Nach Meinung der Hedelfinger Bezirksbeiräte könnte an der B-10-Ausfahrt Hafen Süd Foto: Mathias Kuhn

Eigentlich soll die alte Hedelfinger Brücke über die B 10 abgerissen und eine neue gebaut werden. Der Hedelfinger Bezirksbeirat hat jetzt eine Alternative vorgelegt.

Hedelfingen - Es schien eigentlich eine beschlossene Sache: Die Hedelfinger Brücke zur Einödstraße ist marode, muss abgerissen und durch einen neuen Brückenbau ersetzt werden. Im Februar sollte der Gemeinderat einen Baubeschluss fällen. Vom Hedelfinger Bezirksbeirat gibt es jetzt jedoch ein Alternativkonzept: die Anbindung des B-10-Anschlusses Hafen Süd an die Einödstraße statt der neuen Brücke. Zudem regt sich Widerstand gegen den Zeitplan. Seit der Sperrung der Esslinger Hanns-Martin-Schleyer-Brücke nimmt der Schleichwegverkehr zu.

Im Dezember hatte Silvester Koci vom Tiefbauamt den Bezirksbeiräten das Projekt vorgestellt: Seit 40 Jahren verbindet die B-10-Brücke das Hafengebiet mit der Amstetter- /Einödstraße, stellt die Verbindung zwischen Obertürkheim und der Deponie Einöd sowie dem Neckarcenter her. 1980 wurde das Stahlkonstrukt als provisorische Zufahrt zur damals geplanten Filderauffahrt über die Bundesstraße nahe der Deponie Einöd geschlagen. Seitdem haben tausende Autos und Lastwagen diese überquert, haben Regen und Kälte an der Brücke genagt. Die Verkehrssicherheit ist beeinträchtigt. Deswegen darf sie nur noch einspurig befahren werden. „Die Korrosionsschäden und Mängel sind so weitreichend, dass eine Instandsetzung wirtschaftlich nicht sinnvoll wäre“, erklärte Koci. Eine neue Brücke soll das alte Bauwerk ersetzen. Die Pläne sind ausgearbeitet und visualisiert: Die Brücke soll gleich lang und hoch sein, aber eine Gesamtfahrbahnbreite von sechs Meter erhalten, damit sich wieder zwei Fahrzeuge problemlos begegnen können. Auf einer Seite wird sie zudem noch einen 2,50 Meter breiten Geh- und Radweg aufweisen. Die Stadt will dafür rund vier Millionen Euro investieren. Ein Teil der Kosten würde auch das Land übernehmen – wenn die Arbeiten bis Ende 2022 abgeschlossen sind. Die Fachleute rechnen mit einer Bauzeit von zwölf Monaten. Deswegen will das Tiefbauamt eigentlich diesen Sommer mit dem Bau beginnen.

Hedelfingens Bezirksbeiräte begrüßten die Investitionen zwar, brachten jedoch einen eigenen, alternativen Vorschlag ein: Rund 300 Meter südlich der maroden Hedelfinger Brücke überspannt der gut ausgebaute, mehrspurige B-10-Anschluss „Hafen Süd“ die Bundesstraße. Dieser Brücke fehlt allerdings eine Zu- und Abfahrt auf die Einödstraße. „Dieser Anschluss müsste aber relativ einfach verwirklicht werden können“, sagt CDU-Bezirksbeirat Mario Graunke. Durch etliche Recherchen habe er von „etlichen bereits bestehenden Planungen zur Anbindung der Einödstraße erfahren.“ Auch der Eigentümer des nahen Neckarcenters habe ein großes Interesse an solch einer Aus-/Zufahrt. Bislang müssen Autofahrer aus Richtung Stuttgart auf der B 10 zuerst am Neckarcenter vorbeifahren, um dann umständlich wieder auf der Weilstraße zurückfahren zu müssen. Das bedeutet: 3,4 Kilometer mehr Weg und ein dementsprechend hoher Schadstoffausstoß.

„Das Bezirksbeiratsgremium drängt deswegen auf eine Alternativplanung mit der Anbindung der Einödstraße an die Hafenbahnstraße“, sagt Graunke und bremste damit den Baubeschluss für das Vier-Millionen-Euro-Brückenprojekt. Die Aussprache über den Beschluss wurde von der Tagesordnung des Gemeinderats gestrichen – „vorerst verschoben“, sagt Hedelfingens Bezirksvorsteher Kai Freier. Der Bezirksbeirat erwarte von der Stadtverwaltung zunächst konkrete Antworten auf das Alternativkonzept.

Die Grünen-Bezirksbeiratsfraktion schaut zudem kritisch auf den Zeitplan. Nachdem seit Mitte Januar die Hanns-Martin-Schleyer-Brücke wegen Bauarbeiten für den Verkehr gesperrt ist, beobachten die Hedelfinger eine deutliche Zunahme des Schleichwegverkehrs in der Amstetter Straße. Wenn dann im Sommer zusätzlich noch die Hedelfinger Brücke gesperrt wird, befürchten sie einen weiteren Anstieg. „Wir bitten das Tiefbauamt deswegen uns den aktuellen Bauzeitenplan mitzuteilen, und wir wollen erfahren, wie die Stadt es gewährleistet, dass die Amstetter Straße nicht zur illegalen Durchfahrtsstraße wird“, bittet Grünen-Bezirksbeirat Jürgen Klee.