80 Prozent der Infizierten in Heilbronn sind Reiserückkehrer. (Symbolbild) Foto: dpa/Jan Woitas

Es ist nur eine Warnung, aber die Experten und Bürgermeister in Baden-Württemberg sind alarmiert: Denn zum ersten Mal seit Monaten hat eine Kommune eine kritische Marke bei den Corona-Neuinfektionen überschritten.

Heilbronn - Angesichts der weiter steigenden Infektionszahlen wächst in Baden-Württemberg der Druck auf die Politik, strenger gegen Reiserückkehrer vorzugehen und Lockerungen zurückzunehmen. Gemeinsam mit den Ressortkollegen von Bund und Ländern berät Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) an diesem Montag in einer Telefonkonferenz über mögliche Reaktionen auf die Zunahme registrierter Corona-Fälle.

Die Minister wollen dabei über verschiedene Maßnahmen sprechen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Morgen aus Kreisen der Gesundheitsminister erfuhr. Dazu zählen auch eine mögliche erweiterte Pflicht zum Tragen von Mund-Nasen-Masken in Deutschland und eine Anpassung der Strategie für Corona-Tests. Auch eine mögliche Begrenzung der Größe von Veranstaltungen soll auf die Tagesordnung kommen. In der Frage, ob es neue Obergrenzen für private Feste geben sollte, gibt es bisher keine klare Linie. Eine Vereinheitlichung von Bußgeldern bei Verstößen gegen die Infektionsschutzregeln dürfte ebenfalls zur Sprache kommen, wie es weiter hieß.

Lesen Sie hier: Gesundheitsamt warnt – im schlimmsten Fall neuer Lockdown denkbar

Mit Entscheidungen wird zwar nicht gerechnet. Es gilt aber als möglich, dass die Gesundheitsminister Empfehlungen aussprechen für eine Runde der Ministerpräsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) an diesem Donnerstag. Eine mögliche Neujustierung der Infektionsschutzregeln soll erst in diesem Kreis vorgenommen werden.

OB Mergel neigt nicht zu Aktionismus

In Heilbronn werden nach dem Erreichen einer kritischen Marke bei den Corona-Neuinfektionen erste Konsequenzen beraten. Unter anderem sollen Reiserückkehrer als Risikogruppe stärker in den Blick genommen werden. Er neige nicht zu Aktionismus, sagte Heilbronns Oberbürgermeister Harry Mergel dem SWR am Montag. Allerdings seien 80 Prozent der Infizierten Reiserückkehrer. „Wir werden uns deshalb auch ganz besonders auf diese Gruppe konzentrieren, sagte Mergel.

Die Stadt hatte als erste baden-württembergische Kommune seit Monaten die Vorwarnstufe erreicht. Die sogenannte 7-Tage-Inzidenz lag zuletzt laut Landesgesundheitsministerium bei knapp 39 Fällen auf 100 000 Einwohner. Drastischere Schritte, die bis hin zur weiten Einschränkung des öffentlichen Lebens reichen können, werden aber erst ab einer 7-Tage-Inzidenz von 50 ergriffen.

Im Video: Steigende Infektionszahlen – Ist ein zweiter Lockdown möglich?

Auch andere Städte betroffen

Neben Heilbronn nähern sich auch andere Städte und Landkreise im Südwesten der kritischen Marke von 35 Infektionen auf 100 000 Einwohner, ab der eine Vorwarnstufe gilt. In Ulm liegt die 7-Tage-Inzidenz laut Landesgesundheitsamt bei knapp 29, im Kreis Biberach bei gut 20 Infektionen auf 100 000 Einwohner und in Stuttgart bei 20.

Die Inzidenz zeigt die Zahl der Neuinfektionen innerhalb der vergangenen sieben Tage an und wird pro 100 000 Einwohner angegeben. Sie wurde von Bund und Ländern mit Blick auf Kreise und kreisfreie Städte als maßgeblich für neue Einschränkungen in der Corona-Pandemie festgelegt. Bei 50 Fällen in sieben Tagen pro 100 000 Einwohner sollen sofort wieder Beschränkungskonzepte umgesetzt werden.

Indem die Neuinfektionen einer Woche zusammengezählt werden, werden die Schwankungen der täglichen Neuinfektionszahlen weitgehend ausgeglichen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gibt diese auf die vergangenen 7 Tage summierten Fallzahlen in seinem Lagebericht an. Auf diese Weise lassen sich Trends besser erkennen.