Der Netto im Wallmer in Untertürkheim. Foto: Mathias Kuhn

Der Bezirksbeirat fordert den Erhalt des Netto im Wallmer. Der Markt soll Platz im Erdgeschoss des geplanten Neubaus finden. Doch diese Planänderung hängt allein vom guten Willen des Investors ab.

Untertürkheim Dem Netto-Markt in der Biklenstraße droht das Aus: Er soll einem Wohngebäude weichen. Über das Neubauvorhaben eines Stuttgarter Unternehmens wurden die Bewohner des Wallmer im Dezember vergangenen Jahres informiert. Seither ist die Aufregung groß, denn der Netto-Markt stellt für Hunderte Haushalte im Wohngebiet die einzige Möglichkeit dar, sich fußläufig mit Waren des täglichen Bedarfs zu versorgen. Viele Bewohner verfügen nicht über ein Auto.

„Beim Wegfall dieses Markts besteht gerade für Ältere keine Möglichkeit mehr an eine Nahversorgung zu gelangen, alle anderen verursachen auf dem Weg zu einem weiter entfernten Markt ein erhöhtes Verkehrsaufkommen“, kritisiert die CDU-Bezirksbeiratsfraktion die Situation in einem Antrag, den das Bürgergremium am Dienstagabend mit breiter Mehrheit verabschiedete: „Wir beantragen beim Neubauprojekt auf dem Gelände des derzeit bestehenden Netto-Marktes im Erdgeschoss einen Lebensmitteleinzelhandel mit mindestens der derzeit bestehenden Größe einzurichten.“

Ein Lebensmitteleinzelhandel ist aus Sicht des Bezirksbeirates „in diesem Gebiet für Untertürkheim unverzichtbar“. Der Wegfall würde fatale Folgen haben: Im Bereich der Biklenstraße befindet sich ein kleines Ortszentrum, zu dem nicht nur der Netto, sondern auch ein Bäcker, eine Bankfiliale und weitere kleine Geschäfte gehören. Ohne den Discounter würde dieses Mikrozentrum seinen Frequenzbringer verlieren, was „zum zwangsläufigen Ende der anderen bestehenden Ladengeschäfte“ führe, heißt es im CDU-Antrag. Zudem sei der bestehende Netto ein wichtiger Arbeitgeber in Untertürkheim.

Die Argumente sind nicht von der Hand zu weisen. Sie haben offenbar auch die Stuttgarter Stadtverwaltung erreicht. Wie Bezirksvorsteherin Dagmar Wenzel berichtete, sei man sich im Rathaus der Bedeutung des Netto-Marktes für das Wohngebiet bewusst. Die zuständigen Ämter und die städtische Wirtschaftsförderung seien um eine Lösung bemüht. Wenzel räumte jedoch ein: Der Bauantrag sei rechtlich zulässig. Die gewünschte Änderung der Pläne hänge vom guten Willen des Investors ab.

Mit Verweis auf Paragraf 55 der Landesbauordnung hatte das Baurechtsamt die Eigentümer angrenzender Immobilien darüber informiert, dass die Zuhause in Untertürkheim GmbH den bestehenden Supermarkt abreißen und auf dem Gelände ein Mehrfamilienhaus mit 27 Wohneinheiten und Tiefgarage errichten will. Ob die Zuhause-Gruppe – eigenen Angaben zufolge „Spezialist für den Erwerb, die Projektentwicklung und die nachhaltige Bewirtschaftung von Wohn- und Gewerbeimmobilien“ – die Pläne für den Neubau überhaupt noch ändern kann oder will, um den Wunsch der Untertürkheimer zu entsprechen, ist offen. Eine entsprechende Anfrage blieb unbeantwortet.

Die Netto GmbH hätte durchaus Interesse an einem Mietverhältnis im Neubau. Aussagen zur Zukunft könne man derzeit aber nicht treffen, heißt es. Wie lange der Pachtvertrag im bestehenden Objekt noch bestehe, darüber wollte Netto sich „aus wettbewerbsrechtlichen Gründen“ nicht äußern. Dem Vernehmen nach soll die Schließung schon in wenigen Monaten anstehen.