Mahle Future, heißt das Projekt des Automobilzulieferers. Foto: Visualierung: Mahle - Visualierung: Mahle

Dieselkrise und wirtschaftliche Unsicherheit mit dem Brexit machen dem Autozulieferer Mahle zu schaffen. Der Konzern hat sich einen Sparkurs auferlegt. Auch der Verwaltungsneubau wird überprüft.

Bad CannstattDas Jahr 2020 wird für die Firma Mahle in zweierlei Hinsicht ein ganz besonderes Jahr. Dann feiert die Traditionsfirma ihren 100. Geburtstag. Doch dunkle Wolken über dem Firmensitz an der Pragstraße trüben die Jubiläumsstimmung. Denn die Dieselkrise und die weltweite wirtschaftliche Unsicherheit mit dem Brexit und drohenden Handelskonflikten machen dem Autozulieferer Mahle schwer zu schaffen. Wie schwer, dass wird an dem harten Sparkurs deutlich, der eventuell auch nicht vor dem Neubau an der Pragstraße halt macht. „Das Projekt wird – wie viele andere Investitionen – sehr genau überprüft“, sagt ein Unternehmenssprecher. Ob Jörg Stratmann, seit Februar 2018 Vorstandsvorsitzender des Mahle-Konzerns, am 13. Mai bei der Bilanzpressekonferenz bereits eine erste Richtung vorgeben kann und will, ist eher anzuzweifeln.

Bei der Bilanz im April des vergangenen Jahres zeigte sich Michael Glowatzki, Personal- und Arbeitsdirektor des Unternehmens, noch relativ optimistisch, was das Neubauvorhaben angeht. „Wir denken, dass mit dem Abriss noch in diesem Jahr begonnen werden kann“, so Michael Glowatzki. Sobald die Baugenehmigung vorliege, könne Mitte 2019 mit dem ersten Bauabschnitt nach den Plänen des Wettbewerbssieger Behnisch Architekten begonnen werden.

1200 neue Arbeitsplätze

Angesichts der Größe und Komplexität des zu bebauenden Areals soll das Projekt in einzelnen Abschnitten realisiert werden. Neben Büros, Konferenzräumen sind eine neue Kantine sowie Stellplätze fest in den Plänen verankert. Das Herzstück, eine Art Campus, liegt im Bereich der heutigen Kreuzung Quellen-/Glockenstraße. Es soll die Bürokomplexe miteinander verbinden. Insgesamt sollen hier bis Mitte 2025 rund 1600 Arbeitsplätze entstehen. „Davon etwa 1200 neue“, so der Mahle-Personal-Chef vor einem Jahr. Heute zählt der Standort Stuttgart etwa 4800 Mitarbeiter.

Angesichts der Pressemitteilung vor einer Woche ist die Zeitschiene mit etlichen Fragezeichen versehen, zumal die Unternehmensspitze auch für 2019 mit einem Umsatzrückgang rechne. Deshalb weitet Mahle seinen 2018 angestoßenen Sparkurs aus und erwägt auch einen Stellenabbau. Die Produktionsstandorte weltweit, aber auch das Personal in einzelnen Ländern werden überprüft. „Standorte oder Produktfelder, für die sich keine nachhaltige Profitabilität darstellen lässt, werden beschleunigt restrukturiert“, hieß es in der Mitteilung. Das könne auch bedeuten, dass Standorte geschlossen würden. Weltweit beschäftigt Mahle rund 79 600 Mitarbeiter – in Deutschland sind es 13 250.

Sie sind dank einer Beschäftigungssicherung vor Kündigungen geschützt. Dennoch läuten beim Mahle-Betriebsrat die Alarmglocken, da der Konzern in seiner Mitteilung explizit darauf hinwies, dass die Konzernvereinbarung nur bis Ende 2019 gelte. Der Satz habe ihn überrascht, sagte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Uwe Schwarte. Er geht dennoch davon aus, dass es möglich ist, die Beschäftigungssicherung zu verlängern. Die Verhandlungen beginnen in den kommenden Wochen.

Absatzkrise in der Produktion

Aus dem Mahle-Werk im südbadischen Zell ist zu hören, dass die Absatzkrise in der Produktion angekommen sei. Mitarbeiter befänden sich zum Teil seit Wochen im Zwangsurlaub. Die letzten Reserven der Zeitkonten werden „geplündert“. Ob und wann es wieder aufwärts geht, ist unklar. In Zell beschäftigt Mahle aktuell 560 Mitarbeiter.

Mahle begründet den Sparkurs mit dem Brexit und der sich abflachenden Konjunktur. Hinzu kommt der technologische Wandel mit sinkenden Absatzzahlen für den Diesel. Neben den Personalkosten will Mahle bei Sachkosten wie Reisen, Messen und im Einkauf sparen. Wie viel Geld das Programm in die Kassen spülen soll, lässt der Konzern offen. Keine Frage, in der gesamten Autobranche wird der Wind immer rauer. Denn neben Mahle haben bereits die Firma Daimler und der Zulieferer Bosch vor Monaten entsprechende Maßnahmen angekündigt.

Mit einer Ankündigung haben die Mahle-Verantwortlichen Wort halten können: Der Abriss der Eckardt-Gebäude an der Pragstraße wurde realisiert. Was – unabhängig von der Zukunftsstrategie – auf jeden Fall fest auf der Agenda steht, ist das Thema Bodensanierung. Zudem hat das seit Jahrzehnten brachliegende Öl-Eppel-Areal eine Zwischennutzung erhalten. Seit einigen Wochen parken hier Mahle-Mitarbeiter.