Bleibt umstritten: Der Expressbus am Wilhelmsplatz Foto: Uli Nagel - Uli Nagel

Cannstatter CDU macht Front gegen Expressbus. Doch der Bezirksbeirat will erst noch Informationen von der SSB, eh über den CDU-Antrag abgestimmt werden soll.

Bad CannstattDer für viel Geld installierte Expressbus ist mittlerweile fast sieben Monate im 5-Minuten-Takt zwischen Wilhelmsplatz und City unterwegs. Die Zahl der Fahrgäste, bei einer ersten Bilanz Anfang Dezember sprachen die Verantwortlichen der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) von täglich rund 2500 Passagieren, hat zwar im neuen Jahr leicht zugenommen, dennoch soll die von vielen harsch kritisierte Linie optimiert werden. Ab dem 15. April werden die Busse vor dem König-Karl-Center halten, um hier Fahrgäste der Stadtbahnlinien U 13 und U 16 „auf kurzem Wege“ aufnehmen zu können. Um in den X 1 zu steigen, müssen die SSB-Kunden bisher einen längeren Fußmarsch quer über den Wilhelmsplatz in Kauf nehmen. Nicht nur bei Regen lästig, denn die vielen zusätzlichen ÖPNV-Bewegungen bedeuten auch sehr viel längere Rotphasen für Fußgänger, die Cannstatts Verkehrsknoten queren müssen.

Wie berichtet, hat die Cannstatter CDU „die Faxen dicke“ und beantragt, den Schnellbus so schnell wie möglich zu stoppen. Die Gründe: die hohen Betriebskosten, die jährlich bei 2,7 Millionen Euro liegen und die man gegenüber dem Steuerzahler angesichts der mangelhaften Auslastung nicht rechtfertigen kann sowie die verkehrlich chaotischen Zustände rund um den Wilhelmsplatz.

Prinzip Hoffnung ist falsch

„Der Ansatz war gut und der Expressbus einen Versuch sicher wert“, sagte CDU-Fraktionssprecher Roland Schmid im Bezirksbeirat Bad Cannstatt, als über den Antrag diskutiert wurde. Der X 1 sei – leider – eine Fehlgeburt und das Prinzip Hoffnung, durch eine weitere Haltestelle mehr Fahrgäste anlocken zu können, falsch. Im Gegenteil, die Christdemokraten befürchten, dass vor allem morgens im Berufsverkehr es enorme Rückstaus auf der Waiblinger Straße geben werde. „Die Linie verursacht in der Summe zu viele negative Einflüsse am Wilhelmsplatz“, so Schmid, der dennoch eine Zukunft für den Schnellbus sieht. Die liegt nach Meinung der CDU jedoch einzig und allein in der City.

Die Probleme durch den Expressbus am Wilhelmsplatz wollte Grünen-Sprecher Peter Mielert auch nicht schönreden, erinnerte aber nochmals an den mehrheitlichen Beschluss im Gemeinderat vor fast zwei Jahren, im Zuge des Luftreinhalteplans eine Expressbuslinie einzuführen. „Ein Fehler war sicher, dass bei der Umsetzung am Wilhelmsplatz nur das Tiefbauamt und nicht auch noch das Stadtplanungsamt involviert war“, so die Kritik Mielerts in Richtung Verwaltung. In der Folge kritisierte er auch noch die Einfädelspur in die Wilhelmstraße. Bevor jedoch im Bezirksbeirat über den CDU-Antrag abgestimmt wird, sollen laut Mielert jedoch erst die SSB-Verantwortlichen dem Bürgergremium einmal Rede und Antwort stehen. Denn Zahlen und Fakten hatte schon die SPD Ende 2018 per Antrag gefordert. „Seitdem haben wir nichts mehr von der SSB gehört“, so Marcel Schlatterer.

X 1 blockiert Stadtbahnen

Auch seine Fraktion habe zunächst mit dem Expressbus sympathisiert. „Doch die Entwicklung ist nicht, wie wir uns das erhofft haben.“ Im Gegenteil, sehr oft blockiere der „Gepard“ am Wilhemsplatz die Stadtbahn, da er im Stau steht. „Klar kann sich OB Fritz Kuhn weiter für den Bus stark machen – er wohnt ja nicht in Bad Cannstatt“, so Schlatterer, der noch einmal darauf pochte, dass in der nächsten Sitzung die SSB-Verantwortlichen im Bezirksbeirat aufschlagen sollen.

Auch für die Freine Wähler hat der X 1 nur eine Alibifunktion in Sachen Luftreinhaltung. „Wir dürfen nicht länger gutes Geld einer schlechten Sache hinterhererfen“, sagte Gerhard Veyhl, der eines gar nicht verstehen kann. „Es ist ein Trauerspiel, dass die SSB für den Haltestellenausbau sechs Jahre braucht“. Bekanntermaßen will die städtische Tochter auf der Linie der U 1 zwölf Haltestelle für 80-Meter-Züge verlängern. Laut SSB-Chefplaner Volker Christiani ein komplexes Vorhaben, da der Umbau natürlich unter laufendem Betrieb erledigt werden muss.

Schlussendlich einigte sich der Bezirksbeirat darauf, dass man erst einmal die SSB anhören wolle. Erst dann soll über den CDU-Antrag abgestimmt werden.