Wiedersehen nach einem Jahr: Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler überbringt Hilde Hofmann erneut die Glückwünsche der Stadt. Foto: Andrea Eisenmann - Andrea Eisenmann

Hilde Hofmann hat in ihrem Leben bereits einiges erlebt – und doch hat sie ihren Humor und ihr Lachen nicht verloren. Gestern konnte sie im Pflegeheim in der Brunnenstraße ihren 101. Geburtstag feiern.

Bad Cannstatt Hilde Hofmann ist in ihrem Leben viel Fahrrad gefahren, hat viel Walzer getanzt und doch schwört sie vor allem auf ein Mittelchen, das sich in ihrer roten Kosmetiktasche befindet: „Yves Rocher Riche Crème“, sagt sie und strahlt über das ganze Gesicht. Als man ihr vor ein paar Monaten die Tiegel ohne das versprochene Gratisgeschenk lieferte, griff Hofmann selbst zum Hörer und beschwerte sich, berichtet ihre Pflegerin Kata Lukic lachend. „Sie achtet sehr auf sich und ihr Äußeres.“

Und das sieht man ihr an. An diesem Freitag darf die Jubilarin, die seit Januar 2015 im Pflegeheim in der Brunnenstraße lebt, zahlreiche Hände schütteln. Ihre Nichten und Neffen samt Familie haben sich angesagt – im Gepäck: selbst gemachten Kartoffelsalat, den sie so gern isst. Auch Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler reiht sich in die Gratulantenschar ein. Neben der Urkunde der Stadt Stuttgart hat er eine weiße Orchidee mitgebracht, die Hilde Hofmann erfreut entgegennimmt. „Schön“, sagt die 101-Jährige mehrmals.

Als Hilde Emma Krämer kommt die Jubilarin am 8. November 1918 in Stuttgart zur Welt, wächst im Stadtteil Botnang auf und wohnt bis zum 90. Lebensjahr in Untertürkheim. Ihre Ehe bleibt kinderlos. So widmet sich Hilde Hofmann bis zum Eintritt ins Rentenalter ihrem Beruf als Sekretärin, 29 Jahre ist sie bei der Cannstatter Firma Mahle tätig. „Ich war eine große Nummer“, erinnert sie sich an ihre beruflich längste Station. Und sie findet Freude an schönen Dingen. In ihrer Wohnung hätte es „wie in einer Puppenstube“ ausgesehen, hat sie ihrer Pflegerin erzählt, ihr früheres Zimmer in der „Stadtmühle“ war in Rosa gehalten.

Dass sie gern im Pflegeheim lebt, liegt auc h an einer besonderen Liebesgeschichte. Als der heute 84 Jahre alte Ewald Prüss nach dem Tod seiner Frau in die Brunnenstraße zieht, trifft er dort auf Hilde Hofmann. Man kennt sich aus früheren Tagen in Untertürkheim, hat sich jedoch aus den Augen verloren. Das ist nach dem Wiedersehen anders. Die beiden Zimmernachbarn essen von nun an morgens und abends gemeinsam, trinken Kaffee, unterhalten sich, halten Händchen, küssen sich. An Tagen, an denen sie sich kraftlos fühle, hadere Hilde Hofmann manchmal mit ihrem Alter, erzählt Kata Lukic. „Aber nur ganz kurz.“ Dann sagt sie : „Aber wegen ihm muss ich doch leben.“