Die Guerrero-Gruppe mit drei Fahrrädern im Weltweihnachtscircus auf dem Wasen. Foto: Iris Frey - Iris Frey

Sie zählt zu den spektakulärsten Nummern: der Auftritt der Guerrero-Gruppe mit ihren Fahrrädern auf dem Drahtseil. Nach dem Unfall bei der Generalprobe üben die Artisten wieder.

Bad CannstattSie sorgt mit ihren Nummern stets für Hochspannung, die Werner-Guerrero-Gruppe, die schon fünf Mal im Weltweihnachtscircus am Hochseil mit Menschenpyramiden aufgetreten ist. Besonders aufregend für das Publikum war bei der Generalprobe jüngst der Sturz einiger Artisten vom Seil am Ende der Vorführung bei der Siebener-Pyramide auf dem Fahrrad. Zwei Artisten wurden leicht verletzt. Sie trainierten wieder, so Werner Guerrero. Zum Sturz sei es gekommen, weil von den Artisten ein paar nervös waren, sagt Werner Guerrero. Der 60-jährige Chef der Gruppe ist Portugiese und in den USA aufgewachsen, seine Frau Aura (56) ebenso. Für die Nummer hatten sie Kolumbianer gecastet, „die besten der neuen Generation“, wie Guerrero sagt. Zum Gespräch gekommen ist unter anderem Christian Camilo Batiena Clis da. Der 21-Jährige springt auf dem Hochseil über fünf Personen. Das ist Rekord. „Mehr geht nicht“, sagt Guerrero. Er ist mit seiner Gruppe viele Jahre in Deutschland mit dem Zirkus Althoff und dem Zirkus Krone unterwegs gewesen, von den achtziger Jahren bis jetzt.

Dass nun die Artisten herabgestürzt sind, das war für Guerrero das erste Mal, wie er sagt. Er sei auch erschrocken gewesen. Die luftgefüllte Matte unten sei gut und hilfreich gewesen. Es sei eine gefährliche Nummer, das weiß er. Auch die Balancestangen seien bei Abstürzen problematisch. Pyramiden auf dem Hochseil sind für ihn kein neues Thema. Auf dem Handy zeigt er zahlreiche Pyramiden unterschiedlichster Art – mit bis zu sieben Artisten. Eine davon zeigte er Jahre zuvor einmal im Weltweihnachtscircus mit einem Stuhl auf dem Hochseil.

Herunterfallen werde natürlich auch stets geübt. Doch besser sei, oben bleiben, so Guerrero. In der Regel ist das auch so. Das beste Mittel, um wieder für ein größeres Sicherheitsgefühl bei den Artisten zu sorgen, sei üben. Bis zu fünf Stunden üben sie derzeit, damit sie sicher über das Seil kommen, welches in einer Höhe von sieben Metern hängt. Die beiden Verletzen seien zwei Tage zur Überwachung im Krankenhaus gewesen, sagt Guerrero. Doch Maicol Stiven Celis (19) und Ellhyz Bahena Ceks (18) sind gerne auf dem Hochseil, noch immer. Den Sturz haben sie gut überstanden. Angst haben sie nicht. Die 18-Jährige hatte sich noch am Seil festhalten können, als die Pyramide ins Schwanken kam, sagt sie. Mit Blick auf die Fahrrad-Nummer, die nun wieder Stück für Stück personell ausgebaut wird, schaut die Gruppe hoffnungsfroh drein.

Diese spektakuläre Weltrekord-Nummer mit den Rädern auf drei Etagen auf dem Hochseil wurde in ihrer Form ganz langsam Stück für Stück aufgebaut: Man beginnt ganz unten mit dem Seil, kurz vor dem Boden und mit drei oder vier Personen, die sich halten und zwei, die Fahrrad fahren. Dann wird das Ganze langsam Etage für Etage aufgebaut. Und stückweise wird das Hochseil immer höher gespannt. Als nächstes wird es etwa einen Meter hoch gespannt. Und dann immer höher. Insgesamt fünf Monate lang haben sie diese Nummer geübt, die Kolumbianer, die ausgesucht worden sind. „Sie haben alle Talent, können sich richtig und vollkommen darauf einstellen und für die Übung hart arbeiten“, erzählt Aura Guerrero. Übrigens stammen alle jungen kolumbianischen Artisten ebenfalls aus Zirkusfamilien. „Sie sind im Zirkus geboren“, erzählt Aura Guerrero.

Seit 1990 gibt es die Aufführungen mit Pyramiden auf dem Hochseil bei den Guerreros. Er selbst ist weltweit unterwegs und ist auch schon in Hongkong, Malaysia und Indonesien mit Artisten aufgetreten. Seine Frau Aura stammt aus einer Zirkusfamilie, die eher Handstandakrobatik in ihrer Tradition hatte. „Der Applaus und die Begeisterung der Zuschauer geben mir die Kraft“, sagt sie. Ihr Mann zeigt im Video einen Drahtseilakt, in dem sie ihn stehend hoch oben trägt. Die Portugiesin hat italienische Wurzeln und ist so begeistert vom Hochseil wie ihr Mann und die Gruppe. Die Guerreros sind mehrfach preisausgezeichnet: auch in Monte Carlo mit Silbernen und Goldenen Clowns. Nach dem Weltweihnachtscircus gehen sie nach Russland und dann erstmals nach China.