Uschi Bames, Vesna Radosevic, Ulrike Gremminger Foto: Archiv Caritasverband - Archiv Caritasverband

Das internationale Frauencafé ist in diesem Jahr 20 Jahre alt geworden. Ulrike Gremminger schaut auf die Entwicklung der Einrichtung im Migrationszentrum Bad Cannstatt.

Bad CannstattVor 20 Jahren wurde das Internationale Frauencafé im Migrationszentrum des Caritasverbandes in der Spreuergasse 47 gründet. Ulrike Gremminger, Sozialpädagogin, blickt auf 20-jähriges Bestehen der Einrichtung, die sich im Migrationszentrum trifft und wagt auch einen Blick voraus.

Sie haben vor 20 Jahren das Internationale Frauencafé gegründet, warum, was war der Grund?
Vor 20 Jahren wurde das Migrationszentrum der Caritas in Bad Cannstatt gegründet. Unser Ziel war, über das Beratungsangebot hinaus, das Haus zu öffnen und einen Ort der Begegnung zu schaffen. Die Initiative für das Internationale Frauencafé ergriffen ehrenamtliche deutsche, italienische und iranische Frauen zusammen mit mir, als sozialpädagogische Mitarbeiterin des Hauses. Ein großer Bedarf an Austausch und Kontaktmöglichkeiten wurde in der Beratungstätigkeit signalisiert und aufgegriffen, und so starteten wir dann auch gleich mit der Umsetzung. Ein besonderes Anliegen war uns, die Türen weit zu öffnen für Frauen aller Nationen, Generationen, Kulturkreisen und Religionen. Das Motto könnte man umschreiben mit: „Vielfalt als Bereicherung – gelebte Willkommenskultur “.

Fand das erste Treffen schon im Migrationszentrum in Bad Cannstatt statt? Wieviele Frauen kamen? Von welcher Nationalität?

Ja. Die Premiere im Dezember 1999 war bereits ein erfolgversprechender Auftakt, der das Bedürfnis nach Austausch- und Kontaktmöglichkeiten verdeutlichte. Um die 20 Frauen aus Italien, Iran, Deutschland, Spanien, Ecuador und Argentinien kamen voller Spannung auf das besondere Angebot zusammen. Seither findet jeden ersten Montag im Monat von 17.30 bis 20 Uhr das Treffen statt. Parallel zum Frauencafé ist Kinderbetreuung gewährleistet, so dass auch alleinerziehende Frauen die Möglichkeit der Teilnahme genießen können.

Was waren anfangs die Themen, die besprochen wurden?
Zunächst war kein festes Programm vorgegeben. Es waren vielmehr Treffen in lockerer Atmosphäre. In einem geschützten Rahmen konnte ein breites Spektrum an Themen besprochen und diskutiert werden. Sei es die Kindererziehung, noch dazu in einer fremden Kultur, sei es die Schwierigkeit, kulturell bedingte Tabus zu brechen oder seien es die umtreibenden Belange des Lebensalltags.

Welche Probleme gab es zu lösen?
Es gab durchaus Phasen, in denen stärkere Schwankungen der Besucherinnenzahl zu bemerken war. Manche Frauen konnten aus beruflichen oder familiären Gründen nicht mehr teilnehmen, oder sie sind weggezogen. Im Nachhinein können wir aber sagen, dass es gut und wichtig war, das internationale Frauencafé nicht aufzugeben.

Wie hat es sich im Laufe der Jahre entwickelt?
Es sind über die Jahre hinweg vertrauensvolle Freundschaften entstanden, die die Aussprache von eigenen Sorgen und Unsicherheiten, Ängsten und Zweifel ermöglichen ebenso wie Freuden und Erfolge miteinander zu feiern. Ein Band der Solidarität unter den einheimischen Frauen und Migrantinnen entwickelte sich, schafft Mut, um eigene Ressourcen zu mobilisieren und Energie freizusetzen.

Kamen neue Nationalitäten hinzu?
Oh ja. Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass wir – zwar immer wieder in anderer Besucherinnenzusammensetzung – die ganze Weltkugel abbilden. Neu hinzugekommen sind beispielsweise Frauen aus Afghanistan, Irak, Syrien, Bulgarien, Somalia, Griechenland, Kuba, China, Sri Lanka und andere.

Was für Themen bestimmen heute die Treffen?

Mittlerweile gibt es seit langem ein Jahresprogramm, das sich an den Bedarfen und Bedürfnissen der Frauen orientiert und mit ihnen abgesprochen ist. Zu den Favoriten zählt Basteln, Malaktion unter künstlerischer Leitung, orientalischer Tanz unter Leitung einer Teilnehmerin, gemeinsam Länderspezialitäten zubereiten, Spiele aus aller Welt, Entspannungsübungen.

Was für Aufgaben hat das Internationale Frauencafé heute?
Einen Raum bieten für aktuelle Themen und Entwicklungen und bei Bedarf Referentinnen zu ausgewählten Themen einladen. Wir wollen neu nach Stuttgart oder Bad Cannstatt zugezogene Frauen eine Anlaufstelle bieten, um soziale Netzwerke aufbauen zu können und vielleicht auch Orientierung für das eigene Leben in einem noch fremden Land zu finden. Beratungs- und Angebotsstrukturen gilt es kennenzulernen, um gesellschaftlich teilhaben zu können und sich integrativ einzubringen.

Eine weitere Besonderheit des internationalen Frauencafés ist die Möglichkeit der Inanspruchnahme fachlicher Beratung wie beispielsweise Unterstützung bei der Familienzusammenführung, aufenthaltsrechtliche Fragestellungen, Ausbildung oder andere für die Zukunft entscheidende Fragestellungen.

Geben Sie einen Ausblick, wie es sich weiterentwickelt?
Wir wollen die vielfältigen Begegnungsmöglichkeiten in diesem Format erhalten. Die gute Seele des Hauses, Caritas Mitarbeiterin Vesna Radosevic und die hochmotivierte und treue Ehrenamtliche Uschi Bames als Frau der ersten Stunden, sind aus meiner Wahrnehmung heraus die Garantinnen für ein weiterhin gutes Miteinander im internationalen Frauencafé .

Was würden Sie gerne noch verbessern oder weiterentwickeln?

Ganztägige Seminare oder vielleicht ein gemeinsames Wochenende in einem Naherholungsgebiet organisieren und durchzuführen wäre sicher ein Highlight.

Ansonsten können wir sagen: Ein stabiler Kern der Besucherinnen der ersten Stunde bestätigt das Konzept.

Die Fragen stellte Iris Frey