Auf dem Areal oberhalb des Egerwegs werden drei Röhren in die Erde versenkt. Sie fassen 500 Kubikmeter Trinkwasser. Foto: Müller - Müller

Die Netze BW müssen den Trinkwasserbehälter am Rand von Rohracker erneuern. Das Bodenseewasser wird künftig in drei unterirdischen Röhren gespeichert. Das Versorgungsunternehmen investiert zwei Millionen Euro.

RohrackerDer Proteststurm hat Wirkung gezeigt: Im Spätsommer 2017 gingen die Bürgerinnen und Bürger von Rohracker auf die Barrikaden. Die Netze BW muss ihren Trinkwasserbehälter, der oberhalb des Egerweges liegt, erneuern. Er ist mehr als hundert Jahre alt. „Rund 3500 Einwohner in Rohracker und Hedelfingen werden von hier aus mit Bodenseewasser versorgt. Das Trinkwasser wird von Vaihingen nach Rohracker geleitet und von dort ins Haushaltsnetz verteilt“, erklärt Marcus Schaufuß von Netze BW. Vor zwei Jahren hatte das Versorgungsunternehmen noch ein zehn Meter hohes Gebäude im Landschaftsschutzgebiet geplant. Gegen diesen „Leuchtturm an exponierter Stelle“ regte sich aber Protest der Anwohner. Das Versorgungsunternehmen lenkte ein und plante um. Statt des Hochbehälters werden die Speicher nun in den Boden verlegt. „Am 21. Januar haben wir die Baugenehmigung für diese Variante erhalten. Weil wir uns an der Grenze zum Landschaftsschutzgebiet befinden, beinhaltet sie allerdings auch 34 Auflagen“, sagt Werner Pfahler von Netze BW. Er betreut das Bauprojekt und stellte es den Hedelfinger Bezirksbeiräten vor. Vermutlich noch in den kommenden Tagen werde mit den Rodungen begonnen. Bis auf einen Baum müssten alle anderen gefällt und die Böschung freigeräumt werden. Die eigentlichen Bauarbeiten dürfen erst nach Ende der Vegetationsperiode im Herbst 2019/2020 beginnen.

Der Bautrupp wird mit Baggern anrücken. Schließlich müssen einige Kubikmeter Erde bewegt werden. Es muss Platz für drei etwa 25 bis 27 Meter lange Röhren mit einem Durchmesser von drei Metern geschaffen werden, die in die Erde verlegt werden. Sie fassen gemeinsam 500 Kubikmeter. „Noch ist nicht entschieden, ob die Röhren aus Kunststoff oder aus Edelstahl sein werden“, erklärt Pfahler. Die Röhren werden in 50 bis 70 Zentimeter Tiefe in die Erde gelegt und gedämmt, damit die Wasserspeicher bei Frost geschützt sind. „Außer dem Einstieghaus wird man von dem Trinkwasserspeicher nichts mehr zu sehen“, sagt Pfahler. Auch in der Frühjahrs- und Sommerzeit 2020 werde die Baustelle aus Landschafts- und Naturschutzgründen überwiegend ruhen, erst im Spätherbst und Winter 2020/21 sollen die Bauarbeiten für das Einstiegshaus durchgeführt werden. Im Spätherbst 2021 werde das Projekt – bislang werden die Investitionskosten auf rund zwei Millionen Euro geschätzt – dann mit den Rest- und Landschaftsarbeiten abgeschlossen und in Betrieb genommen.

Obwohl das Grundstück außerhalb des Wohngebiets liegt, werden die Anwohner einiges mitbekommen. Zwar werde der überwiegende Teil des Erdaushubs auf dem Grundstück zwischengelagert werden. „Wir minimieren damit den Zu- und Abfuhrverkehr, aber wir werden ein Teil des Mutterbodens auch abtransportieren, aufbereiten und danach neu herfahren müssen“, bittet Pfahler um Verständnis. Auch die Zu- und Entnahmeleitungen vom Speicher müssen erneuert werden. An der Zweigstelle Speidel-/Egerweg könne dies nur in offener Bauweise geschehen. „Das bedeutet, dass wir den Speidelweg vermutlich für einige Wochen sperren müssen“, so Pfahler. Nach Beendigung der Baumaßname werde das Grundstück wieder renaturiert und mit einer Trockenmauer ins Landschaftsbild eingepasst. Aus Sicherheitsgründen, so Schaufuß auf Nachfrage, müsse das Grundstück „aber auch weiterhin mit einem Zaun geschützt werden.“