Simon Rommel und Tobias Fleck (rechts) arbeiten als Erzieher in der Kita Talstraße. Foto: Stadt Fellbach (z) - Stadt Fellbach (z)

Männliche Erzieher sind selten, doch im Kindergarten in der Schmidener Talstraße kümmern sich immerhin sieben um die Betreuung des Fellbacher Nachwuchs.

Fellbach Noch immer spielen Geschlechter eine entscheidende Rolle bei der Berufswahl. Zwar sind mittlerweile immer mehr Frauen in technischen und handwerklichen Berufen anzutreffen, doch die „typischen“ Frauenberufe werden immer noch mit großem Abstand vom weiblichen Geschlecht dominiert.

Tobias Fleck, 23, und Simon Rommel, 25, gehören noch zu den wenigen ihrer Art. Sie sind Erzieher im Kindergarten Talstraße in Schmiden. Der Kindergarten in der Talstraße ist in dieser Hinsicht eine besondere Einrichtung. Tanja Schaal, die seit 2011 mit der Leitung betraut ist, hat insgesamt sieben Männer im Team. Dazu gehören vier Festangestellte und drei Auszubildende, beziehungsweise Bundesfreiwilligendienstler.

Schaal zeigt sich darüber erfreut: „Auch daheim ist die Mama anders als der Papa. Weder besser noch schlechter. Wir brauchen keine Männer, nur um Fußball zu spielen – das können die weiblichen Erzieher auch“, so die Kindergartenleitung. Die gemischten Teams hätten andere Vorteile. Fleck ergänzt: „Männer haben manchmal einen anderen Blickwinkel auf die Dinge und eine andere Art, mit Problemen umzugehen. Manchmal sind sie vielleicht etwas pragmatischer, wobei Frauen eher auf die emotionale Ebene schauen“. Und Schaal fügt noch hinzu: „Im Team übernehmen alle dieselben Aufgaben, unabhängig ob pädagogisch oder hauswirtschaftlich.“ Rommel pflichtet ihr bei: „Erziehung hat nichts mit Puppenspielen und Bobby Car zu tun.“ Sein Kollege ist sich sicher: „Erzieher sind wichtig. Wir erziehen die Zukunft.“

Fleck hat die praxisorientierte Ausbildung zum Erzieher (PiA) absolviert und ist seit 2018 staatlich anerkannter Erzieher. Simon Rommel ist bereits seit zwei Jahren Teamleiter im Kindergarten Talstraße. Geänderte Strukturen und damit einhergehende Aufstiegsmöglichkeiten und auch bessere Gehaltsaussichten machen das Berufsbild „Erzieher“ für Männer zunehmend attraktiver. Die beiden jungen Männer sind mit ihrer Wahl sehr glücklich. Rommel beschreibt: „Die Stadt Fellbach hat einen sehr hohen Standard. Mit der Ausbildung zum Erzieher erhält man eine gute Grundausbildung, auf deren Basis einem vielfältige Weiterbildungsmöglichkeiten und zahlreiche Berufsfelder offen stehen.“ Sein Kollege Tobias Fleck stimmt ihm zu: „Und man entwickelt sich persönlich weiter.“ Denn im Erzieherberuf müsse man sich mit vielen gesellschaftlichen Bereichen auseinandersetzen. Oftmals seien Erzieher auch in sozial-politischen Themenbereichen die ersten Ansprechpartner.

Dass heutzutage viele Väter anders und intensiver in die Erziehung involviert sind, merken auch die Erzieher. „Väter suchen gezielt den Kontakt zu männlichen Erziehern.“ Weshalb sich auch viele andere Kindertageseinrichtungen einen Erzieher im Team wünschten. Das Bild des Erziehers „wandele sich“. Rommel beschreibt seinen Eindruck so: „Vom verstaubten Klischee-Erzieher zum weltoffenen Pädagogen.“ Dennoch waren die Freunde der beiden engagierten Erzieher erstmal skeptisch. „Als ich ihnen erzählt habe, wie mein Tag abläuft und wieviel ich verdiene, waren sie aber beinahe neidisch.“ Mit der Vielfalt, die der Beruf mit sich bringt, rechnen wohl die wenigsten. Ob Sport, Musik, Naturwissenschaften oder andere Themen; in den Bildungsbereichen können sich die Schützlinge in der Talstraße nach Lust und Interessen austoben – immer begleitet, gefördert und gefordert durch die Erzieher. Über diese Abwechslung in der täglichen Arbeit können sich wohl die wenigsten freuen. red