance.

Auf den TSV Münster wartet am Sonntag (15 Uhr) beim Tabellenzweiten Türkspor Stuttgart eine schwere Aufgabe, die Spvgg Cannstatt (siehe nebenstehenden Bericht) empfängt den VfB Obertürkheim.

TSV Münster: Chandolias; Hetzel, Seybold, Reu, Weinhardt; Schuch, Mariolas (75. Schumacher), Gümüssu (55. Mahmada), Alkan, Kreis, Mihajlovic.

Spvgg Cannstatt: Pellegrino; Ipowitz (7. Lurz), Ziegler, Kreidl, Grigoras, Pereira Matos, Guagenti, Reutzsch (81. Kaufmann), Tzianas (41. Gullmann), Anic (88. Domislic), Carvalho Pinheiro.