Herzogin Meghan und Prinz Harry wurden in New York mit einem Anti-Rassismus-Preis ausgezeichnet. Foto: AFP/Angela Weiss

In New York werden Prinz Harry und Herzogin Meghan mit einem prestigeträchtigen Menschenrechtspreis ausgezeichnet. Auf der anderen Seite des Atlantiks ist die Stimmung angesichts der kommenden Netflix-Doku weniger gut.

Bester Laune nahmen Prinz Harry und Herzogin Meghan am Dienstag beim „Robert F. Kennedy Human Rights Ripple of Hope Award“ in New York einen Preis entgegen – der Sohn des britischen Königs und seine Frau wurden mit einem Anti-Rassismus-Preis ausgezeichnet. Gemeinsam mit RFKs jüngster Tochter Kerry lächelten die Sussexes in die Kameras. Meghan trug ein weißes schulterfreies Kleid mit Schlitz, die Haare hatte sie zu einem Dutt frisiert. Auf der Bühne scherzte und lachte das Paar mit der Kennedy-Tochter, die sie interviewte.

Weniger gut dürfte die Stimmung auf der anderen Seite des Atlantiks gerade sein. Im Palast zählt man mutmaßlich die Stunden, bis die Dokuserie „Harry & Meghan“ am Donnerstag beim Streamingdienst Netflix veröffentlicht wird. „Niemand kennt die ganze Geschichte, wir kennen die ganze Geschichte“, sagt Prinz Harry im Trailer – unterlegt mit dramatischer Musik klingt das nicht umsonst wie eine Drohung.

Es geht um Rassismus und ignoriertes Leiden

Auf den Tag genau drei Monate nach dem Tod von Queen Elizabeth II. rückt die Doku den Zwist zwischen Harry und Meghan auf der einen und den „Senior Royals“ um König Charles III. und Prinz William auf der anderen Seite wieder in die Öffentlichkeit. Es geht um den Vorwurf des Rassismus und das vom Palast nicht verhinderte Leid, das – so empfindet das Paar es zumindest – Meghan und Harry angetan wurde, als sie selbst noch „Working Royals“ waren.

2020 hatten Harry und Meghan entschieden, dass sie rauswollen aus der „Firma“, wie Insider das Unternehmen Königshaus nennen. Seither leben sie mit ihren Kindern – dem dreijährigen Archie und der anderthalb Jahre alten Lilibet – in den USA. Bei ihrer Hochzeit 2018 war Großbritannien entzückt von „Harry’s girl“: einer amerikanischen Schauspielerin mit einer schwarzen Mutter und einem weißen Vater, meinungsstark und engagiert. Meghan werde für frischen Wind in der alten Monarchie sorgen, so der Medientenor. „Und dann hat sich alles verändert“, sagt das Paar im Trailer.

Harry vergleicht Meghan mit Diana

Im Trailer hört man Harry die „Hierarchie in der Familie“ und das „schmutziges Spiel“ am Hof anprangern. Es gebe „undichte Stellen“, durch die Privates an die Presse gelange. Der 38-Jährige beklagt „den Schmerz und das Leiden der Frauen, die in diese Institution einheiraten“. 

Harry meint damit natürlich seine Mutter Diana, die 1997 bei einem Autounfall in Paris starb, als Paparazzi den Wagen mit Lady Di durch die Straßen der französischen Metropole jagten. Er zieht die Parallele zu der Art, wie mit seiner Frau Meghan umgegangen wurde. „Ich hatte Angst, ich wollte nicht, dass sich die Geschichte wiederholt.“ Ihr sei klar geworden, dass das Königshaus sie niemals beschützen werde, sagt seine Frau. Vor ein paar Tagen sagte ein scheidender hochrangiger britischer Polizeibeamter, die Drohungen gegen Meghan seien „sehr real“ gewesen.

„Kein Kommentar“ vom Palast

Der Buckingham Palace äußert sich offiziell nicht zu der anstehenden Doku. Es heißt, König Charles und „Queen Consort“ Camilla seien „ein wenig genervt“ von den ständigen Anschuldigungen der Sussexes. Die Enthüllungen der sechsteiligen Serie könnten „schlimmer sein als das, was die Royals erwarten, es wird explosiv werden“, sagte ein Mitarbeiter des Streamingdienstes Netflix der Zeitung „The Mirror“.

Palastinsider steckten den britischen Zeitungen, vor allem Prinz William sei sauer und habe nicht vor, die Vorwürfe seines Bruders und seiner Schwägerin schweigend hinzunehmen. Der Prince of Wales ist der Einzige, der sich nach dem explosiven Oprah-Winfrey-Interview vergangenes Jahr zu einem Kommentar hinreißen ließ: Die Windsors seien „absolutely not“ eine rassistische Familie, antwortete William damals im Vorbeigehen einem Journalisten, der ihm die Frage zugerufen hatte. Die Beziehung der Brüder soll seit dem Oprah-Interview zerrüttet sein.

Die britische Boulevardpresse lässt indes keinen Zweifel, auf wessen Seite sie steht. „Sabotage“, „Kriegserklärung“, „Harry, warum hasst du deine Familie so sehr?“, titelten die Blätter. Sie werfen Harry und Meghan vor, mit ihren Enthüllungen vor allem Geld machen zu wollen. Beliebt sind die Sussexes in ihrer alten Heimat längst nicht mehr – nur einer rangiert in der Popularitätsskala noch hinter ihnen: Prinz Andrew.