Quelle: Unbekannt

Das mehr als 60 Jahre alte AOK-Gebäude wird im großen Stil sanieret und modernisiert. Mit drei Jahren Verzögerung hat das Projekt Ende 2017 begonnen. Mit der Fertigstellung wird Mitte 2019 gerechnet.

Bad Cannstatt Das AOK-Gebäude in der Brunnenstraße mit seiner markanten Frontfassade ist fast schon ein Wahrzeichen Bad Cannstatts. Gebaut wurde es im Jahr 1957 und hat folglich schon einige Jahrzehnte intensiver Nutzung auf dem Buckel. „Eine Sanierung und Modernisierung im Millionenbereich ist deshalb dringend erforderlich“, sagte im Februar 2015 AOK-Geschäftsführer Christian Kratzke im Interview mit unserer Zeitung. Startschuss des umfangreichen Maßnahmenpakets sollte noch im gleichen Jahr sein und als Wiedereröffnungstermin nannte Kratzke damals zuversichtlich Ende 2016.

„Da war ich zu optimistisch“, gibt sich der AOK-Geschäftsführer gut dreieinhalb Jahre später selbstkritisch, als er sich zusammen mit seinem Stellvertreter Wolfgang Bauer ein Bild vor Ort machte. Denn seit Dezember 2017 ist das Gebäude leer und seine Mitarbeiter betreuen die Kunden in den nur wenige Meter entfernten Containern, die auf dem Parkplatz aufgestellt wurden.

Doch neben einem Großprojekt der AOK in Böblingen auf dem ehemaligen Flugfeld war gerade diese Interimslösung mitverantwortlich für die erheblichen Verzögerungen des Zeitplans. Denn nicht nur der Umbau benötigt eine Baugenehmigung – auch die Container. Als diese endlich vorlag, gab es eine Ausschreibung. Doch aufgrund der zahlreichen Bauprojekte insbesondere in der Landeshauptstadt war die Nachfrage nach Containern offenbar sehr groß. Es dauerte Wochen, bis sich Interessenten meldeten. Erst kurz vor Weihnachten 2017 war es dann soweit: Die Mitarbeiter konnten umziehen und die Sanierung starten.

Immerhin rund 50 000 Euro kostete das Aufstellen der Container und zudem muss die AOK monatlich 8000 Euro Miete bezahlen. „Nicht billig – doch kundenfreundlicher ist die Container-Lösung allemal“, so der AOK-Geschäftsführer, der weiß, dass das KundenCenter von täglich rund 200 Ratsuchenden angesteuert wird. „An dieser Zahl hat sich auch durch die Containerlösung nichts geändert“, sagt die Centerleiterin Fanny Liebich. Was sie besonders freut: Es gab so gut wie keine Beschwerden, zumal die Beschilderung nach einigen Nachbesserungen nahezu perfekt und in mehreren Sprachen sei.

Mittlerweile ist das Hauptgebäude natürlich leer geräumt sowie die Decken abgehängt und die Böden entfernt. Positiv auch, dass die obligatorischen Asbestuntersuchungen bei so alten Gebäuden negativ verlaufen sind. Und im Erdgeschoss wurde sogar schon der neue Brandschutz an der Decke aufgebracht. „Jetzt starten wir die Ausschreibungen für den Innenausbau“, sagt Projektleiter Jörg Nagel. Wobei so ziemlich alles ab Anfang 2019 saniert und erneuert werden müsse. Selbst ein schöner alter Parkettboden, der eigentlich erhalten werden sollte, musste rausgerissen werden, da er mit einem heute verbotenen Kleber befestigt worden war. Zudem wird das Haus energetisch saniert und mit neuen Fenstern, Strom- und Wasserleitungen ausgestattet.

Laut Nagel werden die Räume komplett neu aufgeteilt: „Sie sind nach heutigen Maßstäben vom Zuschnitt her zu klein und viel zu dunkel.“ Der heutige Haupteingang bleibt. Von dort werden die Kunden künftig zum Empfang geführt, der etwas nach hinten versetzt wird. Hier befindet sich auch der großzügige Wartebereich. „Dort werden die Kunden von einem Mitarbeiter abgeholt und in eines der fünf neuen Beratungszimmer abgeholt“, erklärt der Projektleiter das neue Servicekonzept. Denn das Gespräch finde nicht mehr am Arbeitsplatz des Mitarbeiters statt, wo er eventuell von Telefonaten abgelenkt werden könnte.

„Im Erdgeschoss findet der Schwerpunkt in der Beratung statt“, sagt Nagel. Im ersten Stock wird es weitere Büros geben, wobei generell in 90 Prozent der Räume maximal drei Personen arbeiten sollen. Größere Einheiten, die heute wieder auf dem Vormarsch sind, kommen für die AOK schon wegen des Schutzes der Privatsphäre der Kunden nicht in Frage.

Nach dem Umbau wird auch das wohl größte Manko der AOK behoben sein, den das Gebäude ist nicht barrierefrei: „Wir bauen im Treppenhaus einen Aufzug, der bis in den zweiten Stock führt“, so Nagel. Welche Nutzung das dritte Geschoss erhält, steht noch nicht fest.

Wann das Außengerüst – Platz auf dem Gehweg ist vorhanden – aufgestellt wird, ist noch nicht klar. Fest steht jedoch, dass die Frontfassade erhalten wird. Der keramische Wandteppich war vor 60 Jahren nach den Entwürfen des Kunstmalers Hermann Metzger und dessen Tochter Irene entstanden. Er zeigt auf bunten Kacheln die Wappen der Handwerkerzünfte von Bad Cannstatt und Stuttgart sowie das Logo der Krankenkasse.