Trump, Fakten und Forschung: Der Kulturwissenschaftler Thomas Thiemeyer von der Uni Tübingen und der schwäbische Comedian Bernd Kohlhepp, alias Herr Hämmerle, bringen spaltende Themen unterhaltsam zusammen.
Universitärer Forschungsbetrieb und normaler Alltag haben laut landläufiger Meinung oft nicht viele Berührungspunkte. Am Freitagabend im Herrenberger Mauerwerk war dies auf jeden Fall anders.
Dort teilten sich Thomas Thiemeyer, Professur für Empirische Kulturwissenschaft an der Universität Tübingen und der schwäbische Comedian Bernd Kohlhepp in Gestalt seines Alter Egos Herr Hämmerle nicht nur die Bühne, sondern brachten diese verschiedenen Ebenen – den oft zitierten universitären Elfenbeinturm und den, wie Hämmerle meinte, „gesunden Menschenverstand“ – auf unterhaltsame Weise zusammen.
Donald Trump und die Unis – auch das wird besprochen
Obwohl Themen wie die Auswirkungen des Trumpismus auf den Universitätsbetrieb, der wissenschaftliche Freiheitsbegriff und die Frage nach der Identität in der Forschung eigentlich schwere Kost sind, vermochten es die beiden bei „Hörsaal 7“ – Herr Hämmerle forscht nach“, dass das Lachen im ausverkauften Haus über zwei Stunden nie zu kurz kam. Der Spagat zwischen den beiden Welten gelang bisweilen durch harte Brüche, indem die professoral anmutende Vorlesung immer wieder durch die zuerst vergeblichen Fahrradreparatur-Versuche des Herrn Hämmerle unterbrochen wurde, aber ebenso durch das verbale Zuwerfen von Bällen.
Donald Trump stellt Klimawandel infrage
So berichtete Herr Hämmerle etwa davon, dass einer seiner Stammtischkumpel davon überzeugt sei, dass Aliens schon lange unter uns weilen, während ein weiterer Spezi dies als Unfug abtue – und er jetzt nicht wisse, welcher von beiden recht hat.
„Die Idee von stabilen Fakten wird brüchig“, entgegnet der Professor darauf. Für die Wissenschaft sei diese Entwicklung ein Problem. Insbesondere wenn der US-Präsident Donald Trump das Vertrauen in diese etwa in Bezug auf den Klimawandel infrage stellt, nennt er dies einen „alarmierenden Zustand“.
Die Delegitimierung von wissenschaftlichem Wissen, unter anderem auf Social Media, wo Algorithmen und Bots sogenannten „alternativen Fakten“ vermehrt Reichweite und damit Relevanz verschaffen, ist für Thiemeyer eines der Probleme für die universitäre Forschung, da diese dort aufgrund des dort herrschenden Selbstverständnisses auf die sowieso vorhandenen Selbstzweifel treffen.
Wie der US-Präsident Trump die Wissenschaft gefährdet
Thomas Thiemeyer thematisierte zudem das immer offensichtlichere Vorgehen der US-Regierung, Forschungseinrichtungen zu zerstören, sei es durch höhere Besteuerung der Stiftungsvermögen der privaten Universitäten oder den Eingriff in den Lehrbetrieb, bei dem mit einer Kennwortliste, auf der Begriffe wie Klimawandel oder Vielfalt stehen, besonders geprüft wird, ob solche Forschungen überhaupt förderwürdig sind. Aber ebenso besorgniserregend sei es für die amerikanischen Unis, dass auch Daten und Erkenntnisse, die auf öffentlichen Servern liegen, Gefahr liefen, „einkassiert“ zu werden.
Bei Großforschungsthemen wie dem Klimawandel, die international vernetzt seien, hätten diese Entwicklungen auch Auswirkungen auf die deutsche Forschungslandschaft, berichtete der Tübinger Forscher: „Wenn einer der wichtigen Datenspeicher ausfällt, dann ist die ganze Wissenschaft davon betroffen.“
Wolfgang Petrys „Wahnsinn“ mal anders: „Zölle, Zölle, Zölle“
Auch musikalisch gab es den Blick über den großen Teich in die USA. Herr Hämmerles Performance von Wolfgang Petrys „Wahnsinn“ mit angepasstem Text, hätte dabei nicht tagesaktueller sein können: Angesichts der neuen US-Handelspolitik sang der schwäbische Comedian, dass „jeder spürt, dass das Chaos regiert“ und „Eiskalt lässt Du unsere Wirtschaft erfrieren“.
Direkt an Donald Trump gerichtet, stellte er die Frage „Wahnsinn, warum schickst Du uns in die Hölle“ – und das Publikum sang nicht nur lauthals „Zölle, Zölle, Zölle“ mit, sondern schlussfolgerte: „Doch wir haben längst kapiert, wir wollen des net.“